Vorweihnacht der guten Herzen
Schrobenhausener Verein Fußspuren hilft Familien von Sternenkindern und Frühchen

13.12.2024 | Stand 13.12.2024, 11:02 Uhr |
Susanne Puppele

Nadine Piehler in der Zentrale ihres Vereins „Fußspuren“ in Schrobenhausen. Hier lagert sie die Materialien und die von rund 15 fleißigen Helfern genähten, gehäkelten, gebastelten kleinen und größeren Schätze. Verpackt und versandt werden die Pakete für Sternenkind- und Frühchen-Eltern eigenhändig von ihr. Fotos: Puppele/privat

Freud und Leid liegen oft nahe beieinander. Keiner weiß das besser als die Schrobenhausenerin Nadine Piehler. Vor vier Jahren gründete sie den Verein „Fußspuren – Handgefertigtes für Frühchen und Sternenkinder (FuS)“. Zusammen mit rund 15 Helfern packt sie Pakete für Eltern von Sternenkindern und Frühchen zur Unterstützung in dieser schweren Zeit.

  

Unzählige Pakete sind das übers Jahr verteilt. Und manche bleiben über lange Zeit in Erinnerung: „Wie habe ich mich gefreut, als ich ein Bild eines kleinen Mädchens bekommen habe, das ein Jahr zuvor viel zu früh das Licht der Welt erblickte und ein Paket von uns bekommen hatte. Und jetzt strahlte sie mir vom Foto entgegen, vor ihr eine Geburtstagstorte mit einer großen Eins drauf“, erinnert sich Nadine Piehler.

Kleiner Kämpfer Rafael



„Und ein paar Minuten später erhielt ich die Nachricht, dass ein anderer kleiner Kämpfer nun im Himmel auf seine Eltern und Geschwister herabschaut.“ Rafael wurde nur ein halbes Jahr alt, kam damals viel zu früh und mit multiplen Erkrankungen auf die Welt.

Piehler erfuhr durch Umwege von seiner Geschichte und setzte sich mit seiner Mutter in Verbindung. „Das war ein hartes Schicksal, mit vielen Auf und Abs. Von uns bekam die Familie ein Paket mit Frühchenkleidung und kleinen, handgefertigten Schätzen, die meine fleißigen Helferinnen nähen, stricken, häkeln und basteln, damit der Klinikalltag ein bisschen bunter wird“, so Piehler weiter.

Der Kontakt zur Familie blieb über die Zeit bestehen, immer wieder erhielt die Schrobenhausenerin Nachricht vom kleinen Rafi, auch über seinen Tod im Mai 2021 hinaus. „Heute schreiben wir uns immer noch. Das kann ich natürlich nicht mit allen Menschen machen, denen der Verein ein Päckchen zukommen lässt“, gibt sie zu. Rafi und seine Familie stehen stellvertretend für alle schicksalhaften Lebensgeschichten, die den Verein und Piehler erreichen.

Jedes Paket so individuell wie der Empfänger

Auch heute bereitet sie den Versand eines größeren Pakets vor: Ein Zwillingspärchen kam zu früh auf die Welt und bekommt nun Post vom Fußspuren-Verein: Frühchenkleidung, Schlafsäcke, in denen auch Schläuche und Sonden Platz haben, Schnullerketten, Kuscheldecken, kleine Kuscheltiere wie die Frühchenkrake nach dem Schweizer Oktopusvorbild, Frühchen-Intensiv-Tagebücher – eine Auswahl dieser handgefertigten Stücke findet den Weg zu Eltern von zu früh geborenen Babys. „Für Sternenkind-Eltern und den Weg der Kleinen über die Regenbogenbrücke haben wir Kleidung, Mützen, Schuhe, Einschlagdecken, Körbchen, Storchenbeutel für die Allerkleinsten, verschiedene Erinnerungsstücke und Taufaufleger aus Spitze.“ In all diesen kleinen Präsenten steckt nicht nur viel Liebe, sondern vor allem auch viel Zeit, Arbeit und handwerkliches Geschick.

In Kontakt mit Kliniken

Piehler steht auch in Kontakt zu den Geburtsstationen und Neonatologien, den Frühchenstationen vieler Krankenhäuser. „Natürlich dürfen sie mir keine Adressen von betroffenen Familien weiterleiten, aber die Hebammen und Schwestern geben den Eltern unseren Flyer.“ Und die sollen dann keine Scheu haben, sich bei ihr zu melden! „Wir wollen ein Lichtblick in dieser schweren Zeit sein und freuen uns immer, wenn wir mit unseren Paketen irgendwie helfen können“, bekräftigt Piehler, die rund um die Uhr für ihren Verein aktiv ist. Gerade in der Vorweihnachtszeit häufen sich die Zahlen der Frühchen und Sternenkinder. Ob statistisch bewiesen oder nur in Piehlers Empfinden – im November und Dezember ist jedenfalls immer mehr zu tun.

In Deutschland werden jährlich rund 60.000 Kinder zu früh geboren. Demnach ist jedes zehnte Neugeborene ein Frühchen. Vor kurzem habe sie ein Paket für ein Sternenkind, dessen Eltern und die zehn Geschwister gepackt. „Für jede Schwester und jeden Bruder gab es ein kleines Trostgeschenk.“ Am Herzen liegt der Schrobenhausenerin jedes Stück, das sie ins Paket legt, vor allem kleine gehäkelte Engel namens „Hope“ als Erinnerungsstück für Eltern von Sternenkindern.

Der gemeinnützige Verein lebt natürlich vor allem von Spenden. „Sternenkind-Eltern bekommen das Paket kostenfrei von uns. Frühchen-Eltern zahlen lediglich das Porto. Den Rest von der Material-Beschaffung bis zum fertigen Paket übernimmt der Verein.“

Post für Geburtsstationen

Ganz viel Liebe packt sie auch in Pakete, die an die Kliniken selbst gehen. Darin befindet sich farbenfrohe, zur Jahreszeit passende Frühchenkleidung, die die Eltern aus der Klinik mit nach Hause nehmen dürfen. Gerade kleine Kliniken überrascht die Vereinsgründerin gern mit einem solchen Paket. „Wenn ein Dankeschön zurück kommt, freue ich mich.“ Denn selbstverständlich sei es nicht, dass die Kliniken antworten. Aber sie lässt sich nicht beirren.

Für 2025 wünscht sich Piehler vor allem, dass der Verein weiter wächst und noch bekannter wird. Auch wenn das mehr Arbeit für sie und ihre Helfer bedeutet. „Ich bin auch immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die handwerklich geschickt sind und kleine Dinge für die Pakete anfertigen können. Da freue ich mich über Nachricht.“ Und betroffenen Eltern möchte sie ans Herz legen: „Ihr müsst schon so viel ertragen, lasst euch von uns ein klein wenig helfen!“ Den Verein findet man auf www.fussspuren-fus.de oder auch bei Facebook und auf Instagram.

SZ

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