Im Februar vor 464 Jahren ist Graf Johann Tserclaes von Tilly auf Schloss Tilly im heute belgischen Brabant geboren worden. Beim Tillyfest am kommenden Wochenende wird im Marktflecken Breitenbrunn der erste und größte Besuch des Reichsgrafen und Feldmarschalls in seiner Herrschaft gefeiert.
Dieser jährt sich übrigens im Juni 2024 zum 400. Mal. Wenn man Breitenbrunn besucht, sich dort aufmerksam umschaut, Kirchen und sonstige Baudenkmäler besichtigt oder das kulturelle Leben durchforstet, dann landet man automatisch auf Spuren, die untrennbar mit dem Namen derer von Tilly verbunden sind. Seit fünf Jahren erinnert auf der Verkehrsinsel am Ortseingang neben der Staatsstraße 2234 ein Gedenkstein an die Familie von Tilly, die im Schloss Breitenegg sowie im Markt selbst gelebt und über einen Zeitraum von 120 Jahren die Entwicklung des Ortes maßgeblich beeinflusst hatte.
Anlässlich des Tillyfestes lohnt sich ein Blick auf diese Epoche. Graf Tilly war schon 65 Jahre alt, als ihm Kurfürst Maximilian I. im Mai 1624 die Herrschaft, das Schloss und das Gericht „Praitenegg“ sowie den Markt Breitenbrunn schenkte. Er konnte bis zu seinem Ableben 1632 sicherlich nicht viele Tage das Leben in seiner Herrschaft genießen, der Krieg ließ es nicht zu, aber der Graf ist auch heute noch allgegenwärtig. Man denke unter anderem an die Gründung der Rosenkranzbruderschaft, die Rückgabe der länger als 30 Jahre in München verwahrten Wildensteiner Monstranz oder an die Erweiterung der Herrschaft um die Ämter Freystadt, Helfenberg, Hohenfels und Holnstein.
So kann man seinen Nachfolger und Neffen Werner Tserclaes von Tilly wahrscheinlich als den ersten richtigen Herrn über Breitenbrunn aus dem Geschlecht der Grafen von Tilly bezeichnen. 18 Jahre lebte der auf Breitenegg und hinterließ dem Markt ein kostbares Erinnerungsstück: eine seidene Regimentsfahne mit einer persönlichen Widmung von Kurfürst Maximilian. Die Fahne ist heute im Rathaus zu sehen. Werner Tserclaes von Tilly starb 1651. In seine Zeit fiel die Erneuerung der Marienkapelle, aus der später die Friedhofskirche Mater dolorosa entstand.
1651 übernahm Werners Sohn Ernst Emmerich, Reichsgraf von Tilly für 24 Jahre die Herrschaft Breitenegg. Sein Erbe ging an Sohn Ferdinand Lorenz, an den noch heute viele Bauten erinnern, zum Beispiel die Erweiterung der Sebastianskirche und der Neubau des Langhauses der Pfarrkirche. Am 9. Januar 1724 starb Graf Ferdinand Lorenz, auf ihn folgte Gräfin Maria Anna Katharina von Tilly-Montfort. In ihre Zeit fielen unter anderem der Bau der Friedhofskirche Mater dolorosa, der Ausbau des Turms der Pfarrkirche, die Erweiterung der Filialkirche St. Thomas in Buch und 1740 der Neubau des Tilly-Schlosses in Breitenbrunn. In diesem Schloss konnte die Gräfin nicht lange residieren, sie starb am 21. Juli 1744 und die Zeit derer von Tilly war nach 120 Jahren zu Ende.
Einmal im Jahr kehren Graf Johann Tserclaes von Tilly und seine Nachfahrin Gräfin Maria Anna Katharina, nach Breitenbrunn zurück – zum Tillyfest.
Bei der Abschlussbesprechung wurden die Vertreter der Gruppen übrigens dazu aufgerufen, sich schon einmal darüber Gedanken zu machen, wie man 2024 den 400. Jahrestag des Besuchs des Grafen besonders würdigen könnte.
swp