Zum Gedenken, zur Erinnerung und zur Mahnung hat die Krieger- und Soldatenkameradschaft Töging-Ottmaring ihr 100-jähriges Gründungsfest begangen. Der Vorsitzende Franz Stephan und die anderen Mitglieder des Vorstandsgremiums hatten die Feier am Samstag organisiert.
Im Mai 1924 war in Töging ein Krieger- und Veteranenverein gegründet worden. Die aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrten Soldaten wollten den 18 gefallenen Kameraden ein Denkmal der Erinnerung setzen. Einbezogen wurde damals auch Anton Pfaller, der im Krieg von 1870/71 den Tod fand. Zu Ehren der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Kameraden erweiterte die Gemeinde Töging 1958 das Kriegerdenkmal. Auch in Ottmaring gedachte man 1924 mit einem Kriegerdenkmal der Gefallenen. Die Gemeinde erweiterte 1962 das Denkmal für die Toten des Zweiten Weltkrieges.
Zur Marschmusik der Töginger Blaskapelle bewegte sich ein langer Zug mit Mitgliedern aus dem kirchlichen Dienst, der Krieger- und Soldatenkameradschaft, Ehrengästen und Vereinen zur Pfarrkirche St. Bartholomäus. Den Festgottesdienst gestalteten Pfarrer Czeslaw Kubalski und der Töginger Männerchor mit der „Waldler Messe“.
„Frieden ist eine zarteund zerbrechliche Pflanze“
Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß es „Nie wieder Krieg“ und es herrschte viele Jahrzehnte Friede in Europa. Dem habe 2022 der Einmarsch Russlands in die Ukraine ein Ende gesetzt, sagte Pfarrkurat Kubalski. Das Ringen um Demokratie und Freiheit gebe es überall. Friede sei nichts Selbstverständliches, er sei eine zarte, zerbrechliche Pflanze, man müsse sie hegen und pflegen, man müsse aufeinander zugehen, auch im Privaten und in der Dorfgemeinschaft. „Friede ist mehr als das Fehlen von Streit“, betonte Kubalski. Friede oder „Shalom“ solle zwischen Mensch, Schöpfung und Gott herrschen. Frieden sei eine Aufgabe, ihn zu schaffen und zu stiften, sei die größte Herausforderung im Leben jedes Einzelnen. Frieden zu schaffen, liege in unserer Macht und Liebe sei ein sanftmütiger Weg zum Frieden. Und in einem Lied heißt es: „Selig seid ihr, wenn ihr Frieden macht.“
In den Fürbitten gedachte man aller Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. Namentlich erinnerte Franz Stephan an die toten Kameraden des Krieges 1939 bis 1945.
Nach dem Gottesdienst gedachte Pfarrkurat Kubalski am Kriegerdenkmal in Gebeten der Toten. Dann erinnerte Stephan an alle, die sinnlos ihr Leben lassen mussten. Jetzt konnten wir 79 Jahre in Frieden leben und wir könnten den Politikern dafür dankbar sein. „Die Aussöhnung Europas ermöglicht ein Leben in Frieden, Freiheit und Demokratie“, betonte Stephan. Er warnte vor rechtsradikalen und nationalistischen Stimmen, die sich erheben würden und bei denen man dagegenhalten müsse. Heute sei ein Tag des Gedenkens und der stillen Erinnerung sowie für ein Miteinander in Europa und in der Welt. Es sei auch ein Gedenken an die Menschen, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse, einem anderen Glauben und weil sie Widerstand leisteten. Dann senkten sich alle Fahnen, die Kapelle intonierte den „Guten Kameraden“ und drei Böllerschüsse krachten. Die „Bayernhymne“ und das „Deutschlandlied“ beendeten das würdige Gedenken am Kriegerdenkmal.
Dann fanden alle Teilnehmer einen Platz im Festzelt, das vor dem immer wieder aufkommenden Regen schützte. Der Töginger Kulturverein versorgte alle Besucher mit Essen und Getränken, die Musikkapelle spielte.
Der Vorsitzende Stephan begrüßte alle Vereine, speziell die Kriegervereine aus Kottingwörth und Dietfurt. Dem OGV Töging/Ottmaring/Grögling dankte er für die Pflege der Kriegerdenkmäler. Auch allen Helfenden für das Gelingen der 100-Jahr-Feier sprach er ein Dankeschön aus. Als Ehrengäste begrüßte Stephan die CSU-Bundestagsabgeordnete Susanne Hierl, Landrat Willibald Gailler und den Vize-Bürgermeister Konrad Leidl.
Kameradschaft bemühtsich um sozialen Ausgleich
In ihrem Grußwort bezeichnete es Susanne Hierl als eine große Leistung, dass die Kameradschaft seit 100 Jahren besteht, sich um sozialen Ausgleich bemüht und sich gegenseitig stützt. Heute dringe die Bedeutung der Bundeswehr wieder mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung. Sie stehe für Frieden und Freiheit. Hierl erinnerte an eine Wort der Römer: „Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ Sie sprach allen Angehörigen der Bundeswehr ihren Dank aus und dankte dem Vorsitzenden Stephan für die Traditionspflege.
Konrad Leidl gratulierte im Namen der Stadt und betonte: „Es ist wichtig, dass es die Kameradschaft heute noch gibt, jetzt, bei dem Krieg vor der Haustüre.“ Landrat Gailler freute sich, dass beim Gottesdienst die Namen derer verlesen worden waren, die ihre Leben verloren haben. Auch über das Kriegerdenkmal in der Mitte des Ortes freute er sich, denn so würden die Soldaten nicht vergessen. Dem Vorsitzenden Stephan dankte er für die Chronik und die Erinnerungspflege. Den Jungen riet er, den Frieden zu bewahren.
Zuletzt dankte Franz Stephan den langjährigen Mitgliedern und überreichte ihnen die Urkunden.
DK
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