Schrobenhausen
Wie vertrauenswürdig sind die Teststellen?

Mehrere Angebote im Landkreis werden von Impfgegnern betrieben – Landratsamt macht Stichproben

12.01.2022 | Stand 23.09.2023, 10:08 Uhr

Der Nasenabstrich für einen Corona-Schnelltest wird hier in einer Teststelle genommen. Foto: dpa

Testergebnis schon nach wenigen Minuten

„Ich bin gar nicht sicher, ob das Stäbchen wirklich in meiner Nase war“, sagt Detlef L. aus A., nachdem er in einem der neueren Schrobenhausener Testzentren war. Auch Testpersonen der Redaktion haben den Selbstversuch an verschiedenen Stellen im Schrobenhausener Land vorgenommen und von vielen Personen Erfahrungsberichte eingeholt. Dabei wird klar: Die Unterschiede in der Ausführung sind enorm. Manchmal gibt es das Ergebnis nach 15, 20 oder 25 Minuten – ein anderes Mal schon nach drei oder fünf. Und das, obwohl in der Anleitung des Antigen-Schnelltests zehn bis 15 Minuten Wartezeit vorgegeben sind. Es gibt Stellen, an denen beim Nasentest gründlich in beiden Nasenlöchern abgestrichen wird, ebenso kommt es vor, dass ein kurzes Streifen eines – in unserem Fall des rechten – Nasenlochs den Testenden schon ausreicht. Handys und Personalausweise werden einfach von Testenden in die Hand genommen, kein bisschen kontaktlos. Ein damit konfrontierter Betreiber in Schrobenhausen sieht das nicht so kritisch – er schreibt: „Dieser Virus wird grundsätzlich nicht durch eine Schmierinfektion übertragen, ansonsten hätte man an jedem Einkaufswagen ein Problem.“

Schlechte Erfahrungen machte auch der junge Schrobenhausener vom Anfang. Er ist 34, namentlich genannt werden will er nicht, er hat keine Lust auf Anfeindungen. Für einen Krankenhausbesuch brauchte er eine Bescheinigung, also ging er zu einer der Bürgerteststellen in seiner Stadt. Das Ergebnis sei nach gut drei Minuten da gewesen. Schriftlich, zum direkt mit nach Hause nehmen. „Ich war also dort für die offizielle Bestätigung und aus Sicherheitsgründen habe ich mich selber nochmal getestet“, erklärt er. Eine Erfahrung, die die Redaktion nach mehreren Versuchen an verschiedenen Tagen bestätigen kann: Kaum fünf Minuten nach dem Schnelltest gab es die ausgedruckte Bescheinigung: corona-negativ. Die Betreiberin der Teststelle schreibt auf Nachfrage: „All meine Mitarbeiterinnen achten genau auf die Einhaltung der zeitlichen Fristen zur Auswertung der Tests.“ Nach Angaben des Herstellers wären das allerdings zehn bis 15 Minuten.

Andere Testende unter Druck gesetzt

Keine Stellungnahmen kamen auf schriftliche Nachfragen hin aus den Reihen der bekannten Impfgegner. Als offizielle Teststellen gelistet sind unter anderem Personen, die öffentlich als Organisatorinnen von Corona-Demonstrationen in Erscheinung getreten sind und die auch bei Kundgebungen von Impfgegnern Reden geschwungen haben. Auch der Druck einzelner auf andere Anbieter von Bürgerteststellen ist groß. Der Redaktion liegen Informationen über eine Telegram-Gruppe vor, in der die Testenden vernetzt sind. Darin soll ausdrücklich darauf hingewiesen worden sein, dass niemand auf die Zeitungsanfrage zum Thema Qualität von Tests und Intention von Impfgegnern reagieren soll. Bei der Zeitung gemeldet haben sich dennoch einige Betreiber, die sich von den Querdenkern klar abgrenzen wollen. Ihnen ist es wichtig, dass es neben Ärzten auch normale Bürger gibt, die gute Beweggründe haben, eine Teststelle zu eröffnen. Sie wollen helfen, gegen die Pandemie vorzugehen, es geht ihnen um die Gesundheit der Menschen. Und sie hoffen, dass diejenigen, die die Tests nicht gewissenhaft vornehmen, bald auffliegen.

Zuverlässigkeit als Kriterium für Bürgerteststellen

Wie man überhaupt Bürgerteststelle wird, erklärt das Landratsamt in Neuburg. Für eine Beauftragung von Bürgerteststellen gibt es organisatorische Voraussetzungen, zum Beispiel das Vorliegen eines Hygieneplans und die Teilnahmebestätigung für eine Schulung in Präsenz. Und dann spielt Zuverlässigkeit eine Rolle.

Wie diese überprüft wird? „Eine Überprüfung von Teststellen nimmt das Gesundheitsamt vor, wenn beispielsweise ein konkreter Anlass oder eine Beschwerde vorliegen. Überprüfungen haben in der Vergangenheit bereits stattgefunden und finden auch weiter statt“, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle des Landratsamts. Und: „Aufgrund der hohen Anzahl an Teststellen ist es nur möglich, stichprobenartig zu überprüfen.“ Beauftragt seien inzwischen über 50 Bürgerteststellen. Stichproben empfiehlt auch das Bundesgesundheitsministerium, denn: „Wird der Abstrich fehlerhaft durchgeführt, kann das Ergebnis des Schnelltests verfälscht sein.“

SZ