Drei Tage hat die Ernte gedauert, die sage und schreibe 145 Kilo Kiwis eingebracht hat. Vor etwa 20 Jahren hat Richard Salzinger aus einer Kiwifrucht, die er in der Toskana geschenkt bekam, die Kerne herausgenommen und Pflänzchen gezogen. Zwei der Pflanzen hat der Dietfurter (Landkreis Neumarkt) bei sich an der Terrasse eingepflanzt.
„Eigentlich wollte ich mit den Kiwis einen Sonnenschutz pflanzen. Ich habe gewusst, dass die Pflanze groß wird und mit der richtigen Rankhilfe ein Blätterdach bilden kann. Dass es so schnell geht und sie bereits nach ein paar Jahren unsere Terrasse überdecken würde, damit hatte ich nicht gerechnet“, gesteht der Mann mit dem grünen Daumen.
Viele Pflanzen wachsen auf seiner Terrasse, die man hier nicht vermuten würde. Die meisten davon hat er selbst gezogen: Zitronen- und Orangenbäume, Nektarinen und Pfirsiche, Oleander und Fuchsien in verschiedenen Farben. Auch ein Feigenbaum gedeiht wunderbar, auch er hat heuer viele Früchte getragen. Weiter wachsen in diesem Pflanzenparadies einige seltene Palmen, die Salzinger vor Jahren in Teneriffa am Flughafen gekauft hat.
„Ich hätte nie gedacht, dass die Pflanze einmal blühen würde“
Dass Kiwis auch bei uns Wurzeln schlagen können, damit hatte Salzinger nicht gerechnet. „Ich hätte nie gedacht, dass die Pflanze einmal blühen würde, geschweige denn, Früchte tragen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach zehn Jahren blühte die Kiwi-Pflanze zum ersten Mal. Damals waren es noch einige wenige Früchte. Reif werden sie Ende Oktober, Anfang November. „Die letzten Jahre wurden es immer mehr. Vergangenes Jahr habe ich 80 Kilo geerntet. Heuer waren es noch viel mehr – insgesamt 145 Kilo Kiwis, die ich von der Pflanze geholt habe. Die dreitägige Ernte war sehr anstrengend, doch jetzt ist sie abgeschlossen“, freut sich der Hobbygärtner.
Ursprünglich kommt die Kiwi aus China, Australien und Neuseeland, weiß Salzinger. Ihre Frucht ist reich an Vitamin C und gedeiht in Europa nur an sonnigen Standorten wie Italien, Spanien, Frankreich und Griechenland. Kiwis gibt es erst seit etwas mehr als 70 Jahren in Europa. Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie überwiegend in China bekannt. Dann wurden sie unter dem Namen „Chinesische Stachelbeere“ nach Neuseeland eingeführt. Der erste Export erfolgte 1952 nach England. Marketingexperten kamen kurz darauf auf die Idee, die „Chinesische Stachelbeere“ in Kiwi umzutaufen, dem Wappentier Neuseelands.
So groß wie heuer waren die Früchte noch nie
Oft nehmen Richard und seine Frau Hildegard die Früchte in die Hand. Anfangs sind sie pelzig. Durch das Reiben verlieren sie ihren Pelz und werden glatt. Die Früchte müssen vor dem ersten Frost geerntet werden. Doch da sie sind noch sehr hart und nicht reif. Erst um Weihnachten, wenn sie in einem geschützten frostsicheren Raum nachgereift sind, können sie verzehrt werden. Besonders gut ist das Gelee, das die Familie Salzinger daraus herstellt. Dafür werden die kleineren Exemplare verwendet. So groß wie heuer waren die Früchte noch nie. Der viele Regen und die hohen Temperaturen im August haben das Obst besonders gut wachsen lassen.
„Wenn die Pflanze Ende Mai blüht, dann summt es überall. Die Hummeln lieben die Blüte der Kiwi und sind emsig unterwegs. Nach nur zwei Tagen fallen die wunderschönen Blüten ab“, schwärmt Salzinger. Es sei auch schon vorgekommen, dass es nach der Blüte noch einmal Frost gegeben hat. Dann seien die meisten Früchte abgefallen. Doch in den vergangenen Jahren hatte die Familie Glück mit ihrer exotischen Frucht. Man freut sich jetzt schon darauf, wenn das Obst reif ist und gegessen werden kann.
pmd
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