Die Feuerwehren im Landkreis Neumarkt wurden seit dem Einsetzen der starken Regenfälle am Samstag zu rund 180 Einsätzen alarmiert. Es gab zahlreiche vollgelaufene Keller, überflutete Straßen oder Sicherungsmaßnahmen.
Kreisbrandmeister Daniel Gottschalk zieht ein vorläufige Bilanz. Bereits gegen 11 Uhr am Samstagvormittag musste im Gemeindebereich Postbauer-Heng ein Wasserschaden in einem Wohnhaus beseitigt werden. In Freystadt musste ein ungestützter Baum auf der Verbindungsstraße von Ohausen nach Sulzkirchen entfernt werden. Im Gemeindebereich Hohenfels stand eine größere Halle unter Wasser und musste ausgepumpt werden.
Auch im Gemeindebereich Velburg musste der Keller eines Einfamilienhauses ausgepumpt werden. Zeitweise unterstützen Feuerwehrkräfte im Rahmen der überörtlichen Hilfeleistung auch im Nachbarlandkreis im Ortsbereich Oberpfraundorf bei Einsätzen aufgrund von Fahrbahn- und Gebäudeüberflutungen.
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Ein umfangreicherer Einsatz war bereits am Nachmittag gegen 15 Uhr auf der Autobahn A 3 zwischen Parsberg und Beratzhausen im Gang. Dort war die Fahrbahn in beiden Fahrtrichtungen infolge Überflutung unbefahrbar. Die Feuerwehren aus Parsberg und Velburg sowie aus dem Nachbarlandkreis hatten dort zunächst die Vollsperrung und Ausleitung des Verkehrs übernommen. Im weiteren Einsatzverlauf wurde sodann mit umfangreichen Abpumpmaßnahmen begonnen, zu denen auch die Ortsverbände Parsberg und Neumarkt des Technischen Hilfswerkes hinzualarmiert wurden. Das Technische Hilfswerk unterstützte insbesondere mit Sandsäcken und Pumpen.
Zahlreiche Einsätze im kompletten Landkreis
Die weiteren Einsätze verteilten sich sodann dabei flächendeckend über den Landkreis und fast alle Gemeinden, quantitative Schwerpunkte des Einsatzgeschehens waren das Stadtgebiet Neumarkt mit rund 41 Einsätzen, das Gemeindegebiet Mühlhausen mit rund 25 Einsätzen, das Gemeindegebiet Pilsach mit rund 20 Einsätzen und das Stadtgebiet Velburg mit rund 18 Einsätzen.
Weitere Einsätze waren auch die Gemeinden Sengenthal, Parsberg, Berg, Berching, Dietfurt, Freystadt, Hohenfels und Berngau zu verzeichnen. Zur Bewältigung des Einsatzaufkommens waren rund 60 Feuerwehren und rund 600 Ehrenamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr eingesetzt. Zudem die THW Ortsverbände Parsberg und Neumarkt sowie das BRK Neumarkt.
Bis in die Nacht hinein Sandsäcke gefüllt
Auf dem Gelände des THW Neumarkt wurde eine Sandsackfüllanlage aufgebaut und in Betrieb genommen. Bis in die Nacht hinein wurden dort mehrere tausend Sandsäcke befüllt, die teilweise umgehend an die Einsatzstellen verbracht, teilweise aber auch vorsorglich in den einzelnen Gemeinden bevorratet werden. Die Koordination der Einsätze und aller eingesetzten Einheiten erfolgte durch die Kreiseinsatzzentrale des Landkreises Neumarkt, die am Bauhof in Berg stationiert war.
Feuerwehr evakuiert Tiere aus Bauernhof
Im Pilsacher Ortsteil Schneemühle mussten Personen und Tiere aus einem Anwesen evakuiert werden. In den übrigen Fällen waren jeweils Fahrbahn- und Gebäudeüberflutungen zu beseitigen und Fahrbahnen zu reinigen. Personenschäden sind nicht bekannt geworden, sodass es in allen Fällen glücklicherweise bei Sachschäden blieb. Im Verlauf der Schwarzach im Gemeindebereich Berg wurden in den frühen Nachtstunden deutliche Ausuferungen und steigende Pegelstände festgestellt. Einige Anwesen wurden überflutet, einige Anwesen mussten gewarnt und mit Sandsackdämmen geschützt werden.
Vorbildliche Zusammenarbeit
Die Einsätze konnten bis auf Einzelfälle bis 3.30 Uhr am Snntagmorgen abgearbeitet werden. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den zuständigen Straßenbaulastträgern funktionierte dabei hervorragend. Vielerorts kamen auch Landwirte mit ihren Gerätschaften zu Hilfe. Bereits seit kurz nach 6 Uhr werden wieder zwei Einsätze von den zuständigen Wehren abgearbeitet. Aufgrund der gesättigten Böden kann durch weitere Regenfälle mit weiteren Einsätzen gerechnet werden.
Notfallkonzept in Velburg hat sich bewährt
Im Gemeindebereich der Stadt Velburg spricht Bürgermeister Christian Schmid von einer teilweise dramatischen Lage. „Wir hatten mehr als 200 Einsatzkräfte, zum Teil auch aus Nachbargemeinden im Einsatz“, sagte er unserem Medienhaus. Schwerpunkte waren vor allem Richterhof, Altenveldorf, Schallermühle, Velburg selbst, Deusmauer und Dankersdorf.
Bewährt habe sich in diesem Zusammenhang das Notfallkonzept der Stadt. Schmid: „Wir haben dafür viel investiert und eine große Zahl Sandsäcke vorher gefüllt. Das hat sich gelohnt. Wir haben jeden verfügbaren Sandsack gebraucht.“ Als besonders positiv stellt der Velburger Bürgermeister auch die Leistung der Zivilbevölkerung dar. Nicht nur die Ehrenamtlichen von Feuerwehr und THW hätten fleißig angepackt, auch die Dorfgemeinschaften hätten geholfen.
Landwirte rücken mit Traktoren an
Besonderes Lob hatte er für die Landwirte der Gemeinde übrig. „Sie sind ohne Aufforderung mit ihren Traktoren angerückt und haben vor allem in Richterhof Unmengen von Wasser abgepumpt und weggefahren“, berichtet er. Der Einsatz hätte bis etwas 3.30 Uhr gedauert. Inzwischen sei die Lage stabil. „Wir haben mit den Aufräumarbeiten begonnen“, sagte er.
Abgesehen von der gesperrten Autobahn A3 war die Lage im Gemeindebereich der Stadt Parsberg laut Feuerwehrkommandant Philipp Meierhofer nicht so dramatisch wie an anderen Stellen im Landkreis Neumarkt. Meierhofer berichtet unserem Medienhaus von neun Einsätzen im Stadtgebiet Parsberg sowie den Ortsteilen Eglwang und Klapfenberg. Hier standen Keller unter Wasser. Außerdem waren einige Straßen überflutet.
Lage im Landkreis Eichstätt weiter angespannt
Im Landkreis Eichstätt berichtet das Landratsamt am Sonntagmorgen von stabilen Pegelständen im Westen und einer kritischen Lage im östlicher Landkreis. Auch wenn die Pegel im westlichen Landkreis um die Gailach leicht rückläufig sind und viele Gebäude mit Sandsäcken gesichert werden konnten, kann aufgrund des weiterhin angesagten Regen noch von keiner Entspannung gesprochen werden.
Die Lage im gesamten Landkreis ist weiterhin angespannt und wird von den Einsatzkräften und der Kreiseinsatzzentrale laufend beobachtet. In verschiedenen Bereichen wird seitens des Landkreises überörtliche Hilfe geleistet. So wurden die Feuerwehren Workerszell, Schelldorf, Wasserzell, Attenzell, Pfalzpaint und Pfahldorf angefordert, um Sandsäcke zu befüllen.
Der Paardamm bei Großmehring muss auf einer Länge von mehreren Kilometern mit Sandsäcken verstärkt werden. Hierzu hat der Landkreis auch aus Nachbarlandkreisen lee-re Sandsäcke zur Befüllung anfordert.
Bürgerinnen und Bürger in betroffenen Gebieten werden gebeten, sich bei Fragen nach Hilfe oder Unterstützung an die örtliche Feuerwehr oder Gemeinde zu wenden.
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Hinter dem NeuenMarkt hat sich die Schwarzach am Sonntagmorgen schon wieder in ihr Bett zurückgezogen. Foto: Eva Gaupp

