Neuburg
Unterkunft für Frauen in Not

Zufluchtsstätte der Diakonie Ingolstadt bietet Wohnung und Beratung in Neuburg

30.11.2022 | Stand 19.09.2023, 1:08 Uhr

Heike Stemmer leitet seit 2019 die Zufluchtsstätte für Frauen in Not in der Stadtmitte von Neuburg. Foto: Wagener

Von Maja Wagener

Neuburg – Wenn eine Frau in Neuburg häusliche Gewalt erlebt, kann sie die (08431) 60288 wählen. Unter dieser Telefonnummer sind zwischen 8 und 20 Uhr die Diplom-Sozialpädagogin Heike Stemmer oder eine ihrer fünf ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen zu erreichen. Sie alle arbeiten für die Zufluchtsstätte für Frauen in Not der Diakonie Ingolstadt, die sich in Neuburg befindet und neben Beratung und Begleitung auch eine Unterkunft für zwei Frauen und deren Kinder bietet.

Frauen, die vom Ehemann oder Lebenspartner geschlagen werden oder psychisch, physisch oder sexuell misshandelt werden und nicht wissen, wohin sie gehen können, finden bei der Zufluchtsstätte mit ihren Kindern Aufnahme und Hilfe. So verspricht es der zugehörige Flyer der Diakonie Ingolstadt für ihre Außenstelle in Neuburg. Die Adresse der Notwohnung ist geheim, zum Schutz der Frauen und Kinder, die hier untergebracht sind.

Die Frauen kommen aus dem Landkreis

Die kommen entweder aus dem Landkreis oder sind in irgendeiner Form an den Landkreis angebunden, so Heike Stemmer: „Zum Teil sind es Frauen, die hier arbeiten, deren Kinder hier zur Schule gehen und die werden dann hier untergebracht.“ Nur wenn Gefahr drohe, etwa durch den Mann, der den Kindern zur Zufluchtsstätte folge, würden die Frauen in Frauenhäusern anderer Kreise untergebracht, berichtet Stemmer. Doch auch da werde darauf geachtet – wenn es gehe –, dass die Frauen Unterstützung hätten, zum Beispiel von dort lebenden Familienmitgliedern, erklärt die Leiterin der Zufluchtsstätte weiter.

Selbstständig müssten die Frauen sein, denn sie müssen sich und ihre Kinder weitgehend allein versorgen. Bis zu drei Monate können sie hier wohnen, doch rausgeschmissen werde niemand. So können die Frauen erst einmal zur Ruhe kommen und sich dann eine eigene Wohnung suchen. „Die Wohnungssuche ist das, was uns die Beine bricht“, erzählt Heike Stemmer. Die an sich schon angespannte Wohnungssituation habe sich durch den Zuzug von Ukrainern in der Preisklasse, in der die Frauen suchten, noch einmal verschärft, weiß die Fachfrau.

Neben der Unterkunft bietet Heike Stemmer den Frauen Begleitung, zum Beispiel zur Polizei oder auf Ämter, unterstützt bei Anträgen oder stellt den Kontakt zu Rechtsanwälten her. „Viele Frauen rufen erst einmal an“, erzählt Stemmer aus ihrem Arbeitsalltag. Sie wollten dann wissen, welche Möglichkeiten sie hätten, weiß die Fachfrau. Dabei würde oft eine Art Notfallplan entwickelt. So solle eine Tasche mit den notwendigsten Dokumenten bereitgestellt oder zum Beispiel bei einer Freundin in Sicherheit gebracht werden. „Das geht, wenn es keine akute Gefahrensituation gibt“, sagt Stemmer.

Es gebe aber auch Momente, in denen es schnell gehen müsse: „Ich hatte eine Klientin, die kam nur mit dem, was sie am Leib hatte, aus einem großen Streit“, erinnert sie sich. Wenn Gefahr droht, sei die Polizei in Neuburg die erste Anlaufstelle, macht Stemmer deutlich. Zuhören ist eine ihrer Hauptaufgaben; manche Frau möchte einfach erzählen. Zwischen 8 und 20 Uhr ist die Zuflucht zu erreichen. Ist die Diplom-Sozialpädagogin nicht im Dienst, erreichen die Frauen eine der fünf ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.

Weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen gesucht

Die erfahrenen Frauen nehmen abwechselnd jeweils für eine Woche die Anrufe entgegen, beantworten erste Fragen und können auch mal eine Aufnahme übernehmen. Heike Stemmer sucht weitere Ehrenamtliche, doch das lasse sich bei Berufstätigen nicht so leicht vereinbaren, weiß sie. Eine ihrer Mitarbeiterinnen könne das nur, weil der Arbeitgeber das soziale Engagement unterstütze, sagt Stemmer. Das Büro liegt zentral in Neuburg, am Schrannenplatz 131. Hier widmet sich Stemmer neben der Zufluchtsstätte dem größeren Part ihrer Stelle, der kirchlichen allgemeinen Sozialarbeit.

Seit 1985 gibt es die Zufluchtsstätte, die zum Diakonischen Werk gehört, in der Ottheinrichstadt, seit 2019 leitet Heike Stemmer das Büro. Aus der Christuskirche heraus sei die Zuflucht entstanden: „Da hat man angefangen, eine Wohnung zur Verfügung zu stellen.“ Finanziell gefördert werde sie vom Landkreis und den umliegenden Gemeinden, so die Diplom-Sozialpädagogin.

DK