Weichering
„Nur der Kopf wird ausgetauscht“

Ende September übergibt Hausarzt Friedrich Höche nach 24 Jahren seine Praxis in Weichering

06.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:01 Uhr

So wird man ihn künftig öfter sehen: Internist Friedrich Höche unterwegs mit seinem E-Bike. Foto: Benesch

Weichering – Mit 66 Jahren geht der Weicheringer Allgemeinmediziner

Friedrich Höche Ende September in den Ruhestand und übergibt seine Hausarztpraxis an den Ingolstädter Daniel Schmidl, derzeit angestellter Arzt in Geisenfeld. Von der freien Stelle in Weichering hat Schmidl über Mundpropaganda erfahren. Mit dem Wechsel macht sich der 45-jährige Vater von zwei fast erwachsenen Kindern nun selbstständig. Höche freut sich nun auf mehr Zeit für Fahrradfahren, Fußball, Schach und die mittlerweile neun Enkelkinder.

Die Praxis von Friedrich Höche ist modern – von der Einrichtung bis hin zur technischen Ausstattung. Sie erstreckt sich über 160 Quadratmeter. Viel Raum, um sich zu verwirklichen. Außerdem stehen vier kompetente Mitarbeiterinnen zur Seite, und selbst für die Reinigung der Praxis ist zuverlässig gesorgt. Es ist ein attraktives Gesamtpaket, mit dem der Nachfolger an den Start geht.

Friedrich Höche hatte seine heutige Praxis 2016 in einem damals neuen Baugebiet frisch bezogen. Bei der Planung der Räumlichkeiten war er involviert. So konnte er sich eine Arbeitsumgebung schaffen, in der alles für ihn passt. Das gesamte Praxis-Equipment hatte er anlässlich des Umzugs gleich mit erneuert. „Das war für mein Team und mich wie ein kleiner Neustart“, sagt der ausgebildete Internist. Die Patientinnen und Patienten haben die neue Örtlichkeit sofort gut angenommen. „Das wundert mich aber auch nicht“, meint Höche, „denn die Praxis, in der ich im Januar 1998 in Weichering begonnen hatte, war schon – wie soll ich es ausdrücken – etwas in die Jahre gekommen.“

Auf die Situation nun blickt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich habe 24 Jahre lang treu und intensiv mit meinen Patientinnen und Patienten zusammengearbeitet, kenne ganze Familien über Generationen hinweg. Es sind persönliche Kontakte entstanden. Die Veränderung jetzt sehe ich in dem Punkt mit einem weinenden Auge“, gesteht Höche.

Auch sei er mit Leib und Seele „ein Kümmerer“. Besonders gefordert und berührt hat ihn in jüngster Zeit der Fall eines hirngeschädigten, ukrainischen Kindes im Rollstuhl, dessen Familie in Karlshuld untergekommen war. „Hier habe ich mich eingeklinkt und dafür gesorgt, dass eine ordentliche Versorgung und umfassende Behandlung entsteht, auch hinsichtlich Logopädie und Physiotherapie. Es war eine ziemliche Herausforderung, auch administrativ. Aber ich habe es sehr gern gemacht. Helfen ist mein Beruf.“

Höche schätzt sein Leben und Wirken in Weichering, die Nähe zu den Menschen, dass man sich kennt, auf der Straße grüßt und auch mal spontan ein kleines „Schwätzle“ hält. Der gebürtige Schwabe, der als kleiner Bub einmal Kindergärtner werden wollte, hat Medizin in Ulm studiert. Nach seinem Abschluss 1987 setzte er eine Facharztausbildung oben drauf und arbeitete zirka fünf Jahre in Bad Oeynhausen am Krankenhaus, Abteilung Kardiologie. Danach folgten weitere rund fünf Jahre am Krankenhaus in Kösching mit Schwerpunkt Gastroenterologie. „Dann habe ich meinen Facharzt für Innere Medizin gemacht.“ In einem Krankenhaus habe er nicht mehr arbeiten wollen.

