Dietfurt
Erinnerungen an ein seltenes Ereignis

Vor zehn Jahren wurde in Griesstetten das Fest der Drei Elenden Heiligen gefeiert

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:02 Uhr

Alle 50 Jahre – zuletzt 2012 – werden die Schreine mit den Reliquien der Heiligen nach Griesstetten getragen. Fotos: Meier

Griesstetten – Zum zehnten Mal jährt sich in diesen Tagen, dass im kleinen Dietfurter Ortsteil Griesstetten das große Drei-Heiligen-Fest gefeiert worden ist. Alle 50 Jahre werden die Schreine der Drei Elenden Heiligen Marinus, Vimius und Zimius in einer große Prozession vom Franziskanerkloster Dietfurt in die Wallfahrtskirche Griesstetten getragen. Zum letzten Mal war dies eben am Wochenende des 16. und 17. Juni 2012. Im Gespräch mit unserer Zeitung haben einige Protagonisten von damals Rückschau auf dieses außergewöhnliche Ereignis gehalten.

Wie waren damals die Vorbereitungen? Wie verlief das Wochenende? Wie waren die Tage danach und wie wird das Fest in der Rückschau bewertet? Der DONAUKURIER sprach mit Seelsorger Pater Raphael Konrad, Mesner Siegfried Schweiger, Kirchenpfleger Paul Heinze und mit der Wirtsfamilie Meier aus Griesstetten.

Eine große Unbekannte war, wie bei jeder Freiluftveranstaltung, das Wetter. Und das war in den Tagen vor dem Fest sehr unbeständig. Besonders am Mittwoch zogen starke Regenschauer über Griesstetten und die Sorgen waren groß, dass dieses Wetter übers Wochenende anhalten würde. Doch weit gefehlt: Pünktlich zum Beginn des Wochenendes zogen die Regenwolken weiter und es waren herrliche, frühsommerliche Temperaturen angesagt. Besonders am Sonntagnachmittag zur Prozession zeigte sich das Wetter von seiner schönsten Seite. Mehrere Tausend Besucher säumten Straße und Wege und waren Teil einer Prozession, der viele wohl nur einmal in ihrem Leben beiwohnen können.

Pater Raphael vom Franziskanerkloster, Seelsorger von Griesstetten, blickt gerne auf die Tage rund um das Fest zurück. „Ich habe mich hauptsächlich um den Gottesdienst gekümmert. Der ist mir in sehr guter und lieb gewonnener Erinnerung geblieben. Chöre, Blaskapellen, Ministranten und Erstkommunionkinder bildeten den wunderschönen Rahmen. Für mich war die Kutschfahrt vom Franziskanerkloster nach Griesstetten mit Bischof Müller ein sehr schönes Ereignis.“ Griesstetten gehört gerade noch zum Bistum Regensburg und zur Pfarrei Zell/Altmühlmünster. Für das Zusammengehörigkeitsgefühl sei dieses Fest sehr hilfreich gewesen, so der Geistliche. Besonders freut ihn, dass auf seine Anregung hin jedes Jahr drei Wochen nach Pfingsten ein Gedenkgottesdienst abgehalten wird. „Den Drei Heiligen nur alle 50 Jahre zu gedenken, erschien mir zu selten“, so Pater Raphael.

Mesner Siegfried Schweiger hatte vor und am Festwochenende alle Hände voll zu tun. „Ohne die Unterstützung von Anton Bachhuber, der eine absolut treibende Kraft war, und von Stadtpfarrer Gerhard Schlechta wäre es nicht so reibungslos abgelaufen.“ Heimatpfleger Franz Kerschensteiner habe dazu mit tollen Ideen aufgewartet und die Geschichte der Heiligen in zahlreichen Vorträgen in den Ortschaften der Umgebung bekannt gemacht.

„Das Festwochenende ist für mich wie im Flug vergangen. Da ich mit dem kirchlichen Ablauf betraut war, konnte ich die aktuellen Geschehnisse gar nicht richtig aufnehmen. Ich war gedanklich immer einen Schritt weiter und total mit den Planungen beschäftigt. So musste ich beispielsweise die Gewänder der Pfarrer während der Prozession von der Klosterkirche nach Griesstetten bringen. So habe ich von der Prozession zunächst gar nichts mitbekommen. Glücklicherweise hatte ich Sohn Bernhard an der Seite, der mir eine große Hilfe war.“

Eine tragende Säule in der Organisation spielte Paul Heinze von der Kirchenverwaltung. „Schon mehr als eineinhalb Jahre vor dem Fest haben wir mit den Planungen begonnen. Wir hatten 15 oder 16 Sitzungen und da kamen Punkte auf, an die wir zu Beginn überhaupt nicht gedacht hatten. Im Jahr vor dem Fest hatten wir eine umfangreiche Kirchensanierung. Diese wurde erst auf den allerletzten Drücker fertig. Das hat schon Nerven gekostet. Ein besonderer Gast war der damalige Bischof von Regensburg, Gerhard Müller. Vereinbart war, dass er beim Kirchenzug zu Fuß vom Kloster nach Griesstetten mitgeht. Eine Woche vor dem Fest erhielten wir die Nachricht, dass er am Meniskus operiert wurde und nicht mitlaufen kann. Da mussten wir auf die Schnelle eine Kutsche organisieren.“ Auch Heinze lobt das Engagement von Anton Bachhuber. Seine Kontakte hätten enorm zum Gelingen beigetragen. Heinze erinnert sich noch an den Abendgottesdienst am Samstag an der Predigerkapelle mit Abt Thomas Freihart aus Weltenburg. „Nach dem Fest gab es viel zum Aufräumen. Auch hier haben uns zahlreiche Vereine tatkräftig unterstützt.“

Großer Andrang herrschte während des Festwochenendes im Gasthaus Meier Zu den Drei Heiligen. Von der Wirtsfamilie blicken Martin Meier und Sohn Michael auf das Fest zurück. „Wir haben mit den Vorbereitungen fast ein Jahr im Voraus begonnen. Leider waren die Planungen enorm schwierig, denn niemand konnte uns eine ungefähre Teilnehmerzahl nennen. Es macht durchaus einen Unterschied, ob 1000 oder 7000 Besucher kommen. Ein paar Tage vor dem Fest hat es dann beim Aufbau der Sitzbänke geregnet wie aus Eimern. Nichtsdestotrotz hat alles gut geklappt am Wochenende des Festes und das Wetter war herausragend“, so Martin Meier.

Der Besuch von Bischof Müller am Sonntagnachmittag mit einigen Ehrengästen zu Kaffee, Kuchen und Brotzeit sei „das Highlight“ gewesen. „Einen Bischof darf man schließlich nicht jeden Tag in seinem Gasthaus begrüßen. Und dass wir mehrere tausend Besucher auf einmal bewirten durften und auch konnten, war etwas ganz Besonderes.“

Das nächste Drei-Heiligen-Fest findet erst im Jahr 2062 statt. Damit das Leben und Wirken der drei Heiligen nicht nur alle 50 Jahre gewürdigt wird, feiert man in Griesstetten seit zehn Jahren jährlich einen Gedenkgottesdienst.

mxi