Von Vicky Müller-Toùssa
Neuburg – Seit sechs Wochen leitet Johanna Pinto im Auftrag des katholischen Frauenbunds eine deutsch-ukrainische Spielgruppe im Kolpinghaus. Die Deutsch- und Französischlehrerin, selbst Mutter zweier Söhne im Kindergartenalter, ist äußerst zufrieden mit dem Zuspruch.
„Anfangs kamen vier, mittlerweile sind es 14 Kinder. Wir wurden regelrecht überrannt“, erklärt die FOS/BOS-Lehrerin. So musste sie die Spielgruppe in zwei kleinere Gruppen stückeln, in der Sozialarbeiterin Alija Catic hat sie eine weitere pädagogische Fach-Unterstützung gefunden. Beide bringen sie auch ihren eigenen Nachwuchs mit, damit die ukrainischen Kinder unter gleichaltrige deutschsprachige Kinder kommen. Gerade jetzt in dem Alter lerne man sehr schnell eine neue Sprache, weiß Pinto, die Deutsch als Fremdsprache studiert hat. Zweimal pro Woche bieten sie ehrenamtlich diesen Dienst an.
Mangel an Betreuungsplätzen
An dem Nachmittag, an dem wir dabei sein konnten, war auch die Ukrainerin Alexandra Ivanytska, die seit vier Monaten im Kloster St. Elisabeth untergebracht ist, zusammen mit ihrer fünfjährigen Tochter und ihrem zweijährigen sehbehinderten Sohn anwesend. Sie bedauert, dass sich auch nach vier Monaten für sie selbst und ihre Kinder noch immer keine Möglichkeit geboten hat, Deutsch zu lernen, wie sie erklärt. Gerade für ihre Kinder, die jetzt spielend leicht eine Fremdsprache lernen würden, sei es schade, dass es keine Betreuungsplätze gebe – weder im Kindergarten noch bei der Frühförderung oder bei einer Tagesmutter. So habe sie eben auch nicht die Möglichkeit selbst Deutsch zu lernen.
Das sei doch kontraproduktiv – in Deutschland zu leben und bisher nur wenige Wörter sprechen und verstehen zu können, sagt sie. Ihr Mann befinde sich immer noch in der Ukraine und könne nicht zu ihr, da dort immer noch Krieg herrsche, wie sie traurig erzählt. In Deutschland habe sie keine Familie, Freunde oder Bekannte. Es seien ja nur die Frauen mit ihren Kindern aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. So bleibe man unter sich. Sie wünscht sich eine Betreuungsmöglichkeit ab zwei Stunden täglich und gerne auch mehr, wie sie selbst sagt – um dann auch arbeiten gehen und auf eigenen Beinen stehen zu können.
Unterstützung aus der Politik geholt
Damit steht sie nicht alleine. Auch viele ortsansässige Kinder hätten keinen freien Platz in den Kitas ab Herbst, um betreuungstechnisch untergebracht zu werden, obwohl ihnen ja einer zustehe, sagt Johanna Pinto. „Jedes Kind ab drei hat doch Anspruch auf einen Kindergartenplatz“, bekräftigt Alija Catic. „Die Kinder und deren Mütter aus der Ukraine brauchen doch Anschluss, um unter anderem die Sprache zu lernen und auch weitere Kontaktmöglichkeiten, um besser im Alltag eigenständig zurechtzukommen“, sagt Pinto. Denn ihre eigenen Möglichkeiten seien als berufstätige Mütter auch begrenzt, „aber wir probieren es“. Sie und Catic bemühen sich um Unterstützung aus der Politik. Mit der Neuburger Stadträtin Sissy Schafferhans (FW) und dem Stadtrat und Landtagsabgeordneten Matthias Enghuber (CSU) stehen sie bereits in Kontakt.
Bis zum Beginn der Sommerferien hatte Pinto in den vergangenen sechs Wochen zweimal wöchentlich immer nachmittags für eineinhalb bis zwei Stunden den Kindern und ihren Mamas so allerlei an Integration mitgegeben. Gemeinsame Aktionen standen ebenso auf dem Programm: Ob der Besuch eines Wasserspielplatzes oder der Aufenthalt an verschiedenen Kinderspielplätzen Neuburgs, um so auch die Stadt kennenzulernen. Aktuell haben sie an einem Mal-Wettbewerb teilgenommen, bei dem die Schutzbefohlenen ein Bild malen sollten, wie man sich Neuburg vorstelle. Dankbar sei sie ebenso für die Unterstützung von Caroline Schönfelder, die ihr allerlei Material gesponsert hat. Wie oft nun nach den Sommerferien die Spielgruppe in der Art und Weise weitergeführt werden kann, dass wird aktuell von Pinto und Catic organisiert. „Es braucht auf jeden Fall Fachpersonal, das sich mit engagiert“, sind sich beide einig.
An diesem Donnerstag stand noch ein Besuch des Bücherturms an, bevor es in die Sommerpause ging. Wer als Fachkraft das Angebot unterstützen will, kann sich unter (08431) 618640 an den katholischen Frauenbund wenden.
DK
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