„Dass ein Nachfolger in Weichering gesucht wird, habe ich damals auch über Mundpropaganda erfahren. Wir sind uns einig geworden, und nach Rücksprache mit meiner Frau wagte ich schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. Wir zogen samt unserer drei Kinder um. Da war ich Anfang 40“, erinnert sich Höche und ergänzt: „Als ich in den 80er-Jahren studiert habe, fragten mich Kommilitonen aus dem höheren Semester, ob ich denn auch einen Taxischein hätte, denn eine Stelle als Arzt bekäme man ja eh nicht.“

Damals war es die Zeit der Ärzteschwämme. Heute hat sich das Blatt gewendet: „Wir sind froh, dass es mit der Arztpraxis in Weichering weiter geht“, freut sich Bürgermeister Thomas Mack (CSU). „Das ist nicht selbstverständlich.“ Obwohl: Von offizieller Seite heißt es, dass es für 2500 Einwohnerinnen und Einwohner eine Ärztin respektive einen Arzt geben solle. Rein rechnerisch. Weichering und Lichtenau erfüllen diesen Tatbestand. Doch: Junge Ärztinnen und Ärzte wollen nicht aufs Land, heißt es. „Wir sind in Weichering nicht reell auf dem Land“, argumentiert Höche. „Wir leben in einer ländlichen Region, haben aber Neuburg und Ingolstadt quasi vor der Haustür. Das macht uns interessant.“

Wie gestaltet sich nun die Praxisübergabe konkret? „Ab Mitte September arbeite ich Dr. Schmidl ein, und wir werden gemeinsam vor Ort sein. So lernt mein Kollege die Praxisabläufe kennen, die Patientinnen und Patienten und natürlich auch die Mitarbeiterinnen“, erklärt Höche. Seine vier Mitarbeiterinnen werden übernommen. Gleiches gilt für die Sprechzeiten. „Grundsätzlich verändert sich also nichts, nur der Kopf wird ausgetauscht“, scherzt der angehende Ruheständler, der nun endlich mehr Zeit hat für seine Hobbys und die Familie. „Darauf freue ich mich, und das ist mein lachendes Auge.“

Besonders seiner Ehefrau Regine ist er „unendlich dankbar“, dass sie ihm all die Jahre den Rücken freigehalten hat. „Ich habe mich in meinem Beruf immer stark engagiert und um vieles gekümmert. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Auch im Kopf.“ Nun gehen beide gemeinsam in den Ruhestand. Regine Höche hat ihre Tätigkeit im Plasmazentrum Ingolstadt bereits im Frühling diesen Jahres an den Nagel gehängt. Eine Weltreise ist nicht geplant, aber öfter mal eine paar Tage wegfahren wollen sie schon. Außerdem stehen Wandern, Radfahren und vor allem das Kümmern um die schon bald neun Enkelkinder auf dem gemeinsamen Programm.

Friedrich Höche vertritt weiterhin die Interessen der SPD im Gemeinderat und ist als Mannschaftsarzt für seinen Fußball-Stammverein BSV Neuburg eingebunden. Auch dem Schachspiel bleibt er treu. 2011 hatte der Mediziner die Abteilung Schach im SV Weichering gegründet. Jetzt könnte es Zeit für einen Ausbau sein: „Ich würde gern Schulschach ins Leben rufen. Die offene Ganztagsschule in Weichering legt Wert auf ein gutes Programm während der Betreuungsstunden. Da würde ich gern mit Schach dazu beitragen“, so Höche. Gespräche dazu seien schon am Laufen.

Und es gibt eine weitere Idee: „Ich spiele nicht gut Klavier, aber gern. Vielleicht nehme ich etwas Unterricht.“ An Zeit für seine Vorhaben sollte es ihm jedenfalls bald nicht mehr mangeln.

Ab dem 1. Oktober übernimmt Daniel Schmidl offiziell das Regiment in der Weicheringer Hausarztpraxis. „Ich ziehe mich dann vollständig zurück“, erklärt Höche. „Die Patientinnen und Patienten haben so Gelegenheit, sich ungestört an meinen Nachfolger zu gewöhnen.“

DK