Die großen Minimalisten
Zwei Tore genügen: Heimische Ü60-Mannschaft holt Vizetitel bei Bayerischen Meisterschaften im Seniorenfußball

14.07.2024 | Stand 14.07.2024, 18:17 Uhr |

Glückliche Gesichter bei den Meistern und den Vizemeistern des Ü60-Cups. Gegen den FC Bayern München hatte die Auswahl der SpVgg Joshofen-Bergheim (im grauen Trikot) keine Chance, aber ist haben das Optimum für sich herausgeholt. Fotos: Bartenschlager

Die Sensation im Finale blieb aus – es war auch zu unwahrscheinlich, dass die Ü60-Auswahl der SpVgg Joshofen-Bergheim den Rekordmeister FC Bayern München schlagen könnte. Aber der Vizemeister-Titel, mit dem sich das Team um den Neuburger OB Bernhard Gmehling nun schmücken darf, ist eine tolle, sehr beachtenswerte Leistung.

Zum zweiten Mal in Folge wurden am Samstag die BFV-Ü-Cup-Landesfinals auf der Anlage der SpVgg in Bergheim ausgetragen – heuer um zwei Nummern größer. Außer den Bayerischen Meisterschaften der Herren Ü40, Ü50 und Ü60 kämpften auch die Damen Ü32 um den Titel und erstmals wurde dieser Cup im Geh-Fußball ausgetragen. Für die Gastgeber war es eine logistische Herausforderung, die sie mit Bravour bewältigten. Insgesamt kamen 47 Mannschaften angereist, die den Cup auf fünf Kleinfeldern austrugen. Die Spielzeit betrug jeweils 13 Minuten; die Pausen dazwischen dauerten zwei Minuten. Auf diese Weise konnte der Wettbewerb zügig ausgetragen werden. Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten, denn es zeigte sich erneut die Attraktivität von Senioren-Fußball.

Jubel trotz Niederlage

Siegesfreude und zerstörte Hoffnungen lagen eng beieinander. Am Ende jubelte die Ü60-Equipe der heimischen SpVgg trotz der finalen 2:0-Niederlage. Die Kicker um Bernhard Gmehling können als die großen Minimalisten des Turniers gelten: Sie verloren in der Vorrunde gegen den FC Bayern München, spielten 0:0 gegen den VdS Spardorf und gewannen gegen (SG) SV Untermenzing/TSV Allach mit 1:0. Damit standen sie im Halbfinale mit dem SV Domach, das sie ebenfalls mit 1:0 für sich entschieden. Zwei Tore, und das Finale war erreicht. Was will man mehr? Zumal die Kicker eigentlich nicht aufeinander eingespielt sind und noch am Freitag Unsicherheit herrschte, wer im Tor stehen würde. Die Position des Keepers füllte mit Geschick und Courage Günter Ziegler aus. Für das Finale gab es für die Bergheimer nur eine – zugegebenermaßen sehr schwache – Erfolgsaussicht: Das 0:0 halten und auf das Elfmeterschießen hoffen, das ja seine eigenen Gesetzmäßigkeiten hat. Es sah zunächst gar nicht so schlecht aus: Zwar kam die SpVgg im Verlauf des Spiels zu keiner einzigen Torchance, aber sie verteidigte vehement, geschickt und effizient. Fast wie aus dem Nichts fiel dann doch das erste Tor für die Bayern. „Ein Bauernspitz“, ärgerten sich die Heimischen. Das 2:0 resultierte aus einem klaren Abspielfehler, den die ausgezeichneten Bayern eiskalt nutzten. Am Ende stand der Vizemeister-Titel für die Hausherren nach dem 4. Platz im Vorjahr, und beide Finalisten waren hoch zufrieden.

Pech für das Ü40-Team der SpVgg Joshofen

Die SpVgg hatte allerdings noch ein Ü40-Team ins Rennen geschickt, das durch den leistungsfähigen Markus Fischer vom SC Ried verstärkt worden war. In der Spitzengruppe mitmischen lautete das Ziel, wie Mattias Fischer-Stabauer erklärte. Anfangs schien alles wie am Schnürchen zu laufen: Gegen den VfL Krombach holte die SpVgg ein 4:1, gegen den FC Dingolfing ein 3:0. Im dritten Spiel agierte die Mannschaft ein wenig zu selbstsicher. Sie nutzte ihre Chancen nicht und der VfB Hallbergmoos-Goldach siegte mit 1:0. Dieser Warnschuss wurde offensichtlich überhört. Auf das Match gegen den FC Puchheim kam es nun an, doch der FC ging erst einmal mit 2:0 in Führung. „Wir wollten mit dem Kopf durch die Wand“, berichtet Fischer-Stabauer. Aber die heimischen Kicker konnten nur noch den Anschlusstreffer landen. „Wir hatten eine gute Mannschaft und sind an uns selbst gescheitert“, ärgert sich Fischer-Stabauer. Mit dem Finale hatte die Truppe dann nichts mehr zu tun.

