Dietfurt
Futtermittel aus eigenem Anbau

Ottmaringer Milchviehhalter setzt auf die Weiße Lupine, um die kriegsbedingten Ausfälle auszugleichen

05.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:37 Uhr

Den Süßlupinensamen säen Ottmar Rösch und sein Sohn Simon an, um sich selbst mit Tierfutter zu versorgen. Die Lupinen machen sich auch gut im Vorgarten, denn wenn sie blühen, sind sie ein echter Blickfang. Foto: Hradetzky

Von Katrin Hradetzky

Ottmaring – Der Krieg in der Ukraine hat viele Auswirkungen auf Deutschland. In der Landwirtschaft sind die negativen Folgen besonders zu spüren, denn die Preise für Futtermittel steigen exorbitant. Ein Ottmaringer Landwirt will nun sein Viehfutter selbst anbauen: Weiße Lupinen.

Ottmar Rösch hat in dem Dietfurter Ortsteil einen Milchviehbetrieb mit rund 130 Kühen. Diese muss er satt bekommen, Jahr für Jahr. „Die Preise für Saatgut und auch für Energie haben sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine verdoppelt und die Düngemittelpreise verdreifacht. Aber auch die Preise für Futtermittel sind enorm gestiegen“, berichtet er. Denn ein wesentlicher Teil der wichtigsten Futtermittel, die nach Deutschland importiert werden, stammte bislang aus der Ukraine.

Der Preis für Rapsschrot zum Beispiel habe sich seit dem russischen Angriff auf das Land verdreifacht, ebenso die Sojapreise. „Gerade die Eiweißfuttermittel sind wegen der höheren Rohstoffpreise teurer geworden“, erklärt Rösch. Gentechnikfreie Futtermittel wurden jetzt meist aus der Ukraine und aus Russland importiert, nachdem der deutsche Agrarsektor den Import aus Übersee wegen der Abholzung von Urwäldern für den Anbau von Soja mehr und mehr reduziert hatte.

Ottmar Rösch und sein Sohn Simon haben überlegt, wie sie sich ob der Preissteigerungen selbst helfen können, und haben deshalb recherchiert. Dabei sind sie auf die Weiße Lupine gestoßen und entschieden sich dafür, diese versuchsweise anzubauen. Die Weiße Lupine hat sehr viele positive Eigenschaften, unter anderem einen hohen Eiweißgehalt. Sie ist für die Tiere auch leicht verdaulich. Lupinenprodukte werden auch für Nahrungsmittel immer öfter verwendet.

Die Süßlupine, die Rösch im April ausgesät hat und aus der andernorts auch Mehl hergestellt wird, soll im Stall von Familie Rösch zunächst als Tierfutter dienen. „Außerdem ist sie ein tolles Futter für unsere Bienen, denn die sammeln den Nektar aus der Lupinenblüte“, sagt Rösch. Ein weiterer Vorteil der Pflanze sei, dass die Lupinen als Leguminosen keinerlei Stickstoffdüngung benötigen, sie brauchen nur Schwefel und Magnesium. Ottmar Rösch kann durch den Anbau der Süßlupine wenigstens einen Teil der schnell steigenden Produktionskosten auffangen, denn Stickstoffdünger, der vor allem in Russland produziert wird, war schon vor dem Ukraine-Krieg knapp. Dass der deutsche Agrarsektor den Preisanstieg stark spürt, davon ist Rösch überzeugt. Dass bei uns die Nahrungsmittel knapp werden, das glaubt er hingegen nicht. „Wir könnten in Deutschland wohl 90 Prozent des Lebensmittelbedarfs selbst decken.“

Die Familie Rösch probiert öfter mal etwas Innovatives aus. Der Landwirt und sein Sohn Simon hatten schon gute Erfolge mit dem Anbau von Fenchel, heuer ist die Süßlupine an der Reihe, deren Eiweißqualität mit der der Sojabohne vergleichbar ist. Sie folgt auf den Fenchel, da dieser sonst die Böden auslaugen würde. Neben dem Fenchelfeld wurde im vergangenen Jahr ein Bienenwagen aufgestellt und Fenchelhonig produziert.

Auch sonst ist der Betrieb immer auf dem neuesten Stand der Zeit. Die Familie Rösch stellt gerade ihren Milchviehstall auf Roboter um. Zwei Roboter übernehmen in Zukunft das Melken der Milchkühe. Jeder von ihnen schafft pro Tag 60 Kühe, was eine enorme Arbeitserleichterung für den Landwirt darstellt.

DK