Karlshuld/München
„Wir hätten gerne auch kritische Stimmen im Präsidium“

Jagdpräsident Ernst Weidenbusch und sein Vize Roland Weigert wollen die Reform des Verbands weiter vorantreiben

19.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:12 Uhr

Roland Weigert ist stellvertretender bayerischer Jagdpräsident. Foto: Janda, DK-Archiv

Von Stefan Janda

Karlshuld/München – Nach der Wiederwahl setzt die Führungsspitze des bayerischen Jagdverbands auf eine Konsolidierungsphase. Dabei geht es um weitere Reformen in der rund 50000 Mitglieder großen Vereinigung. Gleichzeitig wollen Präsident Ernst Weidenbusch und sein Stellvertreter, der Karlshulder Roland Weigert, auch Kritiker einbinden.

Dass die Stimmung unter den Jägern im Freistaat nicht unbedingt ideal ist, hatte sich zuletzt Anfang April beim Landesjägertag in Augsburg gezeigt. Dabei entging Verbandschef Weidenbusch gegen Herausforderer Ernst-Ulrich Wittmann vergleichsweise knapp einer Niederlage. Ein Resultat, das den CSU-Landtagsabgeordneten aus München und seine Mitstreiter im Vorstand nicht unbedingt überrascht. „Er muss als Reformator auftreten, da liegt Kritik auf der Hand“, sagt Roland Weigert. Der Neuburg-Schrobenhausener Altlandrat und FW-Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium ist erneut zu einem der Stellvertreter Weidenbuschs gewählt worden und geht nun mit dem Rest des Präsidiums in die erste volle Amtszeit.

Denn nach der Wahl 2020 hatte das neue Team bisher gerade mal eineinhalb Jahre Zeit, um Veränderungen anzustoßen. Dass diese nach den Querelen und den Ermittlungen gegen den langjährigen Jagdpräsidenten Jürgen Vocke notwendig sind, bezweifelt kaum jemand. Damit machen sich Weidenbusch und der Vorstand allerdings nicht nur Freunde, wie sie selbst wissen – und wie sich beim Jägertag gezeigt hat. „Wir hätten aber gerne auch kritische Stimmen ins Präsidium geholt“, betont Weigert.

Jemand, auf den das zutrifft, wäre wohl der gebürtige Neuburger Otto Kreil gewesen. Dass das letztlich nicht geklappt hat, schreibt Weidenbusch auch einem „sehr ungut gelaufenen Wahlprozedere“ zu, in dem alle Kandidaten für die Beisitzerposten nicht einzeln, sondern gegeneinander antreten mussten. Deshalb hatte Robert Pollner, der als Beisitzer zuletzt Generalsekretär im Verband war, zeitweise um seine Wiederwahl zittern müssen – bis Kreil auf Bitten Weidenbuschs zurückzog. „Robert Pollner ist eine Stütze des Verbands“, betont der Jagdpräsident. Dass Kreil auf eine Berufung in den Vorstand als kooptiertes Mitglied verzichtete, bedauern er und Weigert eigenen Worten zufolge sehr.

Kritik übt Weidenbusch unterdessen an seiner Parteikollegin Michaela Kaniber. Die bayerische Landwirtschaftsministerin hatte sich unmittelbar vor der Präsidiumswahl an alle Kreisgruppen des Jagdverbands gewandt und Pollner scharf für einen Beitrag im Magazin „Jagd in Bayern“ attackiert – „am Präsidium vorbei“, ärgert sich Weidenbusch.

Doch wie wollen er und Weigert die Wogen nun glätten? Der Staatssekretär aus dem Donaumoos nennt drei wesentliche Aufgabenfelder: das jagdliche Schießwesen und damit den Tierschutz, das Jagdhundewesen und die Digitalisierung. „Große Ergebnisse nach nur etwa eineinhalb Jahren sind schwierig“, betont Weigert, der aber auch eine Optimierung der Strukturen in der Geschäftsstelle als guten Weg nennt. „Das hat aber natürlich nicht jedem gefallen, das waren zum Teil unbequeme Dinge“, so der stellvertretende Jagdpräsident. Leicht habe sich das Präsidium diesen Weg aber nicht gemacht. „Der Verband ist voller Personen mit unterschiedlichen Sichtweisen, da wird um Positionen gerungen“, so Weigert, der dabei einem hohen Anspruch gerecht werden will.

Umso mehr Bedeutung messern er und Weidenbusch der Öffentlichkeitsarbeit bei – unter anderem mit der Smartphone-App „WildExperte“. Der Jagdpräsident sieht darin ein gutes Instrument zum Monitoring seltener Arten. Denn Bürger können darin Wildsichtungen eintragen, Jäger können Abschüsse dokumentieren. „Auf diese Weise können wir zeigen, dass wir nicht nur jagen“, so Weigert, der darin auch einen Beitrag zur Biodiversität sieht.

Gleichzeitig gehen der Verband respektive Weidenbusch zunehmend gegen von Waldbesitzern geforderte und von Landratsämtern genehmigte Schonzeitverkürzungen vor. „Denn das kann nur der letzte Weg sein“, betont Weigert. Weidenbusch hat mittlerweile bereits in etwa 500 Fällen entsprechende Entscheidungen über die Gerichte wieder rückgängig gemacht. Dieses Vorgehen trägt in den Augen des Duos dazu bei, das Image der Jagd deutlich zu verbessern. „Denn wir müssen als Jäger einen gewissen Anspruch erfüllen“, betont der Staatssekretär.

DK