Brunnen
Viele Fragen bei der Infoveranstaltung

Soll die Gemeinde Brunnen zum Donaumooszweckverband?

07.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:42 Uhr

Hatten viel zu erzählen (v.l.): das Referententeam mitMichael Hafner, Katrin Bockmann und Viktoria Lindner sowie Landrat Peter von der Grün, Expertin Annette Freibauer und Brunnens Bürgermeister Thomas Wagner. Foto: Mayr

Brunnen – Nachdem Michael Hafner, der Geschäftsführer des Donaumooszweckverbandes, vor kurzem das Donaumoosentwicklungsprogramm dem Gemeinderat von Brunnen vorgestellt hatte (wie berichtet), hatte nun Bürgermeister Thomas Wagner (CSU) zu einer Informationsveranstaltung für die gesamte Bevölkerung eingeladen. Es ging dabei um die Frage nach dem Beitritt der Gemeinde zum Zweckverband, wo bereits Karlshuld, Karlskron, Königsmoos und Pöttmes Mitglied sind. Das dieses Thema die Brunnerinnen und Brunner interessiert hat, zeigt die Tatsache, dass knapp 100 Personen im Publikum saßen, was den Brunnener Gemeindechef in seiner Einführungs- und Begrüßungsrede freute.

Den Hauptvortrag über das Donaumoosentwicklungskonzept hielt Michael Hafner zusammen mit Katrin Bockmann und Viktoria Lindner vom Donaumoosteam. Ziel dieses Konzeptes sei es, eine Entwicklung im Donaumoos einzuleiten, die den Menschen dort Perspektiven für die Zukunft gibt. Dabei sollen Naturschutz, Hochwasserschutz, Artenschutz, Klimaschutz, Bewohnbarkeit und Landwirtschaft in Einklang gebracht werden. Eine Mammutaufgabe, nicht nur für den Zweckverband, sondern für alle beteiligten Stellen.

Brunnen hat 5,9 Prozent Anteil am Donaumoos

Brunnen ist mit 5,9 Prozent der Flächen am Donaumoos beteiligt und hat eine Moormächtigkeit von bis zu vier Metern aufzuweisen. Diese gelte es zu erhalten. Allein von 1978 bis 2013 sind dem vorhandenen Moorkörper von 213 Millionen Kubikmeter 35 Millionen Kubikmeter durch Witterungseinflüsse, Entwässerung und Bebauung verloren gegangen. Von 2013 bis heute ist der Boden um durchschnittlich 20 Zentimeter abgesackt. Pro Jahr werden rund 400000 Tonnen umweltschädliches CO2-Gas und andere schädliche Gase im Donaumoos freigesetzt.

Nun sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. „Wir stehen erst ganz am Anfang“, sagte Landrat Peter von der Grün (FW), „und es wird auch manche Schwierigkeiten bei der Umsetzung geben.“ Zur Mitwirkung eingeladen seien die Landwirte und natürlich die dort lebenden Menschen.

Vor allen Dingen mit den Landwirten müsse gesprochen werden, wie eine nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen möglich sei. Die Federführung zur Umsetzung des Entwicklungsprogrammes liegt dabei in den Händen der erwähnten Fachstellen und des Zweckverbandes. Einige Pilotprojekte sind laufen bereits. Das ganze Konzept sei auf Freiwilligkeit aufgebaut, niemand werde zu etwas gezwungen. Ein weiteres großes Ziel des Entwicklungskonzeptes sei es laut der Referenten, Flächen mit einer Moormächtigkeit von mehr als einem Meter bis zu vier Metern zu erhalten und schützen, wobei eine weitere landwirtschaftliche Bearbeitung möglich sein soll. Bei einer Moorvorkommen von über vier Metern sollen diese Gebiete aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen werden, wobei eine Weidetierhaltung aber weiter möglich wäre. Eventuelle wirtschaftliche Einbußen sollen den Landwirten ersetzt werden.

Der 1991 gegründete Donaumooszweckverband war seither nicht untätig und hat besonders was den Hochwasserschutz betrifft, schon einige Projekte umgesetzt. So wurde zum Beispiel am Seeanger bei Pöttmes 2001 ein Rückhaltebecken mit einer Fläche von 17 Hektar und einem Fassungsvermögen von 130000 Kubikmeter Wasser gebaut, der Baierner Flecken bei Hollenbach wurde 2006 auf 40 Hektar und bis zu 300000 Kubikmeter Wasser sowie der Rückhalteraum bei Sandizell seit 2009 mit 100000 Kubikmeter Wasser auf 20 Hektar erstellt. In Vorbereitung ist ein weiteres Objekt in Karlshuld, wo durch Kiesabbau ein weiterer Stauraum von 200000 Kubikmetern folgen soll. Das ein Miteinander gut funktionieren könne, zeige sich am Beispiel des Baierner Fleckens, wo trotz Renaturierung eine Weidetierhaltung nach wie vor noch möglich sei und von einer Mückenplage in diesem Gebiet ist nichts bekannt sei, betonte das Referententeam.

Das Problem derhydrologischen Abgrenzung

An die Referate schloss sich eine Diskussionsrunde an, wo es unter anderem auch darum ging, wie eine hydrologische Abgrenzung des Grundwassers zwischen zwei nebeneinanderliegenden Grundstücken funktionieren soll, wenn ein Grundstück im Entwicklungsprogramm ist und das andere nicht. Oder die Frage, wer nimmt das Mähgut abnehme. Annette Freibauer, die Leiterin des Institutes für Agrarökologie und biologischen Landbau an der Landesanstalt für Landwirtschaft, und Michael Hafner mussten noch viele weitere Fragen beantworten. Es bleibt die spannende Frage: Werden die Bewohner und Bewirtschafter des Donaumooses dieses Entwicklungskonzept mitgehen? Bleibt ihnen überhaupt etwas anderes übrig?

SZ