Das Angenehme und das Sinnvolle haben die „Konzerte im Pavillon“ mit dem Auftritt des Ensembles „Quinton“ verbunden. Das Ergebnis: erwartbar hochklassige Musik bei gleichzeitiger Förderung des Künstlernachwuchses. Die jungen Musiker wurden in die Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb 2024/25 aufgenommen. Und im Rahmen dieser Förderung führte sie der Weg am Samstag in den Schrobenhausener Musikschulpavillon – und es war gut so!
Die jungen Musiker lernten sich im Bundesjugendorchester kennen, schlossen sich 2020 zum Bläserquintett zusammen und wirken zwischenzeitlich in den Akademien von Symphonieorchestern wie denjenigen des Hessischen und des Bayerischen Rundfunks.
Zwei kleinere und zwei größere Werke der Kammermusik aus 150 Jahren Musikgeschichte hatte das Ensemble im Gepäck und begann gleich mit einem Leib- und Magenstück aller Bläserquintette, das mit gelegentlichen Dissonanzen noch am ehesten zur Beunruhigung eines klassischen Konzertpublikums taugt: György Ligetis „Sechs Bagatellen für Bläserquintett“ waren je nach dem Strawinsky-haft ruppig und drastisch oder klagend weich, aber immer geprägt vom einheitlichen Ensembleklang der Quintons (und doch mit besonders markantem Fagottpart von Tobias Reikow und der oft über der Flötenstimme geführten Oboe von Fabian Sahm).
Dialog für Flöte und Klarinette
Dem gänzlich anderen Gestus der Musik Jacques Iberts entsprechend, spielen die Quintons später dessen „Trois pièces brèves“ so elegant, pfiffig, leicht und witzig, wie diese französische Musik eben französisch klingen soll; im Andante, überwiegend ein Dialog für Flöte und Klarinette, tritt auch Klarinettistin Lisa Wegmann hervor, die ihren noblen Ton ansonsten in den ausgewogenen Gesamtklang der Gruppe integriert.
Anton Reicha, ein Jugendfreund Beethovens, kann mit gut zwei Dutzend Bläserquintetten (neben Franz Danzi) als eigentlicher „Vater“ der Gattung gelten; sein erstes Quintett (op. 88 Nr. 1) ist ein schönes, im besten Sinne unaufgeregt klassisches Stück. Dass Noah Plum am Horn (Akademist der Staatsphilharmonie Nürnberg) kurzfristig einspringen musste und nicht Teil des Ensembles ist, hätte man nicht gehört: auch einige überraschende Temporückungen im Zusammenspiel von Horn und Partnern „kamen“ wie immer schon so gemacht. Als Hauptwerk des Abends erklang schließlich Dvořáks berühmtes „Amerikanisches Streichquartett“, hier in einem gelungenen Arrangement des französischen Oboisten David Walter.
Die Bläserbesetzung lässt, gerade in den Ecksätzen, manches Detail weniger ruppig erscheinen und betont stattdessen eher den harmonischen Eindruck großflächiger Landschaftsschilderung; Flötistin Alexandra Forstner trotzte auch hier sehr bravourös einer Erkältung, ist doch der ungestörte Atem für den Bläser „conditio sine qua non“.
Publikum war sehr angetan von den jungen Künstlern
Das beifallsfreudige Publikum war von Beginn an zurecht sehr angetan von den jungen Künstlern (wobei der Konzentration der Musiker wohl der Verzicht auf Applaus zwischen einzelnen Sätzen förderlich wäre). Es überraschte wenig, dass auch die beiden Zugaben so fein gestaltet waren wie der Hauptteil. Bei Dvořáks noch berühmterer „Humoreske“ versteht sich das fast von selbst. Aber auch „Olé Guapa“, den (holländischen!) Tango, brachten die Quintons in einem äußerst hübsch ziselierten Arrangement derart schön auf die Quintettstimmen verteilt, dass bei so viel klanglicher Abwechslung der schmachtende Mittelteil fast zur Nebensache wird. Ein gelungener Ausklang der diesjährigen Pavillonkonzerte, aber aufgemerkt: schon im Februar geht es weiter.
SZ
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