Brunnen
Zukunft des Gründungsbaums ungewiss

Gemeinderat vertagte seine endgültige Entscheidung und will erst einen Ortstermin mit allen Beteiligten

14.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:34 Uhr

Großes Interesse an der Sitzung des Brunnener Gemeinderats, der diesmal im Feuerwehrhaus von Hohenried tagte. Ein Großteil der Besucher war auch gekommen, um aus erster Hand zu erfahren, was mit der Linde des Gartenbauvereins passiert. Dazu gab’s allerdings noch keine Entscheidung. Foto: Hofmann

Hohenried – Wird der Gründungsbaum des Hohenrieder Gartenbauvereins, eine gut 40 Jahre alte Linde an der Moosstraße, nun doch gefällt? Eine Entscheidung hat der Brunnener Gemeinderat am Mittwochabend zwar noch nicht getroffen, aber so, wie die Diskussion verlief, könnte es darauf hin auslaufen, dass der alte Baum weg muss und ein neuer gepflanzt wird.

Ein Baum mit „hoher emotionaler Bedeutung“

Wobei – alt ist die Linde mit ihren gut 40, vielleicht 50 Jahren noch längst nicht. Ein solcher Baum kann schon noch locker 100 Jahre zulegen und dabei auch noch viele Meter höher und breiter werden. Was die Probleme für die Anlieger natürlich nicht kleiner macht. Eine Familie hatte, wie berichtet, die Fällung beantragt, weil der Baum mit seinen Wurzeln eine Mauer anhebe, in letzter Zeit vermehrt Äste über dem mit einem kleinen Kinderspielplatz ausgestatteten Privatgarten verloren habe und mit seinem Baumsaft die Spielgeräte verschmutze. Im Dezember hatte der Gemeinderat dem Antrag mehrheitlich zugestimmt – wobei zu diesem Zeitpunkt anscheinend niemandem bewusst war, um welchen besonderen Baum es sich hier handelt.

Das kam erst an die Öffentlichkeit, als unsere Zeitung über die geplante Fällung berichtete. Von da an war der Baum und sein Schicksal offenbar das Hauptthema in Hohenried. „Zu diesem Thema gibt es eine ganze Reihe von Briefen“, bilanzierte Bürgermeister Thomas Wagner (CSU) am Mittwochabend im Saal des Hohenrieder Feuerwehrhauses, in dem der Gemeinderat diesmal vor gut 20 Besuchern tagte. Die Briefe wurden natürlich vorgelesen. Der Vorstand des Gartenbauvereins verweist in seinem Schreiben auf die „hohe emotionale Bedeutung“ des Lindenbaums, der 1981 anlässlich der Vereinsgründung gepflanzt wurde. Linden seien ortstypische Bäume, und „gerade diese Linde ist an ihrer Stelle ortsprägend“.

„Sturm der Entrüstung“ trifft die Antragsteller

Die Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege verweist auf den „sehr vitalen, gesunden Zustand“ des Baumes, von dem keine unmittelbare Gefahr ausgehe – im Baumkataster ist er mit der Note zwei (gut) bewertet. Die Honigtaubildung sei auch kein Grund für eine Fällung, und was die angehobene Mauerwanne angeht, wird vorgeschlagen, zu prüfen, ob dem mit technischen Mitteln entgegengewirkt werden kann.

Die Antragsteller, denen ihren Worten zufolge ein „Sturm der Entrüstung“ entgegengeweht sei, stellen klar, dass sie lediglich Verkehrssicherheit verlangten. Sie weisen auf die möglichen Gefahren für ihre eigenen und andere Kinder hin. Das Grundstück, auf dem heute ihr Wohnhaus steht, sei schon bei der Pflanzung des Baums im Besitz der Familie gewesen. Man hätte sich, so die Antragsteller, vielleicht schon damals fragen können, ob der Standort so nah an einem Privatgrundstück der richtige für den Gründungsbaum sei. An ihrem Antrag auf Fällung hält die Familie fest und schreibt: „Weder der Gartenbauverein noch das Weltklima wird zugrunde gehen, wenn diese Linde nicht mehr steht.“

„Ich verstehe alle drei Seiten“, versicherte Bürgermeister Wagner und sprach von einer „ganz, ganz, ganz, ganz schwierigen Situation“. Wenn die Wurzel gekappt werde, die die Mauer anhebt, könne die Standsicherheit des Baumes leiden. Auch ein Kronenschnitt werde der Linde nicht unbedingt guttun. Wenn man den Baum stehenlasse, vertage man die Probleme lediglich.

Matthias Fottner (Brunnen), der als Landschaftsgärtner arbeitet, meinte, der Baum stelle keine Gefahr da – eine Linde nehme nicht so schnell Schaden. „Der Baum hätte vor 40 Jahren nicht an diese Stelle hingehört“, sagte Erwin Kreil (Brunnen). Den „Vorzeigebaum“ des Gartenbauvereins zu „zerrupfen“ mache keinen Sinn, sagte Hans Schmid (Brunnen), besser sei es, ihn abzusägen und einen neuen Gründungsbaum zu pflanzen. Das könne der Verein dann ja mit einem richtigen Dorffest verbinden, schlug Roland Weiß (Brunnen) vor. Die Gemeinderäte hoben ihren Beschluss vom Dezember nicht auf, bestätigten ihn aber auch nicht. Wie es weitergeht mit der Gründungslinde, soll mit allen Beteiligten geklärt werden. Dazu wird es einen Termin mit Vertretern der Gemeinde, des Gartenbauvereins, der Kreisfachberatung und natürlich mit den Anliegern geben.

SZ