Burgheim
Sieben Flüsse, ein Ziel

Euro-Tandem-Tour stoppt in Burgheim – Benefiz-Radaktion wirbt für Inklusion und Toleranz

30.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:15 Uhr
Ralf Schmitt

Reges Interesse: Die Teilnehmer des Euro-Tandem-Tour durften selbst die historischen Hoch- und Laufräder ausprobieren und erhielten dazu noch ein eindrucksvolles Programm von den Mitgliedern des Radfahrervereins Burgheim geboten. Fotos: Schmitt

Von Ralf Schmitt

Burgheim – Die „HEM Schwerger-Stiftung“ aus Neuhausen auf den Fildern startete am Samstag in der Universitätsstadt Tübingen mit ihrer 12. Euro-Tandem-Tour (ETT). Am Sonntag machte der Tross auf seiner Etappe von Günzburg nach Ingolstadt Halt in Burgheim.

Schon einige Zeit vor dem Hauptfeld kam Horst Schwerger in einem Betreuerfahrzeug an. Er hatte die Aktion 1998 ins Leben gerufen, mittlerweile wird die Tour von seiner Tochter Maren Schwerger organisiert. „Der Tag hat heute so begonnen wie der gestrige geendet hat – in strömendem Regen“, scherzte der rüstige 84-Jährige, der selbst durch eine Augenkrankheit seit mehr als 20 Jahren erblindet ist.

Inzwischen hatte sich das Wetter gebessert. Es war trocken und nicht zu heiß, ideal zum Radeln. Hinter einer Motorradeskorte der Polizei fuhren alle Tour-Teilnehmer circa 20 Minuten vor dem geplanten Zeitpunkt in den Pausenhof der Grund- und Mittelschule.

Empfangen wurden die rund 60 Männer und Frauen vom Radfahrerverein Burgheim sowie den Bürgermeisterstellvertretern Andreas Flath (FW) und Margit Kugler (CSU/JBB). „Die Ziele ihrer Tour, gesellschaftliches und soziales Miteinander sowie die Würdigung des Ehrenamtes, sind auch Ziele der Marktgemeinde Burgheim. Mit ihrer Aktion sensibilisieren sie uns alle wieder ein stärkeres Augenmerk auf unsere Mitmenschen zu richten. Egal, ob mit oder ohne Behinderung“, sagte Flath in seiner Rede.

Die ausgestellten historischen Hoch- und Laufräder des Radfahrervereins Burgheim fanden reges Interesse. Tourteilnehmer Helmut Glaser versuchte sich mit Hilfestellung auf einem Hochrad. Glaser ist seit seinem 18. Lebensjahr blind. Er hat schon 2016 an der Tour teilgenommen. „In diesem Jahr ist Beat Thür aus der Schweiz mein Pilot“, erzählt der 80-Jährige stolz.

Nach einer Stärkung bei Kaffee und Kuchen führte die derzeitige Elite des Vereins, die Sechser-Einradgruppe mit Lisa Schmid, Annika Braumandl, Julia Reinold, Anna Schmidberger, Anja Weigl, und Susanne Gerritsen, ihr eindrucksvolles Programm vor. Rahman Mohammad Hassan zeigte sein Können auf dem Kunstrad. Bei einigen seiner gewagten Figuren stockte den Zuschauern – mit und ohne Sehbehinderung – der Atem. Für die Sportler gab es langanhaltenden und verdienten Applaus. Mittlerweile waren die Begleitfahrzeuge der Polizeiinspektion Neuburg eingetroffen und eskortierten die ETT zu ihrem Tagesziel nach Ingolstadt.

Die ETT 2022 ist ein Inklusionsprojekt für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen und ist für eine gute Woche in Baden-Württemberg und Bayern unterwegs. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft der Weltbehindertensportlerin und zwölffachen Paralympics-Gewinnerin im Biathlon und Langlauf, Verena Bentele. Gefördert wird das Projekt durch die „Aktion Mensch“ und steht unter dem Motto „Alles im Fluss – Synergien durch Gemeinschaft“.

Dabei radeln internationale Teilnehmer entlang von sieben Flüssen, um für eine gelungene Inklusion und Barrierefreiheit in Europa Werbung zu machen. Gefahren werden Tandems mit sehenden Piloten und blinden oder sehbehinderten Beifahrern. Aber auch einige Einzelfahrer waren diesmal am Start. Auf allen Tourstopps finden Treffen auf kommunaler Ebene statt. Auf der gesamten Strecke wird mit Blinden- und Sehbehindertenorganisationen sowie Vereinen kooperiert, die aktiv Inklusion vorantreiben. Ziel der ETT 2022 ist Heilbronn, von dort geht es zurück zum Ausgangspunkt nach Tübingen. Insgesamt werden knapp 900 Kilometer auf acht Etappen zurückgelegt.

DK