Die Enttäuschung über die verpasste Goldmedaille hielt bei Christoph Öttl nur kurz an. Schon wenige Stunden nach dem Wettkampf überwog beim Stockschützen vom SC Zell bereits der Stolz über das Erreichte. Platz zwei im Einzel-Zielwettbewerb bei der Deutschen Meisterschaft in Kühbach kann sich schließlich sehen lassen. Der ehemalige Nationalspieler mischt auch mit mittlerweile 40 Jahren noch immer ganz vorne mit.
„Ich bin natürlich zufrieden. Silber glänzt auch schön, habe ich festgestellt – auch wenn Gold natürlich noch schöner glänzt“, meinte Öttl. Platz eins sei möglich gewesen, dafür habe er aber zu viele kleine Fehler gemacht. Und auch das nötige Quäntchen Glück habe gefehlt. „Aber unterm Strich freue ich mich genauso stark wie letztes Jahr über den Einzeltitel. Man muss es erstmal über Jahre schaffen, immer konsequent vorne dabei zu sein.“
Nach der Vorrunde noch auf Kurs Titelverteidigung
Im vergangenen Jahr war Öttl erstmals in seiner ruhmreichen Karriere Deutscher Meister im Einzel geworden. Als Titelverteidiger und zusätzlich auch Bayerischer Meister ging der Zeller am Sonntag selbstbewusst an den Start: „Ich bin definitiv mit dem Anspruch hingegangen, eine Medaille zu holen. Natürlich habe ich auf Gold geschielt, das muss ich ganz ehrlich sagen.“
Nach der Vorrunde, in der alle 20 qualifizierten Teilnehmer an den Start gingen, lag Öttl mit 211 Punkten sogar auf Platz eins. Die Verfolger Christian Thurner (ESV Wang) und Marcel Porst (RSV Büblingshausen) folgten allerdings mit nur einem beziehungsweise zwei Punkten Abstand. In der Finalrunde startete Öttl zunächst stark, in den finalen vier Versuchen musste er dann aber Porst vorbeiziehen lassen, der sich mit neun Punkten Vorsprung den Deutschen Meistertitel sicherte. Dennoch: Mit insgesamt 639 Punkten ist Öttl zufrieden: „Die Punktezahl ist völlig in Ordnung – ich habe sogar mehr Punkte geholt als letztes Jahr, als ich Deutscher Meister wurde.“
Öttl macht im Team den Unterschied
Neben dem Einzel trat Öttl auch im Mannschaftswettbewerb an. Mit dem Bayern-Team wurde er dabei der Favoritenrolle gerecht – souverän holte das Süd-Team rund um den Zeller die Goldmedaille. „Dieses Jahr war es ein bisschen speziell, weil doch einige überraschend weit vorne platziert waren, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hat“, meinte er. Neben ihm war noch ein zweiter ehemaliger Nationalmannschaftsspieler im bayerischen Viererteam vertreten, dazu allerdings auch zwei unbekannte Spieler. „Aber im Nachhinein muss man sagen, dass es sehr gut gelaufen ist. Es haben alle eine gute Leistung gebracht.“
Michael Hasreiter führte die Bayern-Auswahl zunächst auf Rang zwei, ehe Manuel Schmid dafür sorgte, dass die Öttl-Elf nach Punkten zur Region Südwest aufschloss. Dann war Öttl selbst an der Reihe. Nach ihm musste Philipp Kleynmans den deutlichen Vorsprung nur noch ins Ziel bringen. Dazu Öttl: „Ich bin sehr zufrieden, weil ich eine sehr hohe Punktzahl geholt und uns somit auf Goldkurs gebracht habe.“
Besondere Bedeutung für den Zeller
Stellt sich nur die Frage, welchen Stellenwert diese Medaillen für den langjährigen Nationalspieler haben. Schließlich stehen in seinem Regal bereits ganz andere Auszeichnungen, etwa eine Einzel-Bronzemedaille von der Weltmeisterschaft 2016 oder auch drei WM-Goldmedaillen mit dem Team. „Das sind die höchsten Titelkämpfe in Deutschland, die nehmen für mich persönlich einen extrem hohen Stellenwert ein. Seit ich aus der Nationalmannschaft zurückgetreten bin, gibt es nichts höheres mehr zu erreichen. Das sind meine jetzigen Weltmeistertitel“, betont Öttl. „Es macht mich schon happy, dass ich mit 40 den deutlich Jüngeren nicht bloß Paroli bieten, sondern einen Großteil immer noch hinter mir lassen kann.“
Die Sommersaison ist für den hauptberuflichen Individualkundenberater nun abgeschlossen. Nach einer kurzen Pause geht ab Oktober die Wintersaison los. Dann will er mit der Mannschaft des SC Zell den sofortigen Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga schaffen. Und vielleicht auch bei den Deutschen Meisterschaften wieder so manche Medaille holen.
DK
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