Dietfurt
Trüffel aus der Oberpfalz: Matthias Ferstl aus Eismannsdorf besitzt eine Plantage

23.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:41 Uhr

Eismannsdorf – Der Trüffel ist der kulinarisch wertvollste und teuerste Pilz überhaupt. Der unterirdisch wachsende Burgundertrüffel, der auch als „Schwarzes Gold“ bezeichnet wird, ist besonders schmackhaft. Er erreicht Kilopreise von bis zu 600 Euro. Matthias Ferstl aus Eismannsdorf in der Marktgemeinde Breitenbrunn hat jetzt eine mehr als drei Hektar große landwirtschaftliche Fläche in der Nähe seines Heimatdorfes in eine Trüffelplantage verwandelt.

Der 35-jährige Ferstl ist hauptberuflich als stellvertretender Leiter der Herstellung des Wirkstoffs THC auf Basis der Cannabispflanze in einem pharmazeutischen Unternehmen tätig. Zusammen mit seiner Frau Regine, die aus einem Gemüseanbaubetrieb im Nürnberger Knoblauchsland stammt, bewirtschaftet der Vater eines zweijährigen Sohnes eine Landwirtschaft im Nebenerwerb. Von Oktober 2010 bis Februar 2014 hat Ferstl Lebensmittelmanagement an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf studiert. „Ich war schon immer interessiert am Pflanzenanbau und das nicht unbedingt in Bezug auf die konventionelle Landwirtschaft“, erzählte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Vielmehr habe es ihn beispielsweise interessiert, weshalb bestimmte Pflanzen nur an bestimmten Standorten wachsen, welchen Einfluss bestimmte Orte, der sie umgebende Mikroorganismus, eine mögliche Zugabe von Biostimulanzien in den Boden oder das Licht auf das Wachstum der Pflanzen haben. „Ich betrachte den Pflanzenanbau eben immer gerne von seiner wissenschaftlichen Seite“, so Ferstl.

Die Trüffelplantage die der Nebenerwerbslandwirt jetzt auf einer mehr als drei Hektar großen landwirtschaftlichen Fläche angelegt hat, ist bereits seine zweite. Die erste ist eine Art Pilotplantage, auf deren Basis er im Jahr 2020 in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf eine Projektstudie zu der nun neu angelegten Plantage angeregt hat. Man sieht es dem Acker auf den ersten Blick nicht an, dass es sich dabei um eine neue Trüffelplantage handelt. In dem abgezäunten Areal erinnert vieles eher an eine kleine Obstplantage.

Nach einem genauen Pflanzplan hat Ferstl mit Unterstützung von Arbeitskräften der Waldbesitzervereinigung Parsberg 1876 Haselnusssträucher, 179 Hainbuchen-Setzlinge, 24 Eichen und 68 weitere Begleitsträucher exakt in Reih und Glied in die Erde gebracht. Das Besondere daran ist: In einer darauf spezialisierten Baumschule wurden all diese Pflanzen mit den Sporen der Trüffel beimpft und weiter kultiviert, bevor sie nun im November gepflanzt wurden. „Sowohl auf meiner Pilotplantage als auch auf der neuen, kommt dabei ausschließlich der Trüffelpilz tuber ucinatum, besser bekannt als Burgundertrüffel zum Einsatz“, erklärte Ferstl.

Die Plantagen sollen nun solange Trüffel produzieren, solange die dazugehörigen Wirtspflanzen leben. Dazu gehen laut Ferstl das Trüffelmyzel und die Wirtspflanze eine Symbiose ein. Das bedeutet, sie tauschen untereinander Nährstoffe, Kohlenhydrate, Wasser, Spurenelemente und dergleichen aus. Ferstl rechnet mit den ersten Erträgen auf der neuen Plantage ab dem sechsten Standjahr, also voraussichtlich 2028. Ab dem neunten bis elften Standjahr soll sich dann der Vollertrag einstellen. Bei der Pilotplantage erhofft er sich allerdings bereits im Herbst 2024 die ersten Erträge.

Stolz sind Ferstl und seine Frau Regine schon ein klein wenig auf das Geschaffene. „Wir besitzen nun nach aktuellen Stand, ungefähr zwei Prozent der Gesamtanbaufläche für Trüffel in Deutschland“, so Ferstl. Über den Winter möchte er sich bezüglich der Anschaffung einer Tröpfchenbewässerung beraten lassen, um auch für trockene Sommer gut gerüstet zu sein. „Diese dürften es ja in Zukunft wahrscheinlich immer häufiger geben“, stellt er fest.

Eine weitere Anschaffung haben die Ferstls auch schon ins Auge gefasst: Im nächsten Frühjahr muss ein ausgebildeter Trüffel-Hund her, der die wertvollen und toll schmeckenden Knollen im Boden aufspürt beziehungsweise erschnüffelt. „Viele meinen ja immer noch, dass es dafür eines Trüffel-Schweines bedarf. Aber dafür werden schon seit langer Zeit Hunde eingesetzt.“

swp