„A Flascherl vom Glück“
Theaterpremiere im alten Kino mit dem Jugendensemble der Rennertshofener Theaterfreunde

05.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:39 Uhr
Ralf Schmitt

Wie soll es weitergehen? Alle blicken ratlos auf die Wirtin Betty alias Lisa Reiner (r.). Aber wie in bayerischen Komödien üblich, wird es glücklich enden. Foto: Schmitt

Dem Jugendensemble der Rennertshofener Theaterfreunde gebührte die große Ehre das alte Kino einer seiner geplanten, neuen Bestimmungen zuzuführen. Eines gleich vorweg – es gelang dem engagierten Nachwuchs des Vereins mehr als hervorragend.

Zu dem gezeigten Dreiakter „A Flascherl vom Glück“ von Christian Lex hob sich erstmals der Vorhang zu einer Theaterpremiere in dem betagten Gemäuer. Neben der zweiten Bürgermeisterin Ulrike Polleichtner (FW) konnte die Vereinsvorsitzende Claudia Riedelsheimer auch den Geschäftsführer der Stiftung Kulturtreff, David Bircks, in dem voll besetzten ehemaligen Kinosaal begrüßen. Mit „outside it's raining, inside it's entertaining“, begrüßte Bircks die Gäste sprachlich passend zu dem typisch englischen Schmuddelwetter und bereitete so launig auf den eigentlichen Hauptakt vor. Kurz ging Bircks auch auf das geplante Bauvorhaben der Stiftung ein, aber dann hieß es Bühne frei für die „Youngsters“ der Theaterfreunde.

Rennertshofen in den 70er-Jahren



Die Handlung des Stücks versetzte das Publikum zurück in das Rennertshofen der 70er-Jahre. Die große Sensation in dieser Zeit war der Kraftwerksbau bei Bertoldsheim. Um dem Platz zu machen, musste aber erst einmal das noch stehende Gasthaus „Luft“ beiseite geräumt werden. Vollgestopft mit alten Autoreifen wurde die Traditionsgaststätte dann „kontrolliert abgefackelt“. Solche und weitere Zusatzeinlagen zum Thema „Bemerkenswertes aus Rennertshofen und seinen Ortsteilen“ brachten Zenz, Hilde und Sepp alias Larissa und Laura Golombek sowie Simon Zoller gekonnt und kurzweilig auf die Bühne. Nicht unerwähnt blieb dabei der damalige Rennertshofener Arzt Manfred Eichinger, Vater des wohl berühmtesten Sohnes der Marktgemeinde, Regisseur Bernd Eichinger.

Seit Wochen kein genießbares Bier



Das und nicht einmal die angerissene damalige Gebietsreform konnten und wollten vom eigentlichen Thema auf der Bühne ablenken. Da hatte die Wirtin Betty (Lisa Reiner) schwer um ihre Existenz zu kämpfen. Ihre skurrile Belegschaft ist ihr in diesem Kampf keine große Hilfe. Helena Weigl als Köchin ist zerstreut und vergesslich, dafür äußerst überzeugend in ihrer Rolle. Sie kocht schon mal an einem Ruhetag groß auf, um dann aber das Essen trotzdem anbrennen zu lassen. Dem Braumeister, sehr authentisch dargestellt von Niklas Hofmann, gelingt seit Wochen kein genießbares Bier mehr. Das freut allerdings nur einen, den Totengräber alias David Lukas. Der trinkt nämlich gerne warmes und schales Bier. Seine Begründung: „Weil meine Kundschaft schon so kalt ist“, leuchtet ein.

„Good Vibrations“ und nackter Oberkörper



Dazwischen immer wieder die flippige Bedienung Lisa (Anna Fürst) im Minirock und mit kunstvoller Frisur, die sich kulturell nicht zwischen Berlin und Hütting entscheiden kann. Das alles ruft den Hopfenhändler und Brauer Wigg Maierhofer auf den Plan. Lautstark und gestenreich gespielt von Dominik Winkler, versucht der geldgierige Kapitalist diese chaotischen Umstände für seine Pläne zu nutzen. Doch wie ein Lichtstrahl am Horizont taucht der Jungbrauer „Ringo“ (Raphael Kruber) auf. Der schwärmt von „Good Vibrations“, der Hippiekultur in San Francisco und steht auf die Musik von Bob Dylan, Jimi Hendrix und Tina Turner. Ganz nebenbei versteht er sich aber auch darauf, ein äußerst bekömmliches und schmackhaftes Bier zu brauen. Da die Arbeit im Sudhaus schweißtreibend ist, bevorzugt „Ringo“ hier meist einen „freien Oberkörper“. Das sieht neben dem weiblichen Publikum auch die mannstolle Kramerin (Annika Hofmann) sehr gern.

Ein Happy End für alle



Da in den 60er-Jahren viele ihre „Erleuchtung“ im indischen Goa und beim großen Meister „Bhagwan“ suchten, wurde für Johanna Nagl eine weitere Rolle als Esoterikerin mit in das Stück geschrieben. Das professionell agierende Bühnenteam wird vervollständigt von Luca Weigl. Er verkörpert den damals üblichen „Vertreter“ überzeugend. Wie in Komödien üblich, enden alle wenn auch noch so unübersichtlichen Handlungen mit viel Liebe und Leid in einem Happy End für alle Beteiligten, vor allem aber für das begeisterte Publikum. Davon kann man sich in den Vorstellungen am Freitag, 5. Mai, und Samstag, 6. Mai, um 19 Uhr überzeugen. Karten dazu sind bei Getränke Hörl in Rennertshofen erhältlich.

DK