Am Mittwoch, 22. November, jährt sich die Namensgebung der Wilhelm-Frankl-Kaserne in Neuburg zum 50. Mal. Um diesen Anlass zu würdigen, hatte das Taktische Luftwaffengeschwader 74 am Montag Medienvertreter geladen, um an den im Ersten Weltkrieg gefallenen Kampfflieger Leutnant Wilhelm Frankl zu erinnern.
In der Militärgeschichtlichen Sammlung auf der Basis Zell gab der Traditionsoffizier des Geschwaders, Hauptmann Ulrich Mocka, einen Einblick in das kurze Leben Wilhelm Frankls und in die Geschichte der Neuburger Kaserne.
Eisernes Kreuz I. Klasse für ersten Luftsieg
Frankl wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmannsehepaares am 20. Dezember 1893 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur, welches Frankl in Frankfurt am Main ablegte, erwarb er 1913 seinen Pilotenschein in Berlin-Johannisthal. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich Frankl freiwillig zur Fliegertruppe und absolvierte die Ausbildung zum Militärflugzeugführer. Ende 1915 wurde er „Kampfeinsitzerpilot“ auf dem neu eingeführten Fokker-Eindecker. Diese Flugzeuge flogen zunächst nur Begleitschutz für Aufklärer. Am 10. Mai 1915 erzielte er seinen ersten Luftsieg mit einem fünfschüssigen Selbstladekarabiner gegen ein französisches Kampfflugzeug, welches seinerseits mit einem Maschinengewehr bewaffnet war. Für diese Tat erhielt Frankl das Eiserne Kreuz I. Klasse.
„Im Laufe der Kriegsjahre entwickelten sich dann die klassische Luftkämpfe Jäger gegen Jäger“, erklärte Hauptmann Mocka. Wilhelm Frankl bestach durch Tapferkeit, Mut, Geschick und Einsatzwillen. Er war ein überaus beliebter Kamerad und ein leidenschaftlicher Pilot. Aufgrund seiner zahlreichen Erfolge wurde er zum Leutnant befördert und mehrfach ausgezeichnet. Nach seinem achten Luftsieg erhielt er vom deutschen Kaiser Wilhelm II. am 12. August 1916 mit dem „Pour le Mèrite“ den damals höchsten Tapferkeitsorden.
Am 2. April 1917 schoss er als erster Pilot überhaupt ein gegnerisches Flugzeug bei Nacht ab, danach drei weitere Flugzeuge bei Tag. Am 6. April 1917 erzielte Leutnant Frankl wiederum drei Luftsiege. Mit insgesamt 19 Luftsiegen zählt Frankl zu den erfolgreichsten Jagdfliegern des Ersten Weltkrieges.
„Von seinem Einsatz am 8. April 1917 sollte der erst 23-jährige Jagdflieger nicht mehr zurückkehren“, berichtete der Traditionsoffizier.
Frankl war einer von mehr als 12 000 deutschen Kriegsteilnehmern jüdischen Glaubens, die im Ersten Weltkrieg fielen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Frankls Leistungen aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach Möglichkeit totgeschwiegen.
„Seine Tugenden sind auch heute unumstritten“
Bei der Verleihung des Namens „Wilhelm-Frankl-Kaserne“ am 22. November 1973 sagte der damalige Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Günter Rall: „Wilhelm Frankl ist in seiner Zeit durch Persönlichkeit und Leistung ein Vorbild der Jagdflieger gewesen. Seine menschlichen Qualitäten und soldatischen Tugenden sind auch heute unumstritten“. Die Benennung der Kaserne nach Wilhelm Frankl soll an dessen tadellose Soldatentugenden sowie seine fliegerischen Fähigkeiten und Erfolge erinnern und das Andenken an ihn aufrechterhalten.
Unter der Woche pulsiert in der Wilhelm-Frankl-Kaserne, kurz WFK, das Leben. Neben dem Stab des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 sowie der Nachschub- und Transportstaffel mitsamt Küche und Verpflegungsausgabestelle sind dort unter anderem das Sanitätsversorgungszentrum und ein Teil des Bundeswehrdienstleistungszentrum Ingolstadt untergebracht. Die Kindertagesstätte „Luftikus“ haucht der Kaserne genauso wie die sportlichen Einrichtungen ein wenig ziviles Leben ein. Da viele Soldatinnen und Soldaten am Wochenende zu ihren Familien fahren, herrscht da auf dem Gelände in der Grünauerstraße eine fast gespenstische Ruhe und nur wenige Fahrzeuge kommen am Frankl-Gedenkstein gleich hinter der Hauptwache vorbei.
DK
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