Missgeschicke musikalisch aufbereitet
Dietfurter Moritatensänger gehen eine Woche früher auf Tournee

20.01.2025 |

Martin Huber, Stephan Graf, Martin Neger und Stefan Röll tragen bereits ihre neuen Zylinder und freuen sich auf die Tour. Foto: Palm

Seit vielen Jahren gehen die Dietfurter Moritatisten am Sonntag vor dem Unsinnigen auf ihre Tournee durch die Dietfurter Wirtshäuser. Sie sind ein fester Bestandteil des Faschings in der Sieben-Täler-Stadt, die ohnehin reich ist an Faschingsbräuchen. Wegen der Bundestagswahl am 23. Februar haben die ihre Tour nun um eine Woche nach vorne verlegt auf Sonntag, 16. Februar.

„Die Wirte haben ausnahmslos den neuen Termin übernommen und zuvor eingegangene Reservierungen verlegt“, erklärt Stefan Röll, Sprecher der Moritatisten. Seit November haben sich die vier Herren – Stefan Röll, Stephan Graf, Martin Huber und Martin Neger – alle zwei Wochen getroffen. Nach acht Wochen standen vier Geschichten mit den dazu passenden Melodien, die von den Bänkelsängern heuer präsentiert werden.

Nach Weihnachten konnten sie mit dem Proben beginnen. In diesem Jahr hätten die Moritatisten durchaus mehr Missgeschicke aussingen können, sie haben sich aber letztendlich auf vier geeinigt. Dabei dürfen heuer nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Vereine, komplette Dörfer und Firmen gespannt sein, ob sie ausgesungen werden.

Martin Neger betont mit einem Augenzwinkern, „Wenn man nicht möchte, dass das eigene Missgeschick ausgesungen wird, dann muss man uns eine bessere Geschichte vom Nachbarn erzählen.“ Für diese Tour sei das allerdings zu spät. Ihre Quellen verraten die vier Herren natürlich nicht. „Das fällt unter den Informantenschutz.“

Bevor es am 16. Februar los geht, treffen sich die Sänger bei der Familie Röll zum Einsingen. Dort wird das Programm noch zweimal durchgespielt und gesungen, bevor es in die erste Wirtschaft geht. Die Ehefrauen der Moritaten hören hier auch als Erstes die Missgeschicke. Vom Inhalt der Stücke, die in diesem Jahr gesungen werden, verraten die Bänkelsänger noch nichts. Nur so viel: Heuer haben sie keinen Anhänger im Einsatz, um die Requisiten zu transportieren. Die vier Männer werden in ihrem gewohnten Gewand, dem schwarzen Frack, erscheinen. Die Zylinder hat man neu besorgt, auch die Fliegen trägt man heuer zum ersten Mal. Sie sind ein Mitbringsel von ihrem Moritatenausflug, der vergangenes Jahr nach Prag führte.

Martin Huber malt schon seit Wochen an den neuen Bildern. Sie entstehen bei ihm im Keller. Musikalisch darf die Quetsch‘n nicht fehlen, diese wird von Stefan Röll gespielt, er ist es auch, der mit einer großen Portion Humor zum Gelingen der Lieder beiträgt.

Martin Neger sammelt das ganz Jahr über Geschichten, er prüft sie auf ihren Wahrheitsgehalt und führt Regie. Stephan Graf ist zuständig für Gesang und Finanzen.

Die Moritat war ab dem 16. Jahrhundert so etwas, wie die Zeitung heute. Die wichtigsten Ereignisse wurden in Wort und Bild gefasst und den Leuten, die nicht lesen konnten, vorgetragen. Heute ist es einer Tradition geworden, die für schöne Stunden sorgt und die Missgeschicke des vergangenen Jahres von bekannten Persönlichkeiten der Großgemeinde aufdeckt.

Viele Wirtschaften sind schon Wochen zuvor ausgebucht. Das zeigt auch, wie beliebt der alte Brauch ist. Die Bänkelsänger bedanken sich bereits jetzt bei ihren Informanten für die lustigen Begebenheiten, die an sie herangetragen wurden.

pmd



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