Freie Wähler
Septemberfest lockt 200 Besucher ins Kolpinghaus

Singspiel und „Schönheitskönigin von Schneizlreuth“ umjubelt

18.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:34 Uhr |

Sissy Schafferhans begeisterte als „Schönheitskönigin von Schneizlreuth“. Foto: Hamp

Von Rainer Hamp

Neuburg – „Oktoberfest deaf man net sag’n, des is g’schützt“, erklärte Sissy Schafferhans am Samstag schon bei der Begrüßung der mehr als 200 Gäste zum Septemberfest der Freien Wähler im Kolpinghaus. Eigentlich sollte ja wieder ein traditionelles Starkbierfest im Frühjahr stattfinden, aber wie viele Veranstaltungen fiel es auch diesmal der Pandemie zum Opfer. Zusammen mit dem Stadtrat und Vorsitzenden der Freien Wähler Neuburg Florian Herold – Sissy auf bayrisch, Herold auf hochdeutsch – begrüßten sie die Gäste, darunter Staatssekretär Roland Weigert, Pfarrer Jens Hausschild, Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte auch aus dem Umland sowie Vertreter des Traumtheaters und der Neuburger Tafel. Umrahmt wurde der Abend von der Baringer Blaskapelle unter der Leitung von Thomas Fahrmeier. Dann schritt Landrat Peter von der Grün, getreu seinem Münchner Vorbild, zur Tat und zapfte, weit spritzend, ein Bierfass an. Politikerderblecken gehört eigentlich in die frühlingshafte Starkbierzeit. Aber auch im September geht sowas und so traten zunächst Sissy Schafferhans, Kerstin Egerer und Carla Teigeler als Ratsch- und Tratschkathln auf und mokierten sich über die Zustände im Neuburger Stadtrat. Kerstin Egerer trat erstmal als Jeseniker Stadträtin Eva Jedlickova ans Pult und empfahl den Neuburgern bei der nächsten OB-Wahl nochmal den Herrn Gmehling zu wählen – weil die CSU ja sonst keinen hat. Die Klofrau im Rathaus, alias Brigitte Clemens, schimpft über die „Greana“ (Grünen) ganz allgemein im Bund: „De lass’n de Felder brach liegen und uns frian und hungern“. Und über den grünen Stadtrat Bernhard Schoder insbesondere: Der träume von Radlwegen und Fußgängerbrücken, wo doch alle Neuburger auf die zweite Donaubrücke warten würden. Onkel Bernhard sei halt ein Märchenonkel, er fliege wie Münchhausen, aber nicht auf einer Kugel, sondern auf einem Fußball. Die Bürgermedaille bekämen nicht die Bürger, sondern „oide CSU-Politiker“.

Auch die SPD bekam ihr Fett weg: „Gibt’s de in Neiburg überhaupt no?“ Und „da Ziaglabua (Peter Ziegler) is wieda alloa, Bauer sucht wieder Frau“.

Ein Höhepunkt war das anschließende Singspiel. Es spielte im Himmel mit den Engeln Luise Ilchmann, Carla Teigeler und Kerstin Egerer auf der Bühne und Fußballengel Bernhardius (Bernd Pfahler). Er verteilte verschiedenfarbige Karten an Politiker. Die „Zwidawurzn“ Rudi Kern spielte mit dem Heiligenschein auf dem Kopf und der Gitarre in der Hand sowie die Engel Sissy Schafferhans und Brigitte Clemens.

Grüne Karte verteilt

Sie würden in Berlin so viele Bundestagsabgeordnete wie noch nie sehen und eine Ampelregierung, die Deutschland an die Wand fahre. In Neuburg gibt es seit zwei Jahren einen Stadtrat ohne CSU-Mehrheit. „De foign nimma so, wia früher“, auch nicht, was die neue Donaubrücke angeht, über die seit Jahrzehnten nur geredet werde. „De wart’n so lang, bis zwengs der Erderwärmung des Donauwasser verdampft is“. Was neben den OB (kein Geld für eine Brücke) auch den Grünen Gerhard Schoder freut, der jede Ratssitzung eine Stunde verlängert, weil er am Ende alles wiederholt, was schon gesagt wurde. Dafür gab’s von Bernhardius die grüne Karte.

Die rote Karte bekam Stadtrat Michael Wittmair wegen dauernden Meckerns im Stadtrat. Einer seiner Anträge sei aber schnell über die Bühne gegangen: Menstruationsmittel in öffentlichen Toiletten. Vielleicht, weil es den Räten peinlich war, „oder weil s’es gor net vostandn ham“. Der OB erhielt eine schwarze Karte, weil er es nimmer lang macht, und Bürgermeister Tobias Gensberger von Bergheim den Mutorden.

Dem Titel „Singspiel“ entsprechend wurden immer wieder bekannte Lieder umgedichtet und eingestreut, so „Summerwine“, „Du lässt dich gehen“ oder „Gute Nacht Freunde“. Zum Schluss der Andachtsjodler, dessen Text dem Publikum gezeigt wurde, so dass alle mitsingen konnten. Und auch die bayrische Nationalhymne durfte nicht fehlen.

Den Schlussakkord setzte Sissy Schafferhans mit einer Solo-Einlage. Sie sang und spielte das Lied von der Schönheitskönigin von Schneizlreuth – und zwar so gut, dass man meinen konnte, Bally Prell selbst stünde auf dem Podium.

DK

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