Podiumsdiskussion
Viele Wortmeldungen bei der SPD-Podiumsdiskussion zum Thema „Erneuerbare Energien“

23.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:37 Uhr
Fritz Endres

Der SPD-Ortsverband Schrobenhausener Land hatte zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Energie nach Mühlried geladen. Vorsitzender Siegfried Sibinger (stehend) begrüßte auf dem Podium Bundestagsabgeordneten Andreas Mehltretter, den Vorstandsvorsitzenden der BEG Pfaffenhofen, Andreas Herschmann, und seinen Kollegen von der BEG Neuburg-Schrobenhausen, Aichach-Eichstätt, Peter Mießl. Foto: Endres

Fast drei Stunden diskutierten rund vierzig Mitglieder und Gäste des SPD-Ortsverbandes Schrobenhausen Land intensiv über das Thema Energie. Vorsitzender Siegfried Sibinger hatte zu der Podiumsdiskussion Bundestagsabgeordneten Andreas Mehltreter (SPD) den Vorstandsvorsitzenden der BEG Pfaffenhofen, Andreas Herschmann, und seinen Kollegen von der BEG Neuburg-Schrobenhausen, Aichach-Eichstätt, Peter Mießl, eingeladen. Das Thema „Erneuerbare Energien – Kostentreiber oder Chance?“ stand im Mittelpunkt der Diskussion.

„Die letzten zehn Jahre waren gleichzeitig die weltweit heißesten zehn Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch bei uns sind die Auswirkungen bereits jetzt deutlich spürbar: Extreme Hitze, Dürre, Waldbrände im Sommer – Eisstockschießen auf zugefrorenen Weihern im Winter kennen die meisten nur noch aus Kindheitserinnerungen“, sagte Siegfried Sibinger in seiner Einführung. Er moderierte die zum Teil kontroverse Diskussion. Auch der Angriffskrieg Russlands zeige, wie fatal es gewesen sei, sich von fossilen Brennstoffen und damit auch deren Exporteuren derart abhängig zu machen. Nahezu explodierende Energiepreise sorgten dafür, dass sich Unternehmen und vor allem die Menschen mitunter in ihrer Existenz bedroht sähen. Allein durch Ankündigungen werde Bayern bis 2040 nicht klimaneutral werden. „Es muss aktiv gehandelt werden. Effizient, aber auch sozial verträglich“, führte Sibinger weiter aus.

Mehltretter erläuterte die Maßnahmen des Bundes

Andreas Mehltretter wurde gebeten, die Maßnahmen der Bundesregierung zu erläutern. „Es ist alles besser gelaufen als wir uns das gedacht haben. Der Verbrauch an Gas wurde reduziert. Durch die drei Entlastungspakete und der Energiepreisbremse konnten die gestiegenen Energiepreise abgefedert werden“, sagte Mehltretter. Ziel sei es, bis 2030 etwa 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen. Die Umsetzung werde eine gewaltige Kraftanstrengung. Um diese Ziele zu erreichen, müsse vor allem bei der Genehmigung von Windkraftanlagen das Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Auch das EEG-Gesetz müsse runderneuert werden. Noch in diesem Jahr soll von der Bundesregierung ein Photovoltaik- und Windkraftpaket kommen, in der die Parameter geregelt sein sollen. „Erneuerbare Energie muss bezahlbar sein“, führte der Abgeordnete weiter aus.

Peter Herschmann stellte anschließend die BEG Pfaffenhofen vor. Die Herausforderungen bei der Energiewende seien gigantisch. Es gehe um die regionale Wertschöpfung. „Über 100 Milliarden Euro wurden jährlich für den Kauf fossiler Brennstoffe an Russland bezahlt. Dieses Geld muss bei uns bleiben, vor allem in der Region“, sagte er in seinem kurzen Referat. Er könne den Bürgermeistern sowie Gemeinde- und Stadträten nur raten, jetzt selbst zu investieren. Gerolsbach sei dafür ein positives Beispiel. Das Kommunalunternehmen habe vor Jahren in Windkraftanlagen investiert. „Holen wir uns die Macht am Energiemarkt wieder zurück. Dies ist auch ein Demokratieprozess“, forderte er. In Pfaffenhofen sei es möglich, den Strom für die gesamte Mobilität aus Windkraft- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu erzeugen. Bei den Freiflächenanlagen bei Photovoltaik sei sogar eine Doppelnutzung Strom und Landwirtschaft möglich.

Ins gleiche Horn hat auch Peter Mießl geblasen. „Wenn wir Photovoltaik auf Dächern und Wänden haben, rund zwei Prozent der Ackerflächen für Freiflächenanlagen bereitstellen und zusätzlich 15 Windkraftanlagen bauen, können wir auch in Schrobenhausen den gesamten Energiebedarf einschließlich Industrie und Gewerbe decken“, sagte er. Für die Spitzenlast sei möglicherweise noch ein Holzkraftwerk notwendig. Rund um Schrobenhausen habe er schon zwölf Standorte für Windkraftanlagen im Kopf. Ein weiteres großes Projekt sieht der BEG-Chef bei der Sanierung des Donaumooses. Mit den entsprechenden Maßnahmen könnten gigantische Mengen an Kohlenstoff gespeichert werden. Teile des Donaumooses seien auch für Photovoltaikanlagen geeignet. „In absehbarer Zeit werden wir in Sachen Windkraft rund um Schrobenhausen wieder aktiv“, kündigte Mießl an. Nur so sei die Energiewende zu meistern. Windkraft und Naturschutz stehen nicht im Widerspruch. Auch für den Menschen bestehen bei der richtigen Bauweise keine gesundheitlichen Gefahren, sagten Mießl und Herschmann übereinstimmend auf entsprechende Fragen aus dem Publikum. Das geplante Projekt in Hohenwart, aus erneuerbaren Energien Wasserstoff zu erzeugen, halten beide für sinnvoll. Siegfried Sibinger wollte wissen, welche Bedeutung Energy Sharing haben könnte. Hier sei die Ampelregierung in Verzug. Die Vorgabe aus Brüssel soll aber noch in diesem Jahr teilweise umgesetzt werden, antwortete Mehltretter.

Viel Applaus nach intensiver Diskussion

Für Herschmann und Mießl würde es vieles erleichtern. SPD-Kreisvorsitzender Werner Widuckel ergriff zum Schluss der intensiven Diskussion das Wort: „Wir haben überhaupt keine Wahl. Die Wende muss jetzt ohne wenn und aber kommen“. Für ihn sei es wichtig, dass die technischen Geräte, die für den Energiewandel benötigt werden, auch in Deutschland selbst produziert werden. Mit dieser Forderung erntete er viel Applaus.

SZ