Dietfurt
Fest in Frauenhand

Glockenverein vor 50 Jahren aus der Taufe gehoben – Lange Zeit durften nur Männer beitreten

31.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:29 Uhr

Vor allem die Ausflüge sind beliebt. Das Foto entstand vor vier Jahren. Foto: Patzelt (Repro)

Arnsdorf – Ein bis heute äußerst beliebter Stammtischverein feiert Jubiläum. Vor 50 Jahren, im Dezember 1972, wurde der Glockenverein „Edelweiß“ Arnsdorf aus der Taufe gehoben. Besonders beliebt sind die alljährlichen Vereinsausflüge, Grillfeste und Watt-Turniere.

Bei der Gründung waren es zehn Mitglieder – heute zählt der Verein bereits ein Mehrfaches. Folgende Personen ließen sich als Gründungsmitglieder eintragen: Heinrich Gerneth, Hans Schultes, Alois Knitl, Josef Knitl, Konrad Amberger, Alois Hofbauer, Franz Koller, Albert Pfaller, Max Sturm und Michael Hochmut.
Als erster Vorsitzender stellte sich Heinrich Gerneth zur Verfügung und Alois Hofbauer fungierte als sein Stellvertreter. Die Kasse verwaltete Alois Knitl und Albert Pfaller kümmerte sich um die Schriftführung. „Früher ging es noch ganz schön streng zu bei unserem Verein. Wenn man das damalige Vereinslokal Sturm in Arnsdorf betrat, musste man das am Stammtisch herunterhängende Sortiment an vier Glöckchen läuten. Das Gleiche galt auch vor dem Nachhausegehen. Wer das vergaß, war verpflichtet, eine Geldbuße von 50 Pfennig in die Kasse zu legen“, erinnert sich die Vorsitzende Walli Karg aus Wolfsbuch an die Gründungsjahre zurück. Wenn allerdings ein Nichtmitglied läutete, musste es dem Glockenverein einen Obolus von einer Mark entrichten. Den gleichen Betrag hatte man zu blechen, wenn man die kleinen Glocken, die am Stammtischschild herunterhingen, während des Aufenthalts in der Gastwirtschaft lediglich berührte oder gar zum Läuten brachte. Der Vereinswirt übernahm dabei die Kontrolle.

Der Wirt hatte aber noch weitere Verpflichtungen. Wenn er einem Mitglied ein Bier oder anderes Getränk an den Stammtisch brachte, musste er ebenfalls die Glöckchen erklingen lassen. Bei Nichtbeachtung dieser Vorschrift waren genauso 50 Pfennig in die Vereinskasse fällig. 50 Pfennig musste auch das Mitglied bezahlen, welches einer der monatlichen Versammlungen fernblieb. Im Gründungsjahr führte vor allem eine Christbaumversteigerung zu einem satten Plus von 980 Mark in der Kasse. Und am 13. Januar 1973 waren alle Mitglieder zu einem „großen Spanferkelessen“ ins Vereinslokal Sturm eingeladen.

Der Verein verzeichnete in den Folgejahren einen enormen Mitgliederzuwachs. Zum 20-jährigen Bestehen gehörten ihm bereits 65, zum 30. Geburtstag 99 und zum 40-jährigen Bestehen 116 Männer und Frauen an.

Nachdem das Gasthaus Sturm in Arnsdorf seine Tore schloss, wo sich die „Glöckler“ jeden letzten Samstag im Monat getroffen hatten, siedelte der Verein in die Wolfsbucher Gaststätte Schmid um.

Waren es bei der Gründung nur Männer, die dem Verein angehörten und auch die Vereinsführung in fester Hand hatten, besetzen heute vor allem die Frauen die Posten im Vorstand. Im Jahr 1987 gab es eine heftige Krise und der Glockenverein stand kurz vor der Auflösung. Aber nun schritten die Frauen ein und übernahmen das Ruder. Johanna Fehlner, Walli Karg, Anni Schultes und Walli Koller zeigten so richtig Frauenpower.

Seitdem leitet Walli Karg die Geschicke des Vereins mit viel Herzblut und riesigem Engagement. Und heute ist alles viel lockerer geworden. „Das ist auch gut so. Wir brauchen keine Gesetze und Vorschriften“, äußert sich Karg und meint weiter: „Es muss alles auf freiwilliger Basis geschehen.“ Und der Erfolg gibt den „Glöcklern“ Recht.

pa