Als Mitte Januar die vier Kätzchen eines ausgesetzten Wurfes vom Herbst endlich gesund und munter ihre Pflegezimmer bei der Familie Werner im Stadtgraben in Dietfurt verlassen konnten, um in ein „Für-immer-daheim“ umzuziehen, wurde es fast ein bisschen still im zweiten Stock des Wohnhauses. Aber nur fast.
Denn drei eigene Fundkatzen, ein ehemaliger Straßenhund und einige frühere Legebatterie-Hennen halten die Familie Werner immer auf Trab. Sie nimmt seit rund drei Jahren für die Tierhilfe Kelheim heimatlose Vierbeiner auf.
Streunerkatzen traurigem Schicksal ausgeliefert
Allerdings werden Ella Werner und ihre Tochter Svenja öfters angesprochen, weil immer wieder sogenannte Streuner auftauchen. „Sie sind das traurige Ergebnis von nicht kastrierten Freigänger-Katzen, die sich ungehemmt vermehren. Manche Kätzinnen bringen ihren Nachwuchs in der freien Natur zur Welt, das liegt wohl an dem Rest ihrer Gene als Wildkatzen“, so Werner. Nun sind diese kleinen Wesen von Anfang an einem traurigen Schicksal ausgeliefert. Die meisten verenden – von den Menschen unbemerkt – an Parasiten, Mangelernährung und Infektionen. Die wenigen, die überleben, kommen auf der Suche nach Futter in die Wohngebiete. Sie fressen bei den Hauskatzen mit, liefern sich Revierkämpfe in den Gärten und markieren Terrassen und Hauseingänge.
Viele tierliebe Menschen füttern die Streuner mit, weil es nicht um die Futtermenge geht. Aber worum es ihnen geht und weswegen sie dann an Tierschützer herantreten: Die Streuner sind nicht geimpft. Parasiten können auf die Haustiere übertragen werden. Wegen der fehlenden Kastration nehmen die nächtlichen Revierkämpfe zu und die eigenen Katzen werden verletzt.
Ella Werner hatte sich deshalb an die Stadtverwaltung Dietfurt gewandt. Bürgermeister Bernd Mayr (FW) erlaubte die Anschaffung eines Chiplesegerätes und einer Lebendfalle. Ab April konnten einige Streuner eingefangen, kastriert und gegen Parasiten behandelt werden. Natürlich werden die Kater wieder im selben Revier frei gelassen und allen ist gedient. Svenja und Ella Werner haben auch einem Kater aus Wildenstein so zu einer friedlichen Bleibe verholfen.
Anfang Juni wurde ein winziges Kätzchen auf der Straße nach Griesstetten ausgesetzt und glücklicherweise von Tierschützern gefunden. Es fand sich auch eine Familie, die das Kleine mit der Flasche aufzieht. Nicht lange danach fanden Spaziergänger einen kranken roten Kater, der sein Krankenlager einschließlich Arztbesuch natürlich auch im Pflegezimmer Stadtgraben hatte. Leider nahm sein Ausflug kein gutes Ende. Er überlebte eine Vergiftung nicht.
Anfang Juli rief eine Frau aus Töging an, sie hätte einige wildlebende Katzen in der Nähe ihres Grundstückes und eine sehe gar nicht gut aus. Eine Stunde später war Ella Werner mit der kleinen Polli auf dem Weg zum Tierarzt, das Einfangen war wegen völlig vereiterter Augen ein Kinderspiel. Einige Tage später wäre dem Kätzchen nicht mehr zu helfen gewesen. Umso trauriger, dass die Frau zuvor mehrere Tierheime angerufen hatte und damit abgefertigt wurde, man wäre überfüllt und könne nicht helfen. So konnte schlussendlich dank ständiger Betreuung ein Auge gerettet werden.
Natürlich leben in Töging noch die Mama und die Geschwister von Polli, allerdings sind diese weitaus wehrhafter. Dank Svenjas Geduld konnte noch ein Geschwisterchen in die Falle gelockt werden.
Unglaublich war der Zufall, dass in der Zwischenzeit ein weiteres winziges Kätzchen mitten in der Innenstadt Dietfurts aufgefunden und zur weiteren Betreuung bei den Werners abgegeben wurde. Die Finderin nannte es Juna und so leben derzeit drei kleine Feger bestens betreut im ehemaligen Kinderzimmer der ältesten Tochter. Und es werden nicht die letzten sein, obwohl den Tierschützerinnen nichts mehr am Herzen läge, als dass die Menschen ihre Freigänger-Katzen ausnahmslos kastrieren und sterilisieren lassen würden.
Alle Studien zeigen, dass dies keinen Einfluss auf ihr Jagdverhalten hat, das vor allem Landwirten wichtig ist. Der kurze Eingriff beinhaltet so gut wie keine Komplikationen. In manchen Städten und Bundesländern gibt es bereits eine gesetzliche Kastrationspflicht und eine Kennzeichnungspflicht. Mithilfe des Chips und bundesweiten, kostenlosen Internet-Haustierregistern können vermisste oder verunglückte Tiere schnell gefunden werden.
Spenden für den Tierschutz sind immer willkommen
Wie es der Zufall will, hat sich im Kreis Neumarkt in Mühlhausen vor Kurzen ein neuer Tierschutzverein gegründet, mit deren Leitung sich die Werners getroffen haben. Eine Zusammenarbeit wurde bereits begonnen, denn Tierschutz muss auch finanziert werden. So veranstaltet der Verein „Zwei Hände für vier Pfoten“ zum Beispiel regelmäßig Flohmärkte in der Umgebung, aber natürlich sind Spenden aller Art immer höchst willkommen. So kommt es regelmäßig vor, dass Kartons und Taschen mit Futter, Handtüchern oder Haustierbedarf bei den Werners abgegeben werden. Auch die neue Haustierabteilung eines großen Dietfurter Geschäftes spendet regelmäßig, und wird das hoffentlich auch in Zukunft tun, so Werner.
DK
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