Der See im LGS-Park ist randvoll. Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Neumarkt kontrollieren die Abflüsse. Foto: Eva Gaupp

Die Regenrückhaltebecken in Neumarkt sind gefordert, sie erfüllen aber ihren Zweck und schützen die Bürger wie hier in Pölling. Foto: Eva Gaupp

Die Feuerwehr in Altenveldorf (Stadt Velburg) kämpft mit Sandsäcken gegen die Fluten. Foto: Daniel Gottschalk

Beim Pilsacher Ortsteil Litzlohe wurden das Straßenbankett aufgewühlt und Schotter auf die Straße gespült. Foto: Daniel Gottschalk

In Velburg war auch Bürgermeister Christian Schmid in der Nacht am Kampf gegen die Wassermassen beteiligt. Foto: Christian Schmid

In Velburg, hier im Ortsteil Richterhof, packten die Landwirte mit an und rückten mit ihren Traktoren aus, um der Feuerwehr zu helfen Foto: Christian Schmid

Neben vielen anderen Ortsteilen war Richterhof in Velburg extrem vom Hochwasser betroffen. Foto: Christian Schmid

Mit überfluteten Straßen hatte die Feuerwehr auch im Gemeindebereich Mühlhausen zu kämpfen. Foto: Fabian Schreiner

Hochwassermassen machten Straßen und Weg in Sulzbürg (Gemeinde Mühlhausen) unpassierbar. Foto: Fabian Schreiner

In Rohr in der Gemeinde Freystadt ist die Schwarzach am Ortsrand über die Ufer getreten. Die Flurstraße nach Ebenried ist zur Zeit nicht passierbar. Foto: Heike Regnet

Die Autobahn A3 zwischen Parsberg und Beratzhausen glich am Samstagnachmittag einem Fluss. Foto: Philipp Meierhofer