Auftritt von Hans Well und den Wellbappn
Sinninger Initiative gegen Rechts feiert 25-jähriges Bestehen

24.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:39 Uhr
Rainer Hamp

Hans Well und die Wellbappn zogen bei einem Kabarettabend in Sinning viele gesellschaftliche Probleme durch den Kakao. Fotos: Hamp

Eigentlich findet der Kabarettabend der Sinninger Initiative nur im Herbst statt. Zwei Gründe führten dazu, dass heuer auch im Mai Kabarettisten in der Schlosswirtschaft auftraten; zum einen ist es das Jubiläum der Vereinigung, die im Frühjahr vor 25 Jahren spontan gegründet wurde gegen das Ansinnen der NPD, in Sinning einen Stützpunkt für ihr Parteiblatt aufzubauen, zum anderen die traurige Botschaft, dass die Kabarettgruppe nur noch bis August diesen Jahres in ihrer jetzigen Zusammensetzung auftreten wird.

Vorstandsmitglied Charly Heinrich konnte wieder ein volles Haus begrüßen, darunter auch die Gründungsmitglieder Renate und Lutz Hollermeier. Lutz Hollermeier erzählte in einem kurzen Abriss von der 25-jährigen Geschichte der Vereinigung und auch davon, mit welchen Ängsten die Gründungsmitglieder anfangs leben mussten. „Da sind nachts immer wieder seltsame Gestalten um unser Haus herumgeschlichen“, berichtete er.

„Rechtsradikale Gedanken leider nicht verschwunden“



Aber letztlich sei es gelungen, auch mit Hilfe von Parteien, evangelischer Kirche und Presseberichten, zu erreichen, dass die Ansiedlung der NPD scheiterte. Die Vereinigung aber machte bis heute weiter. „Das ist auch notwendig“, so Hollermeier, „weil rechtsradikale Gedanken und Aktionen leider nicht verschwunden sind“. Er dankte den Getreuen und allen Mitgliedern und stieß mit den Besuchern und einem Glas Sekt auf das Jubiläum an.

Und dann traten Hans Well und seine Wellbappn, das sind seine inzwischen erwachsenen Kinder Jonas, Tabea und Sarah, auf die Bühne, auf der sie 2014 schon einmal standen. Sie hätten sich, so Hans Well, in der Gegend umgeschaut und interessante Erkenntnisse zu einem Lied verarbeitet. So gäbe es hier einen Schwarzen, der unter lauter Schwarzen predige, in Sinning einen Handy-Empfang nur vom Kirchturm aus, Neuburg und Schrobenhausen würden sich immer noch nicht zusammengehörig fühlen, die Sinninger täten nix fürchten außer Aichacher Autofahrer, und manches mehr. Aber vor allem gäb’s hier einen Verein, „der seit 25 Johr gegn rechte Umtriebe aufweckt. Und dafür sogn mir: Hochachtung, Respekt!“

Kritik an CSU und katholischer Kirche



Vor allem Söder und die CSU bekamen ihr Fett weg. Wirtschaftsminister Habeck habe seinen Berater Graichen entlassen müssen, weil da verwandtschaftlich gekungelt worden sei. „Des kennt ma aber in da CSU scho lang“, meinte Hans Well. In einer den Kirchen nachempfundenen „Lesung aus dem Buch Bayern“ zählte er eine lange Liste von „Verfehlungen“ auf, die er mit den Namen von Söder, Nüsslein, Sauter, Scheuer oder Dobrindt verband. „Warum werden immer die größten Deppen Verkehrsminister?“, fragte Papa Well. Söder bekam viele Beinamen, etwa Markus der Flexible, der Erneuerbare, der Gelobte, der Erlöser oder das Chamäleon. „Von dem würden wir kein gebrauchtes Auto kaufen“, warnten die Kabarettisten.

Eine auf Bayerisch/Lateinisch vorgetragene „Liturgie“ endete mit „Habemus Mammon“. Auch der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche wurde ätzend aufs Korn genommen. Ein Pfarrer missbraucht Kinder, er wird vom Bischof versetzt. „Aber der Wölki weiß nix, es ändert sich nix, zefix“, skandierten die Vier. Und dann der Krieg in der Ukraine. Die Wahrheit werde in Russland dermaßen verdreht, wie es etwa in einem Gedicht von Edmund Jacoby steht: „Finster war’s der Mond schien helle …“. Alles werde verdreht, alle Lügen würden als Wahrheit dargestellt werden.

Wellbappn nur noch bis August zu viert unterwegs



Witzig und gekonnt, auf vielen Instrumenten spielend, wurden gesellschaftliche Probleme durch den Kakao gezogen. Themen waren auch der immense Flächenverbrauch in Bayern oder die Gefahren modernster Technik. Ihre Liebe zum bayerischen Land zelebrierten sie mit einer imaginären Fahrt von Dortmund ins Alpenvorland. Das gelobte Land erreiche man bei Aschaffenburg, man lasse Nürnberg und Ingolstadt links liegen und gelange so, an Olching, der Perle des Amperlands vorbei, ins Gebirge. Das „Schöne“ an Olching sei der Stau auf der Umgehungsstraße, die Tankstelle, die Müllverbrennungsanlage und der Geruch von rund 5000 Schweinen aus der Mastanlage.

Und doch endeten die Vier ihre Vorstellung mit der Hoffnung auf eine gute Zukunft. Auch wenn sie selber im August als Vierergruppe aufhören werden, weil Jonas beruflich in Berlin sei und Tabea die weite Welt erkunden wolle. Vielleicht, so Hans Well, mache er mit seiner Tochter Sarah weiter und vielleicht kämen die zwei Abtrünnigen ja reuig wieder zurück. Langer Applaus verabschiedete die vier Kabarettisten.

DK