Schrobenhausen
Wenn aus Abwasser schwarzes Gold wird

Stadtwerke präsentierten am Freitagnachmittag Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert ein Zukunftsprojekt

11.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:08 Uhr

Kleine Pellets – mehr bleibt nicht übrig, wenn der Klärschlamm einer Kläranlage richtig behandelt werde, machte Sebastian Brandmayr (r.) Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert (2.v.l.) klar. Foto: Spindler

Schrobenhausen – Hören, wo die Zukunftsmusik spielt; sehen und riechen, was so alles aus einer Kläranlage herauskommt: Die Sinne des bayerischen Wirtschaftsstaatssekretärs Roland Weigert (FW) sind am Freitagnachmittag von den Schrobenhausener Stadtwerken gefordert worden. Die Vorstände des Kommunalunternehmens, Thomas Schneider und Sebastian Brandmayr, stellten zwei wegweisende Projekte vor.

„Es gibt keinen Abfall, nur Stoffe, die an der falschen Stelle abfallen“ – getreu diesem Motto machte Brandmayr klar, dass in der Zentralkläranlage der Stadtwerke an der Hanfröste etwas ankomme, was noch nutzbar sei. Für Brandmayr ist Abwasser eher energiegeladener Rohstoff, aus dem sich etwas machen lasse. Mit zwölf Grad Celsius gelange es in die Kläranlage – sogar im Winter bei frostigen Temperaturen. Mit dem bei der Abwasserbehandlung erzeugten Faulgas könne Wärme und Strom produziert werden. So viel, dass es für den Betrieb der Kläranlage und die Fernwärme genutzt werden könne.

Ein Näschen für gutes Abwasser

Roland Weigert hörte aufmerksam zu. Der Klärschlamm lasse sich so weit trocknen, dass am Ende des Prozesses kleine Pellets übrigblieben, demonstrierte Brandmayr. Weigert nahm neugierig die großen Gläser, in denen sich Abwasser in verschiedenen Aggregatzuständen befand, in die Hand, schaute mal kritisch drauf und steckte manchmal sogar seine Nase hinein.

Bislang, so Brandmayr, würden rund 60 Lkw-Ladungen pro Jahr – etwa 1500 Tonnen – zur Müllverbrennung gefahren. Doch der in der Pyrolyse verarbeitete Klärschlamm – das Endprodukt Karbonisat – könne als Aktivkohle, Baustoffadditiv oder Phosphordünger genutzt werden. Der Vorteil für die Stadtwerke, so Brandmayr: Der gesamte Prozess, der teilweise Temperaturen bis zu 800 Grad Celsius erfordere, sei ein selbsttragender und brauche also keine zusätzlichen Energieträger.

Auf Partnersuche für die Fernwärme

Auch über die Nutzung von Abwärme nahe gelegener Industriebetriebe machte sich Weigert Gedanken. Die Südstärke benötige doch viel Wärme während der Kartoffelkampagne und habe einen entsprechend hohen Ausstoß an Abwärme. Das Unternehmen könnte doch ein guter Partner für die Fernwärme der Stadtwerke sein, so Weigert. Brandmayr bestätigte das. Die Kampagne der Südstärke laufe genau zur richtigen Zeit für die Fernwärme – vom Winter bis zum Frühjahr. Erste Gespräche liefen bereits, so Brandmayr.

Weigert identifizierte aber noch andere Zukunftsmärkte. „Wir alle produzieren täglich Unmengen an Daten, das wird der Schmierstoff der Zukunft sein“, meinte Weigert. Die Auswertung von Daten könne in Zukunft eine weitere Einnahmequelle für Kommunen sein. Auch bei der Energiewende müsse es weiter gehen. Bayern sei das erste Bundesland in Deutschland gewesen, das eine Wasserstoffstrategie habe vorlegen können, so Weigert. Auch die Kernfusion sei für die Energiewende elementar wichtig und werde schneller kommen, als viele bislang prognostizierten.

Noch etwas gab der Kreisrat Weigert den Schrobenhausener Stadträten mit auf den Weg: Sie müssten sich deutlich mehr mit der Geschäftspolitik des Kreiskrankenhauses auseinandersetzen. Schließlich sei die Klinik eine wichtige Versorgungseinrichtung für die Stadt und das Umland.

SZ