Neuburg
Unerschöpfliche Kreativität

Am Abschlusstag öffnet die 44. Neuburger Sommerakademie ihre Türen für Besucher

16.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:48 Uhr

Knut Natzer machte aus seinen Bildern gleich Performance-Kunst, in dem er sich zwischen seine Werke legte. Die Besucher hatten Spaß. Foto: Budke

Von Heidrun Budke

Neuburg – Wer sich einmal von Kunst und Kultur so richtig überwältigen lassen möchte, der sollte sich schon jetzt den Abschlusstag der Neuburger Sommerakademie 2023 in den Kalender schreiben. Was heuer bei der 44. Ausgabe geboten wurde, macht Lust auf die Zukunft, denn die Teilnehmer und Dozenten sind so voller Motivation und Kreativität, dass man sich als Besucher beim Gang durch die Veranstaltungsorte am Samstag intensiv satt sehen und hören konnte.

Zwei Wochen lang wurde in den Ateliers und Räumen gearbeitet, gedacht, geübt und sich ausgetauscht. Als Ergebnis sind am Ende zahlreiche Kunstwerke entstanden – sei es nun bildnerisch, musikalisch oder theatralisch – die jedes für sich sehenswert waren. So zog es am Samstag viele Besucher in die Gänge der Schulen, in den Rathausfletz, den Marstall, das Theater oder den Kongregationssaal, denn dort wurden die Ergebnisse des Schaffens präsentiert.

Heuer fand nach der Corona-Pause wieder die Kinder- und Jugendakademie statt. „Wir waren sehr froh, dass die Studenten des Salzburger Mozarteums, die ja Kunst- oder Musikpädagogik studieren, wieder sehr zahlreich gekommen sind“, sagte Marieluise Kühnl, Neuburgs Kulturamtsleiterin. Es wurde Musik gemacht und Bewegungen dazu sowie ein Schattentheater einstudiert. Die Kinder waren mit Begeisterung dabei. Die Kinder- und Jugendakademie ist immer sehr gefragt, es gab auch heuer eine Warteliste: „Wir haben gesamt 530 Teilnehmer und davon 150 Kinder und Jugendliche“, so Kühnl. Das von den Studenten erarbeitete Konzept „Weltraum und wie wir Welten entdecken“ ging voll auf, die Kinder konnten malen, basteln und vieles mehr. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.

Gleiches galt für die Sommerakademie der Erwachsenen. So wurde in den Ateliers eine Vielzahl an unterschiedlichsten Kunstwerken präsentiert. Beim gemeinsamem Durchgang mit der künstlerischen Leiterin im Bereich der bildenden Kunst, Goda Plaum, gab diese mehrfach zu: „Das habe ich bisher noch nie gesehen.“ So gefiel ihr im Rathausfletz die Installation von Christiane Gottfriedsen, die an Wolken und Staub erinnerte und die sich besonders in das Raumambiente einfügte. Gemacht hat die Künstlerin ihr Werk aus banalen Alltagsmaterialien wie Unkrautvlies und Insektenschutznetzen.

Bunt dagegen waren die Arbeiten von Irmgard Puell, die seit Jahrzehnten Einwickelpapier von Schokolade, Osterhasen und Weihnachtsmännern sammelt und daraus nun kleine, teils interaktive Installationen und Bilder geschaffen hat. Alle Werke, die im Fletz entstanden waren, gefielen Plaum sehr, denn ihr Wunsch, die Gattungsgrenzen zu überschreiten, wurde erfüllt.

Ins Schwärmen kam Plaum auch in der Amalienschule beim Betrachten der Bilder, die dort gemalt worden waren. Darunter die äußerst spannenden Werke von Jakob Bauch und dem 17-jährigen Vitus Mages: „Figürlich, abstrakt, surrealistisch, etwas düster, formalistisch, expressiv, narrativ, psychologisierend“ – das waren Begriffe, die Plaum und die Dozentin Ulrike von der Osten spontan sammelten. Mages lobte im Gespräch: „Wir hatten viel Raum, konnten malen. Die Dozentin kam mal kürzer, mal länger vorbei und man konnte sich unterhalten.“

Neben so jungen Künstlern waren viele bekannte Gesichter dabei. Wie Ulrike Halfmann, die in Schrobenhausen selbst eine Malschule hat und seit mehreren Jahren die Sommerakademie besucht. Allerdings ist der Tipp, statt der realen Schrift mal Abstrakteres zu probieren, nicht so ganz ihr Stil, wie sie selbst feststellte: „Ich fühle mich dabei einfach nicht wohl.“ Knut Natzel, der schon seit 1993 immer wieder mal bei der Sommerakademie dabei ist, erfand eine neue Maltechnik – das habe ihm die Dozentin von der Osten bestätigt. Unter anderem aus Ölkreide, Acryl und vor allem dem ungewöhnlichen Einsatz von Holzbeize entstanden viele kleinere und sehr bunte Kunstwerke.

Im Atelier im Boxenstall ging es um die Verbindung von analog und digital: Dort wurden Werke kreiert, die moderne Technik mit klassischen Kunstformen in Bezug brachten. In einem Film konnten sich die Besucher alle Arbeiten anschauen. Oder man wurde selbst zum Teil eines Werkes, wie bei der Multimedia-Installation von Heinz Brünig, der seit 20 Jahren Akademie-Teilnehmer ist. Dabei durften die Besucher vor einen Projektor treten, der ein Bild auf die Leinwand warf, das auf der einen Hälfte scharf, auf der anderen unscharf war. Die unscharfe Seite wurde spontan mit willkürlichen Hasskommentaren unterlegt: „Wenn man nicht erkannt wird, kann man richtig loslegen“, meinte Brünig dazu. Wie er auf solche Ideen kommt? „Man muss nur mit offenen Augen und Hirn durch die Welt gehen, dann begegnet einem etwas“, meinte er.

Die Ziele, die die Dozenten und Goda Plaum beim Rundgang äußerten, haben die Teilnehmer auf vielfältige und individuelle Weise erfüllt: Berührungsängste ablegen, Grenzen der Gattungen überschreiten, Neues probieren, eigene Wege finden, in den Austausch mit anderen Künstlern und der Umgebung gehen – das alles war in den Werken sichtbar.

DK