Burgheim
„Nichts klauen, dann gibt’s auch keine Probleme!“

Zum Start von NeuSobPolis geben sich die Kinder einfache, aber verständliche Regeln

22.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:32 Uhr
Ralf Schmitt

Die Festnahme einer verdächtigen Person fand das Interesse der Medien. Fotos: Schmitt

Von Ralf Schmitt

Burgheim – Am Montag ist die KJR-Kinderspielstadt NeuSobPolis in Burgheim eröffnet worden. Zwei Wochen lang ist die fiktive Stadt im Pausenhof der Grund- und Mittelschule aufgebaut.

Der erste Weg für jeden Besucher führt in das Rathaus. Hier muss man sich melden und erklären was man in der Stadt macht. Als Legitimation erhält man dann einen Besucherausweis der offen getragen werden muss. Auf die Frage, wie man sich in der Stadt zu verhalten hat und was es zu beachten gibt, kommt die klare Ansage einer Verwaltungsangestellten: „Einfach nichts klauen, dann gibt’s auch keine Probleme.“

Arbeitsvermittlungläuft erfolgreich an

Im Arbeitsamt gleich nebenan waren die fünf Mitarbeiter schon sehr erfolgreich. Innerhalb einer Stunde hatten 121 Einwohner von NeuSobPolis bereits einen Arbeitsplatz. Nur ein junger Mann kommt immer wieder und lässt sich neu vermitteln. „Der sagt aber selbst, dass er eigentlich gar nicht arbeiten will“, verrät eine Angestellte im Jobcenter. Auf die Frage nach dem Namen und Alter des Bürgers, bekommt unsere Zeitung aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ keine Auskunft.

Der Wahlkampf für das Amt des Bürgermeisters beziehungsweise der Bürgermeisterin ist derweil in vollem Gange. Insgesamt haben sich sechs Kandidaten im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren für diesen Posten zur Verfügung gestellt. Favorit scheint der nach eigenen Angaben „parteilose“ Tom Heining (12) zu sein. Er hatte diese Aufgabe bereits im vergangenen Jahr übernommen. Sehr optimistisch geht diesmal auch sein damaliger Stellvertreter Laurenz Reichart (11) ins Rennen. Beste Voraussetzungen bringt die elfjährige Mila Bauer mit: Sie arbeitet in der Geschäftsleitung im Rathaus von NeuSobPolis.

Alle drei Kandidaten versprechen, bei einer Wahl die Wünsche der Bürger umsetzten zu wollen. Mila Bauer wird noch etwas konkreter: „Ich möchte die Kriminalität geringhalten und den Zusammenhalt in der Stadt intensiv fördern.“ Das sind bestimmt erstrebenswerte Ziele, ist doch gerade wieder ein Verdächtiger von der Polizei auf der Hauptstraße festgenommen worden.

Auf die Frage, was denn passiert sei, antwortet eine junge Polizeibeamtin: „Das war ein Diebstahl. Viel mehr möchte ich dazu nicht sagen, das könnte negative Auswirkungen auf unsere Ermittlungen haben.“

Bei Gericht ist man mit der Arbeit der Polizei noch nicht so ganz zufrieden. „Die sperren jeden gleich ein, auch ohne Urteil“, bemängelt einer der zuständigen Richter.

Nägel lackieren wird zum Kassenschlager

Großer Andrang herrscht im Beauty-Salon. Die acht Beschäftigten haben alle Hände voll zu tun, die Wünsche der Kunden zu erfüllen. „Fast alle wollen sich die Fingernägel lackieren lassen“, informiert eine Angestellte. Auch im Krankenhaus gibt es viel Arbeit. Hier kann man sich gegen „Neusoborona“ impfen lassen. „Die Impfung kostet einen Neusob“, erklärt Chefärztin Madita Georgiev (9).

Ja, auch in NeuSobPolis regiert Geld die Welt. Aber immerhin bekommen hier alle für ihre Arbeit den gleichen Lohn. Der Stundensatz beträgt drei Neusob, er wird stündlich in der Bank ausbezahlt. Was mit dem verdienten Lohn gemacht wird, kann dann jeder für sich entscheiden. Eine junge Bürgerin hat sich beispielsweise dazu entschlossen, mit ihrem Geld den Wahlkampf ihrer Freundin zur Bürgermeisterin zu unterstützen. Wie viel sie für eine Stimme bezahlt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.

„Kinder haben eben ihre eigenen Regeln“, sagt Tommy Jacobsen, einer der Organisatoren, lachend dazu. Wie auch immer, dieser versuchte Stimmenkauf könnte auch ein heißes Thema für den „NeuSobKurier“ werden. Ben Bächle, Olivia Malkowski, Maximilian Lohrentz und David Daferner arbeiten hier als Redakteure. Das Blatt erscheint täglich.

Neben Tommy Jacobsen sind noch knapp 30 weitere Betreuer damit beschäftigt, die Räder in NeuSobPolis am Laufen zu halten. Bemerkenswert ist ein nachdenklich machender Satz von Jacobsen: „Wenn alles läuft, muss ich fiktive Bürokratie einspielen, damit den Bürgern nicht langweilig wird.“ Also alles in allem eine wirklich gute Vorbereitung auf das wahre Leben.

DK