Zum 35. Mal jährt sich in diesem Jahr der Mauerfall. Damit Deutschland schnellstmöglich zusammenwachsen konnte, leisteten zahlreiche Kommunen Anfang der 1990er-Jahre Aufbauhilfe in den neuen Bundesländern. Auch die Stadt Dietfurt war dabei. Sie sprang der Stadt Wechselburg in Sachsen beim Aufbau einer funktionierenden Verwaltung zur Seite.
Daraus entwickelte sich in den 1990er-Jahren eine lose Freundschaft zwischen den beiden Kommunen − sowohl auf privater als auch auf offizieller Ebene, um die es in den vergangenen Jahren recht still wurde. Nun soll die Verbindung wieder aufleben, wie Bürgermeister Bernd Mayr (FW) im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt.
Zur Vorgeschichte: Mehr als zwei Jahre lang waren Anfang der 1990er-Jahre der damalige Geschäftsführer Ernst Dietlmeier und Angestellte der Stadtverwaltung wiederholt vor Ort, um bei der Neuorganisation im Rathaus zu helfen. Bis zur Wende hatte es in Sachsen keine kommunale Selbstverwaltung gegeben. Im Gegenzug kamen auch Angestellte von dort ins Altmühltal. Dass es Wechselburg wurde, dem Dietfurt zur Seite sprang, ist ein reiner Zufall. Der Bayerische Gemeindetag hatte 1990 nach Schwarzenbruck eingeladen, um Gemeinden zu finden, die Verwaltungshilfe übernehmen. Die Stadt Dietfurt hatte sich dazu bereit erklärt und Wechselburg als Partnergemeinde zugewiesen bekommen. Noch vor der offiziellen Wiedervereinigung fuhr im September 1990 die erste Delegation nach Sachsen mit Bürgermeister Alois Hengl an der Spitze. Bürgermeister in Wechselburg war zu dieser Zeit war Thomas Eulenberger. Er zeigte den Dietfurtern den Ort an der Mulde, die Umgebung sowie Chemnitz und andere Orte aus der Region. Allmählich entwickelten sich so gute Beziehungen, dass diese auch auf andere Bereiche des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens ausgedehnt wurden.
Auch für Dietfurt brachte die neue Freundschaft viel Positives. So wurde durch die vielen Besucher und Urlauber aus Wechselburg und Umgebung ein neues Einzugsgebiet für den Tourismus erschlossen. Auch als die Verwaltung funktionierte, blieben die Kontakte bestehen. So fuhr der Dietfurter Kirchenchor nach Wechselburg, weitere Ausflüge folgten. Sogar ein Betriebsausflug der Stadt führte nach Sachsen, wie sich der ehemalige Dietfurter Bürgermeister Franz Stephan erinnert.
Doch dann kam es zu einem Wechsel an der Spitze des Rathauses in Wechselburg: 1994 wurde Thomas Eulenberger Bürgermeister von Penig, die Kontakte kamen weitgehend zum Erliegen. Eine Städtepartnerschaft war ohnehin nie geplant, denn Dietfurt sollte nur so weit helfen, wie es wirklich notwendig war.
Vor etwas mehr als zehn Jahren wurden die eingeschlafenen Beziehungen kurzzeitig neu belebt. Zusammen mit Altmühl-Jura wurde ein gemeinsamer Reiseführer herausgegeben, aber das war es dann auch schon.
Das soll sich nun ändern: Schon zum Dietfurter Sieben-Täler-Volksfest kommt Besuch aus Sachsen. Erwartet wird laut Bernd Mayr ein Bus mit 24 Personen mit Bürgermeister Daniel Bergert an der Spitze. Er war im September vergangenen Jahres in der Sieben-Täler-Stadt gewesen und hatte erste neue Kontakte geknüpft. Das Programm für den Besuch steht noch nicht komplett, doch soll die „alte Garde“, die sich federführend um die Wechselburger gekümmert hatte, eingeladen werden. Geplant sind ein Empfang im Rathaus, eine Stadtführung und natürlich der Besuch des Volksfests. Eine offizielle Partnerschaft wie mit dem chinesischen Nanjing wird Mayr zufolge nicht angestrebt, aber eine freundschaftliche lockere Beziehung wie anno dazumal soll es auf jeden Fall werden. Dass dann auch ein Gegenbesuch ansteht, versteht sich.
uke
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