Dietfurt
Von Großbränden und schlechtem Bier

Vortrag über die Tagebücher des Erbmüllers Georg Michael Plank im Dietfurter Kulturhaus

21.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:53 Uhr

Dietfurt/Breitenbrunn – Von 1801 bis 1833 hat er 30 Tagebücher geschrieben, 15 sind noch erhalten. Alles Mögliche hat er notiert, Arbeit und Vorkommnisse in der Familie oder auf Dörfern und in Städten, Kirche und große Politik haben ihn interessiert und Lotterie hat er auch gespielt.

Der Erbmüller Georg Michael Plank (1775 bis 1834) hat diese Tagebücher geschrieben und so wissen wir heute noch viel von ihm und der damaligen Zeit. Die Familie Plank hatte die noch vorhandenen Tagebücher der Stadt Dietfurt überlassen. Heimatpfleger Anton Zacherl hat sie studiert und darüber jetzt einen historischen Vortrag gehalten. Der Saal im Dietfurter Kulturhaus war beinahe überfüllt, so viele Interessierte aus Dietfurt, Berching und den umliegenden Dörfern waren gekommen. Sie alle wollten etwas aus dem Leben dieses Erbmüllers erfahren und Zacherl teilte viel davon in einer gelungenen Präsentation mit. Die Originaltagebücher hat Ernst Huber, Lehrer in Staadorf, in Maschinenschrift übertragen und Ingrid Frühauf aus Töging die Texte auf den Computer. So konnte Zacherl zur Person des Erbmüllers auch Verbindungen finden, die bis in die heutige Zeit reichen.

1798 heiratet der Tagebuchschreiber Georg Michael Plank von der Breitenfurter Mühle ein. Die Erbmühle gehörte seit jeher zur Pfarrei Gimpertshausen und früher auch zur Gemeinde Gimpertshausen. Seit 1. Juli 1972 gehört die Erbmühle zur Gemeinde Breitenbrunn. Als Müller und Sägewerksbesitzer war er eine angesehene Person und besaß noch eine Landwirtschaft.

Überregionale Zeitungen vom Pfarrer erhalten

Er war recht gebildet im Lesen, Schreiben und Rechnen. Plank informierte sich auch aus überregionalen Zeitungen, die er vom Pfarrer erhielt, der wohl ein Abo hatte.

So erfuhr der Erbmüller von den Kriegen Napoleons und anderen schlimmen Ereignissen in dieser Zeit. Er war stark katholisch geprägt, in Gimpertshausen Stiftungspfleger und in der Müller- und Bäckerinnung. Er kam weit herum, wie Zacherl berichtete. Zu Fuß schaffte er am Tag an die 30 Kilometer. Er kam bis nach Berching, Seubersdorf, Beilngries und Dietfurt. Mit Pferd und Wagen brachte er es auf 50 Kilometer und erreichte somit Freystadt, Neumarkt, Hemau und Riedenburg. Von Berufswegen interessierten ihn die Preise vom Getreide und schaute sich daher in der Schranne von Beilngries um.

Rechnen scheint ihm gefallen zu haben. Am 10. Januar 1812 war er 37 Jahre alt, hat seine bisherige Lebenszeit ausgerechnet und kam auf 13513 Tage oder 324312 Stunden. Zacherl hat nachgerechnet und alles war korrekt. In diesem Jahr ließ er vom Haffner Peter Auerbach aus Dietfurt einen Ofen setzen, ein Vorfahre von Franz Meister. Beim Metzger Gold kaufte er ein, Nachfahre ist die Metzgerei Schweiger. Mit dem Dietfurter Handelsmann Moser machte er Geschäfte. Den Fischerjahrtag und die Ölbergandacht besuchte der Erbmüller, außerdem notiert er am 7. Juli 1808, dass alle Kinder vom dritten Jahr an zur Pockenschutzimpfung, „zum Einimpfen“, nach Dietfurt kommen mussten.

Von der Hinrichtung eines Mörders in Beilngries berichtet er. Viele Neugierige und Gaffer waren da, auch aus der Pfarrei Gimpertshausen. Am Feldumgang daheim gingen nur ganz wenige Leute mit. Viele Ereignisse, erfreuliche und weniger schöne, hat Georg Michael Plank notiert, nie aber etwas von seiner Frau.

Den Großbrand in Dietfurt, dem sechs Anwesen zum Opfer fielen, darunter auch das Geburtshaus von Anton Zacherl, schrieb er auf. Das „böse“, also schlechte Bier, das der Wirt in Gimpertshausen ausschenkte, findet ebenso Erwähnung.

Hochzeit der Tochter ausführlich beschrieben

Ganz ausführlich schrieb er die Hochzeit seiner Tochter Walburga auf: Vom Kennenlernen des Bräutigams, eines Witwers in Kleinberghausen,dem richtigen Ausmachen, dem Brautkleidnähen beim Berchinger Handelsmann Pitt, dem Einholen der Leumundszeugnisse, vom Kammerwagen mit vier Pferden und der Hochzeit mit „Kopulation“ am 19. Februar und dem Festmahl in Weidenwang.

Im Oktober 1833 stellte der Erbmüller am rechten Fuß eine Hautkrankheit, den „Rothlauf“ fest. Weder der Doktor aus Beilngries noch eine Medizin konnte ihm helfen. Er machte seine letzte Beichte und erhielt vom Kaplan die Kommunion. Am 27. Januar 1834 starb Georg Michael Plank.

Anton Zacherl zeigte noch einige kurze Filme, darunter einen vom Wasserschloss des Johann Plank – vulgo Hennerer – das die Behörden sprengen ließen wegen fehlender Genehmigungen. Mit viel Beifall bedankte sich die große Zuhörerschaft über den interessanten und gelungenen historischen Vortrag.

grj