Hängende Köpfe

Mit sich hadern dürfte auch die Ü50-Mannschaft des FC Nürnberg, die im Halbfinale auf den FC Bayern München traf – bereits eine Art Vorentscheidung. Die Nürnberger „Allstars“ verließen nach dem 0:2 mit hängenden Köpfen den Rasen. Zunächst waren nämlich die Clubberer am Zug und brachten die Bayern ganz schön ins Schwitzen. Ein hundertprozentige Gelegenheit ließen die Franken liegen; der Ball rauschte übers Netz. Bei einer weiteren Situation vor dem Tor der Münchner fehlte die nötige Kaltblütigkeit. Und dann waren die Bayern am Zug: Ein Neunmeter führte zum 1:0. Nun setzten die „Allstars“ alles auf eine Karte: Ihr Torwart verließ den Kasten und ging mit nach vorne. Das wurde prompt bestraft: Nach einem an sich harmlosen Schuss kullerte der Ball ins Netz; der Keeper hatte ihn trotz seines Hinterher-Hetzens nicht mehr einholen können – 2:0. Nürnberg wurde schließlich Dritter (2:0 gegen den TSV Wasserburg). Die Bayern holten dann auch die Trophäe; das Finale gegen den TSV Alling gewannen sie mit 1:0.

Auch die Bayern-Damen jubeln

Ein drittes Mal konnte der FC Bayern München jubeln: Sein Damen-Team Ü32 belegte ebenfalls den ersten Platz, wenn auch knapp. Die schärfsten Konkurrentinnen von Grün-Weiß Gröbenzell lieferten sich im direkten Duell ein packendes Match mit den Hauptstädterinnen, das 0:0 endete. Gröbenzell war bereits im Vorjahr unterlegen, aber am Sonntag sah es nach einem Sieg für Grün-Weiß aus. Die Mädels aus Gröbenzell drängten mit Spielwitz und Energie nach vorne und ohne ihre starke Torfrau hätten sich die Münchnerinnen wohl schwer getan. Doch die reaktionssichere Lena Hohlfeld zeigte sich jeder Situation gewachsen und fischte auch noch schwierigste Bälle heraus. Am Ende entschied das bessere Torverhältnis, und das konnten die Münchnerinnen vorweisen. Gröbenzell wurde erneut Zweiter.

Damit zeigte Bayern München nicht nur seine Dominanz, sondern auch, wie wichtig dem Rekordmeister die Seniorenmannschaften sind. Die drei Teams hatten sogar einen eigenen Physiotherapeuten dabei. Manuel Willmann musste aber nur kleinere Probleme behandeln. Ernsthafte Verletzungen gab es insgesamt keine.

Geh-Fußball als dynamische Sportart

Als fünfter Wettbewerb wurde die Bayerische Meisterschaft im Geh-Fußball ausgetragen, an der sich acht Teams beteiligten. Wer hier ein müdes Hin- und Her-Geschiebe erwartet hatte, täuschte sich. Diese Sportart präsentierte sich als erstaunlich dynamisch und besticht durch taktisches Geschick und Präzision beim Abspiel. Einen Keeper gibt es hier nicht; kein Spieler darf einen bestimmten „Bannkreis“ um das Tor drei Meter breite und ein Meter hohe Tor betreten. Bälle über Hüfthöhe sind nicht erlaubt; wenn das doch vorkommt, wird sofort moniert. Ebenso wird bei einer zu schnellen Gangart das Spiel unterbrochen. Insgesamt eine interessante Variante des Fußballs, das durchaus Anhänger verdient. Hier setzte sich der SC Eckenhaid vor dem TSV Burgthann durch.

Kein Wunder, wenn die Bilanz überaus positiv ausfiel. Darüber waren sich Martin Steininger vom BFV, Verbandsspielleiter Josef Janker und SpVgg-Vorsitzender Albert Zeller einig. Also vielleicht ein Wiedersehen im kommenden Jahr?

DK



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