Internationales Flair zog am letzten Freitag in „Die Drogerie“ ein, denn mit Jol Rose stand ein britischer Singer-Songwriter auf der Bühne der Musikbar.
Für den weitgereisten Künstler gab es gleich zwei Gründe, diese Aufführung als eine besondere zu bezeichnen. Zum einen spielte der gebürtige Londoner erstmalig in Neuburg, zum anderen war das Konzert gleichzeitig der Abschluss seiner dreiwöchigen „Liars And Thieves“-Tournee durch Deutschland.
Americana Acoustic Folk
Vor über vier Jahrzehnten lernte Rose Gitarre spielen, seit einigen Jahren ist der Globetrotter regelmäßig auf Konzertreise, um seine selbst geschriebenen Lieder sowie bekannte Songs anderer Künstler unter der Überschrift „Americana Acoustic Folk“ zu präsentieren. In der Drogerie reichte das Spektrum von AC/DC über Bob Dylan bis hin zu Neil Young. Die Vorstellung startete der sympathische Engländer mit „Speed Of The Sound Of Loneliness“ vom US-amerikanischen Country-Sänger John Prine. Ohne Berührungsängste vor großen Namen nahm Rose viele Hits zur Hand, sei es von The Clash, Bob Marley oder den Rolling Stones. Doch mit einem großen Unterschied zu den Originalen: Der Troubadour präsentierte die Titel im eigenen Stil in Form von ungeschliffenen Folk-Rock-Blues-Punk-Boogie-Versionen und nutzte dafür ausschließlich Akustikgitarre und Mundharmonika.
Doch auch aus seinen drei eigenen Alben hatte der 58-Jährige Kostenproben zu bieten. Im Vordergrund stand hierbei das Album „Welcome To Zombieland“, das zur Lockdown-Zeit 2020 zu Hause entstand und gesellschaftsrelevante Themen aufgreift – etwa sich gegenseitig zu unterstützen.
Der Wiesnhit, der noch keiner ist
Der mittlerweile im westenglischen Swindon beheimatete Weltenbummler entpuppte sich zudem als redseliger Entertainer und machte die Ansagen allesamt auf Deutsch. Die guten Sprachkenntnisse gehen auf seine Zeit in München zurück, wo der Songschreiber zehn Jahre wohnte. Dies hat wohl Spuren hinterlassen, was sich bei seinem Outfit und seinem musikalischen Schaffen deutlich herauskristallisierte: So trat der Sänger mit einem Dult-Hut und einem T-Shirt mit dem Konterfei von König Ludwig II. auf. „Ich liebe das Oktoberfest“, sagte Rose, der mit „Schatzi“ einen Wiesnhit schrieb, der „aber leider noch keiner ist“ – und trug ihn inklusive ausbaufähigem Jodelteil vor.
Den „Road Boogie“, extra geschrieben für die Tour, versah der Liederpoet mit Lyrics über Neuburg. Zur Freude der Besucher kamen auch deutschsprachige Songs zum Zuge. Hierbei nahm er sich etwa das „Kein Alkohol (Ist auch keine Lösung)!“ von den Toten Hosen vor. Immer mit einem Lächeln im Gesicht, lud Rose die Zuhörerschaft zum Mitsingen ein. Viele Gäste hielten sich zu Beginn seines Auftrittes damit zurück, ihm die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Dies änderte sich rasch im Laufe der rund zweieinhalbstündigen Vorstellung, denn mit der Mischung aus witzigen Anekdoten, dem persönlichen Kontakt zum Publikum, seinem rauen Gesang und berühmten Gassenhauern zog Rose die Besucher auf seine Seite.
DK
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