Die Glücksgulden, die Nachtwächter Johannes allen teilnehmenden Buben und Mädchen am Brunnen am Neuburger Karlsplatz während seiner beliebten Führung überreichte – und die in eben diesen geworfen wurden –, brachten tatsächlich Glück. Denn der Schatz wurde am Ende gefunden. Auch der spukende Geist zeigte sich und überraschte die jungen Führungsgäste, wie auch die Erwachsenen.
Dass die Neuburger Stadtführungen sich großer Beliebtheit erfreuen, ist hinlänglich bekannt. Die Nachtwanderführung mit Berichten über Neuburgs reiche Geschichte als ehemalige Residenzstadt im Besonderen. Auch als kindgerechte Tour ist sie ein Muss. So geschehen während der Ferien. Denn allerlei Witziges und Informatives wusste der 500 Jahre alte Johannes dem Nachwuchs über die Ottheinrichstadt zu berichten. Ganz unaufgeregt, souverän und gleichwohl geduldig führte er die Gruppe bestehend aus Fünf- bis Zwölfjährigen samt deren Mütter, Väter und auch Großeltern vom Ottheinrichplatz über die Landschaftsstraße hin zum Karlsplatz, weiter die Amalienstraße runter zum Wasserturm hin zum Residenzschloss.
Interaktive Tour für Buben und Mädchen
Selbsterklärend, dass diese besondere Tour interaktiv gestaltet war. So verteilte Nachtwächter Johannes alias Johann Schlamp den jungen aufhorchenden Begleiterinnen und Begleitern eine Lanze, eine Hellebarde, Laternen oder Tröten, und machte sie mit Hilfe von Ausweisen, die nur die Kinder erhielten, zu Hilfsnachtwächtern. Schließlich fand sich unter den zur Verfügung gestellten Requisiten im vollgepackten Leiterwagen auch ein Feuerstein. „Wer möchte, kann das gleich ausprobieren“, rief der Stadtführer und zack, alle Hände schnellten in die Höhe.
Über 90 Minuten hielt er allesamt am geistigen Bändel und erklärte unter anderem die mittelalterlichen „Trippen“, das sind hölzerne Unterschuhe, die unter den normalen Schuhen getragen wurden, um die Träger vor knöcheltiefem Dreck, der auf der Straße damals rumlag, zu schützen. Das war wirklich notwendig, wie der Kenner eindrücklich zu erzählen wusste. Denn rief jemand in früheren Zeiten in den schmalen Gassen „Obacht“, folgte gewiss die morgendliche Leerung eines Nachttopfes direkt auf die Straße.
Von Hefespeise bis Nachttopf-Leerung
Auch die damalige Speise „Vögerl“, ein einfaches Hefegebäck, das sich Nachtwächter zu dieser Zeit eben nur zum Teil leisten konnten, beschrieb er anschaulich und verteilte gar eine kleine Kostprobe an die Teilnehmer, die auch durchaus mundete. Wer nicht spurte, wurde symbolisch an den Pranger gestellt, auch diesen hatte er dabei. Dann gab es gar einen kurzen Ausflug in den Physikunterricht. Denn Nachtwächter Johannes erklärte spielerisch, wie ein Wasserturm funktioniert. Natürlich waren auch Ottheinrich selbst, sein Bruder Philipp, wie auch seine Liebe Susanna Thema der Kindertour. So erfuhren die Anwesenden, wie dickbeleibt Neuburgs Kurfürst wohl war. Ganze neun Kinder passten in seinen Gürtel.
Und schlussendlich traf die Gruppe auf das Schlossgespenst und konnte mit Hilfe von Plänen den Schatz finden. Aber wer nun spukte und wo der Schatz versteckt war, dass wird an dieser Stelle nicht verraten. Die Belohnung war ein langer Applaus für Neuburgs Nachtwächter Johannes.
DK
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