„Ich wäre fast gestorben“
Paraclimber Michael Füchsle will nach schwerer Krankheit wieder hoch hinaus

24.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:57 Uhr |

Der Kletterer Michael Füchsle mit Freundin Marion. Foto: privat

Bei Michael Füchsle, einem der ersten deutschen Paraclimber, also Profi-Kletterer mit Handicap, ist in den vergangenen Monaten einiges passiert. Im Gespräch mit dem Donaukurier berichtet der 56-Jährige über eine turbulente, ja teils lebensbedrohliche Zeit.



Herr Füchsle, wie geht es Ihnen?
Füchsle: Ich hatte im April einen erneuten gesundheitlichen Rückschlag und wäre fast an Organversagen gestorben. Angefangen hat es mit einem Darmverschluss. Da ich nicht im Sitzen transportfähig war, musste mich die Feuerwehr per Drehleiter vom Schlafzimmer aus holen. Im Klinikum Ingolstadt stellte man neben dem Darmverschluss auch noch eine Lungenentzündung und akutes Nierenversagen fest. Die behandelnden Ärzte meinten, zwei Stunden später und ich wäre am Organversagen gestorben.

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Wie ging es weiter?

Füchsle: Aufgrund meiner Vorerkrankung musste ich das Laufen komplett neu erlernen und nahm 15 Kilo ab. Dazu kam noch, dass ich fast nicht sprechen konnte. Aber mittlerweile bin ich auf dem aufsteigenden Ast, wie man sagt.

Wie haben Sie das alles weggesteckt?
Füchsle: Ich bin ein Kämpfer und habe mich dank meiner Freundin zurück ins Leben gekämpft und klettere auch schon wieder. Meine Freundin ist jeden Tag um 9 Uhr ins Krankenhaus gekommen und blieb bis abends. Sie holte mich stündlich aus dem Bett. Mein Kreislauf war komplett am Boden und durch die Lungenentzündung bekam ich auch fast keine Luft, aber sie war hartnäckig. Aber Aufgeben ist keine Option!

Wie, Sie klettern schon wieder? Was wurde aus Ihrem Job als zweiter Bundestrainer der Kletterer?
Füchsle: Ja, schon nach drei Wochen ging es wieder in die Kletterhalle. Das Klettern ging aber mehr schlecht als recht. Nach nur drei Routen war ich komplett fertig und die Kraft war komplett weg. Ich war heuer als zweiter Bundestrainer schon auf den World-Cups in Innsbruck und Villars. Im August war ich als Co-Bundestrainer bei der Weltmeisterschaft in Bern, bevor es zum Klettern nach Frankreich geht.

Wie haben Sie sich quasi ins Leben zurückgekämpft und was möchten Sie anderen Menschen mit auf den Weg geben?
Füchsle: Da muss ich sagen, dass ich hier natürlich meiner Freundin sehr viel zu verdanken habe, ohne sie wäre ich niemals so schnell wieder auf den Beinen gewesen. Aber ich bin ein sehr motivierter Mensch, kaum aus dem Krankenhaus zu Hause, habe ich im Liegen schon wieder mit leichtem Krafttraining angefangen. Aber das dauert seine Zeit, selbst Stand jetzt bin ich noch sehr weit entfernt von meiner alten Form. Aber das wird schon wieder, man muss sich einfach in Geduld üben. Das ist ja nicht das erste Mal, dass ich mich nach gesundheitlichen Rückschlägen zurückgekämpft habe. Ich hatte in den vergangenen Jahren ja öfters Rückschläge, aber dieser war mit Sicherheit neben meinem Darmdurchbruch im Jahr 2005 der größte. Mit viel Willen und Motivation kann sich jeder zurückkämpfen, auch wenn man nicht mehr der Jüngste ist.

Was steht in naher Zukunft bei Ihnen so alles an?
Füchsle: Da gibt es schon noch einiges: Ich will zusammen mit meiner Freundin nach Zermatt zum Matterhorn, aber eine Besteigung steht natürlich nicht an. Wir wollen einfach mal dort hin, um eine kleine Bergtour zu unternehmen. Danach geht es nach Briancon zum Klettern. Im Oktober geht es dann nochmals zum Klettern, aber da wissen wir noch nicht genau wo hin. Dann stehen noch einige Trainingsgaslager mit dem deutschen Nationalkader an und natürlich noch einige Fahrten zum Klettern. Im Dezember geht es dann noch nach Arco, das ist am Gardasee. Das Jahr heuer muss man einfach klettertechnisch frühzeitig abschließen. Ich hatte am Jahresanfang doch einiges vor, das wird einfach auf das nächste Jahr verschoben.

SZ


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