Spenden für Jungen aus Postbauer-Heng
Bennos Traum wird endlich wahr: Die Delfin-Therapie beginnt

15.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:34 Uhr

Benno ist eine richtige Wasserratte. Würde er wegen der fehlenden Bewegung im Wasser nicht so schnell auskühlen, würde er wohl am liebsten den ganzen Tag im kühlen Nass verbringen, wie Mama Sandra (im Bild) erzählt. Foto: Ferdinand Bauer

Von Nicole Selendt

Postbauer-Heng. Mehr als zwei Jahre hat Benno Bauer aus Postbauer-Heng warten müssen. Jetzt geht es endlich los: Am 20. November startet er endlich auf die Karibikinsel Curacao, wo er eine Delfintherapie absolvieren darf.



Zahlreiche Leser waren einem Aufruf des Neumarkter Tagblatts gefolgt und hatten für den mittlerweile neunjährigen Jungen gespendet, um ihm die Therapie zu ermöglichen. Danach gefragt, ob er sich schon auf das große Abenteuer freut, grinst er ganz verschmitzt, dann ist ein ganz leises „Ja “ zu hören. Gepackt hat er auch schon: Unter anderem seine Toniebox mit vielen Hörspielen und die Magnet-Bundesligatabelle müssen unbedingt in den Koffer des glühenden FC-Bayern-Fans.

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Für seine Eltern, Sandra und Ferdinand Bauer, laufen die Vorbereitungen für die Therapie schon seit Monaten. Benno kann nicht ohne Weiteres in ein Flugzeug steigen und mitfliegen. Er sitzt im Rollstuhl und kann nicht selbstständig atmen, schlucken, essen, laufen. Er ist mit einem Hydrocephalus – einem Wasserkopf – und einem offenen Rücken zur Welt gekommen und braucht Tag und Nacht medizinische Pflege – und Gerätschaften. Und die müssen alle mit auf die große Reise.

Allein für Benno sind drei Koffer eingeplant. Geräte in zweifacher Ausführung, falls mal etwas kaputtgeht, medizinische Ausrüstung und Verpflegung für alle Begleitpersonen müssen ebenso vor Ort zur Verfügung stehen wie alltägliche Gebrauchsgegenstände. Deshalb haben Sandra und Ferdinand Bauer einige Komponenten wie Bennos Sondennahrung und das sterile Wasser für das Beatmungsgerät schon per Post vorausgeschickt, um Gewicht zu sparen − das allein wiegt nämlich schon gute 30 Kilogramm.

Hilfe von anderen Betroffenen

Nervös macht Bennos Eltern vor allem die Tatsache, dass auf Curacao die Netzspannung der Steckdosen nicht wie in Europa 230 Volt, sondern nur 110 Volt beträgt. „Laufen damit Bennos lebenswichtige Geräte dann noch?“, lautete die Frage. Derzeit geht es noch um ein Gerät, für das diese Frage noch nicht abschließend geklärt ist. Hier kümmere sich jedoch der Hersteller selbst bereits um eine praktikable Lösung.

Dass sich Sandra Bauer bei der Buchung und bei der Organisation der Reise professionelle Hilfe hat suchen müssen, wurmt sie ein bisschen – denn auch der Verein „Delfine therapieren Menschen e.V.“ habe sich seine Leistung etwas kosten lassen, wie sie sagt. Doch alleine, wie sie es sich eigentlich vorgenommen hatte – habe sie das alles nicht schaffen können. „Man muss so viele Sachen organisieren, die man so gar nicht auf dem Schirm hat – da ist die Hilfe von Leuten mit Erfahrung einfach Gold wert“, sagt sie.

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Moralische Unterstützung hat die Familie mittlerweile von der Familie eines kleines Mädchens, das die Delfintherapie auf der niederländischen Antillen-Insel schon einmal gemacht hat. Eva leidet an einer Krankheit, die zur Folge hat, dass die Atmung aussetzt, sobald sie einschläft. Auch sie ist auf Intensivpflege und Beatmungsgeräte angewiesen. Die Bauers telefonieren oft mit Evas Familie und bekommen Tipps für die Reise.

Rechnet Sandra Bauer alle Kosten für die Therapie, die Flüge, die Unterkunft und die Verpflegung zusammen, käme die Familie mit den Spendengeldern gerade so hin, wie sie sagt. Von unschätzbarem Wert seien da zwei Freunde, die sich bereiterklärt haben, die Bauers und ihre beiden Krankenschwestern auf der großen Reise zu begleiten und ihnen mit Benno und den Unmengen an Gepäck zu helfen – und dies aus eigener Tasche zu bezahlen. „Schon allein aus logistischen Gründen ist das eine riesige Entlastung“, sagt die Mutter. Und auch nicht selbstverständlich, wie sie hinzufügt. Denn durch Corona und die aktuelle Energiekrise sei vieles noch einmal teurer geworden.

Die Familie erhofft sich für Benno vieles von der Delfintherapie. Nicht in erster Linie medizinisch. „Benno wird danach nicht laufen können – das ist medizinischer Quatsch.“ Jedoch sei es für das Selbstwertgefühl des Jungen und seine emotionale Stabilität wichtig, sagt Sandra Bauer. Im Umgang mit dem Tier bekomme er vor Augen geführt, was er alles kann – „und nicht immer nur, was er alles nicht kann“.

Die Therapie nimmt täglich etwa zwei Stunden in Anspruch. Bevor Benno mit „seinem“ Delfin und „seinem“ Therapeuten schwimmen geht, findet Therapie je nach seinen Bedürfnissen im Trockenen statt. Auch seine Eltern dürfen einmal während der 14-tägigen Therapie mit ins Wasser – worauf sie sich beiden schon sehr freuen. Ansonsten können sie von einer Plattform direkt am Wasser die Therapiestunden ihres Sohnes verfolgen.

Fieber vor der Abreise?

Jetzt kommt es darauf an, dass Benno bis zum Abflug fit bleibt. Deshalb verschweigen seine Eltern ihm auch den genauen Tag der Abreise lieber. Viel zu groß ist die Sorge, dass Benno vor Aufregung krank wird und deshalb die Reise nicht wie geplant antreten kann. „Benno kriegt gerne mal Fieber, wenn er aufgeregt ist“, sagt Sandra – die aber auch weiß, welch feine Antennen ihr Sohn hat. „Der kriegt natürlich mit, wie ich hier rumwusele und Listen abarbeite.“

So richtig entspannt kann sie wohl erst sein, wenn der Flug mit Zwischenstopp in Amsterdam hinter der Familie und ihren Begleitern liegt – und Benno zum ersten Mal mit seinem Delfin im Wasser planscht.

Über Bennos Spendenaktion

- Spendenkonto: Unterstützer können auf folgendes Spendenkonto überweisen: Freundeskreis Roter Schwan e.V., IBAN: DE 34 7645 0000 0221 0791 22, Sparkasse Mittelfranken-Süd, Verwendungszweck: Benno-Ferdinand Bauer

- Information: Über Facebook unter #Kämpfer Benno hält die Familie Bauer Unterstützer auf dem Laufenden: mit Fotos vom Besuch beim FC Bayern, in der Schule, bei der Reittherapie. Auch Fotos von der Delphintherapie werden die Bauers teilen.

- Spendengelder: Derzeit sieht es danach aus, dass die bisherigen Spendengelder wohl für den großen Teil der Reise reichen. Allerdings haben die Bauers bereits sehr viel aus eigener Tasche bezahlen müssen. Wer sie daher noch unterstützen möchte – wie zuletzt auch die Firma „Rübenretter“ aus Neumarkt – spendet.