Gedanken zum Sonntag
So ein kurzer Advent

Vom Schrobenhausener Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler

03.12.2023 | Stand 03.12.2023, 5:15 Uhr |

Georg Leonhard Bühler ist Stadtpfarrer in Schrobenhausen. Foto: Petry

Manchen fällt’s mehr auf, manchen weniger: Aber heuer ist der kürzeste Advent, den es geben kann. Das ist immer dann der Fall, wenn am 24. Dezember der vierten Advent mit dem Heiligen Abend zusammentrifft, wie eben heuer. Während es letztes Jahr vier Wochen waren, haben wir heuer nur drei Wochen Advent.

Nun könnte man sagen: Das ist doch egal! Aber leider ist es nicht ganz so egal. Denn je kürzer der Advent ist, auf desto kürzerem Zeitraum müssen alle Termine, die jedes Jahr im Advent sind, stattfinden. Alle adventlichen Veranstaltungen, wie Advents- und Weihnachtsmärkte, Advents- und Weihnachtsfeiern, Konzerte und vieles andere mehr, drängen sich dann in drei Wochen zusammen. Ganz zu schweigen von den beruflichen und geschäftlichen Terminen, die im Dezember notwendig sind, weil sich da ja das Jahresende schon ankündigt und vieles noch im „alten Jahr“ erledigt werden muss. Eigentlich ein Wahnsinn!

Alles im alten Jahr erledigen?



Und dabei sollte diese Zeit doch eine „stade Zeit“ sein, eine stille Zeit, eine ruhige Zeit. Doch bekanntlich formulierte bereits Karl Valentin in seiner zupackenden Art, die komplexe Themen einfach und augenzwinkernd auf den kürzesten Nenner bringt: „Und wenn die stade Zeit vorüber ist, dann werd’s auch wieder ruhiger!“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Denn diese Erfahrung machen wahrscheinlich wir alle jedes Jahr im Advent, allerdings heuer in noch komprimierterer Zeit als sonst…

Und das „Schlimme“ daran ist, dass die auf den heuer kurzen Advent (eigentlich wie immer) folgende Weihnachtszeit ebenso kurz ist. Denn die Weihnachtszeit beginnt immer an Weihnachten, am 25. Dezember, an dem wir den Geburtstag von Jesus feiern, und sie endet am Sonntag nach Heilig Drei König mit dem Fest der Taufe Jesu. Diesmal – im Januar 2024 – ist das bereits am 7. Januar…

Nun könnte ich uns allen wünschen, dass wir diesen kurzen Advent und dann die kurze Weihnachtszeit bestmöglich nutzen können, will sagen: möglichst alles hineinpacken, was bloß geht. Das wäre aber genau das Gegenteil von dem, was ich Ihnen und Euch wirklich auf den Weg mitgeben will… Ich möchte uns allen wünschen, dass wir diese kurze Zeit des Advents so nutzen, dass uns auch – wenn nur irgend möglich – Zeit für Stille und Einkehr bleibt. Dass wir uns auf das Wesentliche besinnen können, auch wenn uns die äußeren Umstände das ziemlich schwer machen. Dass wir uns Zeit nehmen auch für die innere Einstimmung und Vorbereitung auf das Kommen Jesu in unsere Welt. Dass wir uns geistig einstimmen können auf seine Geburt. Denn mit seiner Geburt kommt das Licht in die Welt. Denn da kommt der Friede zur Welt. Denn da kommt das Leben zu uns.

Irischer Adventssegen



Dass uns allen das wenigstens ein Stück weit gelingt, wünsche ich uns mit einem irischen Adventssegen: „Sei gesegnet auf der Suche nach dem kommenden Gott. Sei gesegnet im Erspüren besinnlicher Momente. Sei gesegnet im Finden von Gottes Spuren in dieser Welt.“

In diesem Sinne wünsche ich uns allen von ganzem Herzen einen ganz gesegneten Advent, und wenn er heuer auch noch so kurz ist!

SZ

Artikel kommentieren