Von Katrin Hradetzky
Dietfurt – Prinz Fasching ist tot. Zumindest für ein paar Monate. Am Dienstag haben ihn in Dietfurt zahlreiche Faschingsnarren nach alter Tradition vor dem Rathaus offiziell zu Grabe getragen. Der Begräbnisverein kutschierte mit „Faschingsleiche“ Jenny Seider von Wirtshaus zu Wirtshaus, um die Gäste sachte auf den Abschied von der fünften Jahreszeit vorzubereiten.
Ein letztes Mal wurde ausgelassen gefeiert. Traditionell zieht am Faschingsdienstag der Begräbnisverein zusammen mit den beiden „Pfarrern“ Erich Moser und Martin Huber und „Leichbitterin“ Christian Linz im Gepäck von Wirtshaus zu Wirtshaus. Überall trafen sie auf kostümierte Narren, die sie mit ihren Geschichten zum Lachen brachten. So brachten sie in ihrer Chinesenlitanei hervor, dass die Gruppen beim Umzug auch heuer weder Zeit noch Geld gescheut hätten, um beim Faschingszug tolle Beiträge zu liefern. 23000 Zuschauer wären gekommen, so dass die Autos vom Freibadparkplatz bis nach Mühlbach hinaus geparkt wurden.
Nach zwei Jahren Zwangspause hätten die Faschingsbegeisterten mit dem neuen Kaiserpaar DaKare und DiMucki nun endlich wieder eine schöne Faschingszeit erleben dürfen: Die Kaiserei habe ihre Sache sehr gut gemacht, auf allen Bällen und am Unsinnigen habe sie getanzt, geschunkelt und gelacht. Natürlich durften in ihrer Rede auch die lustigen Begebenheiten der vergangenen Zeit nicht fehlen.
Zu Ohren gekommen war den beiden Pfarrern folgende Episoden: So habe wohl ein Ehepaar einstmals ihre Weihnachtsgans exklusiv im alten Edeka lagern dürfen. Als der neue Verbrauchermarkt aufsperrte, war es offenbar mit diesem Privileg vorbei. Zunächst wurde zuhause der Gefrierschrank ausgemessen, dann gab es ein „Gänse-Casting“ mit Zollstock und Schmiege im neuen Supermarkt.
Der Juniorchef eines Dietfurter Wirtshauses, so wussten es die Pfarrer weiter, habe am Unsinnigen weder Stempel noch Band gehabt, woraufhin ihm die Security trotz Beteuerns, er sei der Junior, den Einlass ins eigene Wirtshaus verwehrte.
Zugetragen in der Faschingszeit habe sich auch, dass ein Ehemann bereits seit 19 Uhr den Sitzplatz für seine Frau beim TSV-Ball besetzen wollte, die war jedoch auf dem Kanapee eingeschlafen und erst um halb elf aufgewacht. In der Chinesenlitanei durften die tagesaktuellen Themen nicht fehlen. „Schnellstes Internet für Dietfurt, surfen wie noch nie! Seit zwoa Jahr wird‘s baut, bis jetzt haut‘s ned hie“, sangen sie zum Glasfaser-Ausbau.
Köstlich amüsierten sich die Zuhörer über eine weitere Geschichte. So habe einen Gast in einem Café beim Kaffeetrinken sein Gebiss recht gezwickt, weswegen er es auf die Sitzbank neben sich legte und wohl vergaß. Über die Nachverfolgungsliste bei Corona wurde der Besitzer ausfindig gemacht.
In der Chinesenlitanei wurde auch darüber gesunden, dass 400 Lampions extra aus der Partnerstadt Nanjing eingeflogen worden seien, dem Bürgermeister sei aber schließlich aufgrund der TicToc-Angelegenheit und den vielen Interviews, die er geben musste, die Zeit ausgegangen, selbst zu dekorieren.
Nach dem Aussingen in den Wirtshäusern trafen sich die Maschkerer gegen 23.30 Uhr an der Scheipplbrücke zum Begräbniszug. Am Rathaus angekommen, stimmte die Faschingstrauergemeinde unter anderem ein letztes Mal das „Tschei Mitschi Tscheng“ Lied an, daraufhin wurde der Fasching unter traurigem Geheule verbrannt. Aber eins steht fest: Nach dem Fasching ist vor dem Fasching und am 11.11. geht er wieder los.
DK
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