Gerolsbach
Spektakulärer Fund: Urelefant liegt wieder im Junkenhofener Kies

Der spektakuläre Fund von 2002 ist inzwischen präpariert worden und im Augsburger Naturmuseum zu sehen

23.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:52 Uhr

Zwei Generationen Junkenhofener – wenn auch mit ein paar Millionen Jahren Abstand: Peter und Elisabeth Wörle vor dem ausgestellten Urelefanten, der in ihrer Kiesgrube gefunden wurde und nun in Augsburg im Originalmaterial ausgestellt wird. Fotos: B. Hofmann

„20 Jahre“, sagte Michael Rummel am Donnerstagabend im Augsburger Naturmuseum, „20 Jahre sind eigentlich keine Zeit, die man in geologischen Zeiträumen denkt.“

Vor allem nicht, wenn man sie den 15 Millionen Jahren gegenüberstellt, die der Archaeobelodon filholi alt ist, dessen Überreste ab sofort im Museum, dessen Leiter Rummel ist, zu sehen sind. Genauer gesagt sind es die Überreste jenes Archaeobelodon filholi, der vor 20 Jahren in einer Kiesgrube bei Junkenhofen gefunden wurde. Die Überreste des Junkenhofener Urelefanten.

Viel Geld und Arbeit in die Präparation gesteckt

Dass es mit dem Einzug des Archeaobelodons in die Ausstellung nicht schneller ging, liegt daran, dass es eine Heidenarbeit ist, die Knochen ein solches Urviechs zusammenzusetzen – daran ließen die Paläontologen beim Festakt in Augsburg keinen Zweifel. Offenbar war es auch eine ähnliche Heidenarbeit, das Geld für diese Forschungsaufgabe zusammenzukratzen, doch das wurde dann nicht so ausführlich erörtert. Wie auch immer: Jetzt liegt das, was von dem einst stolzen Urelefanten übrig ist (und das ist in den Augen der Wissenschaftler schon fast sensationell viel), in dem bundesweit bedeutenden Museum am Rande der Augsburger Altstadt. Und es liegt in genau dem Material, in dem es 15 Millionen Jahre lang gut aufgehoben war: In Kies aus der Grube von Peter Wörle.

Wörle, der zusammen mit seiner Frau Elisabeth natürlich beim Festakt am Donnerstag als Ehrengast dabei war, ist es zum großen Teil zu verdanken, dass das Skelett, nach Ansicht von Fachleuten ein „spektakulärer Großfund“, überhaupt den Weg ins Museum fand. Wörle versteckte die Fundstelle nicht nur zwei Jahre lang, nachdem der Paläontologe Hans-Joachim Gregor eher zufällig darauf gestoßen war – um sie zu sichern, bis eine Bergung möglich war. Nein, er unterstützte 2004 auch die Ausgrabungen, wo er nur konnte, stellte seinen Fuhrpark zur Verfügung, um die durchaus voluminösen Stücke zu bergen und auf den Weg nach Augsburg zu bringen. So ein Archaebelodon war schließlich zu Lebzeiten nicht kleiner als ein heutiger Afrikanischer Elefant – nach Meinung von Fachleuten aber eher noch etwas massiver.

Der Indiana Jones vom Forsthof

Wörle, das kann man so sagen, ist schon früh vom Ausgrabungsfieber gepackt worden. Es steckt noch heute in ihm. Wenn wieder mal Kies aus der Grube geholt wird, „dann schaut man schon mal ein bisserl genauer hin“, erzählte er. Man kann sich Wörle fast ein wenig als den Indiana Jones vom Forsthof vorstellen. Den Jäger des in der Kiesgrube verborgenen Schatzes. Wobei es hier nicht um Reichtum geht, sondern um Ruhm und Ehre. „Sie sind in die Annalen eingegangen“, sagte dann auch am Donnerstag der Augsburger Stadtratsvertreter Reiner Erben zum Ehepaar Wörle.

Und Peter Wörle war es auch, der den Urelefanten zum Junkenhofener machte. Ihn wurmte es damals, vor 18 Jahren, dass der Gerolsbacher Bürgermeister als einziger Gemeindechef aus der ganzen Umgebung nicht zur Präsentation der Ausgrabungsstelle kam. Und deswegen entschied Wörle, wie er am Donnerstag erzählte, nicht den Gemeindenamen zum Paten zu machen, sondern den Namen des Ortsteils. Wobei der jetzige Gerolsbacher Bürgermeister – Martin Seitz (CSU) ist im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger offenbar ein richtiger Urzeitfan – ganz am Rande darauf hinwies, dass die Mure, die den armen Archaeobelodon damals verschüttet haben muss, ja von bergauf her gekommen sei. Also von Alberzell, wo Seitz wohnt. Eigentlich sei der Elefant also wohl ein Alberzeller gewesen, meinte er augenzwinkernd.

Aber es ist nicht der Alberzeller Urelefant, nicht der Gerolsbacher und schon gar nicht der Augsburger, wie er schon ab und zu mal genannt wurde (aber natürlich nicht in der Heimatzeitung) – es ist der Junkenhofener Urelefant. Das steht nun sogar im Museum geschrieben, wo es jeder Besucher lesen kann. Und damit gilt's!

Ein weltweites Referenzobjekt

Im Übrigens sei der Archaeobelodon, auch Schaufelzahnelefant genannt, ein „Referenzfund“, sagte Rummel noch. Wenn erst einmal die wissenschaftliche Abhandlung zum Fund publiziert sei, werde man wohl auch in anderen Museen bisher nicht zuzuordnende Funde als Teile eines Archaeobelodon filholi erkennen. Das Junkenhofener Urviech ist auf dem besten Weg, sich weltweit einen Namen zu machen.