Schrobenhausen
Neue Choreographie für das städtische Wasserballett

Der Brunnen am Lenbachplatz zeigt nun, dass aus Fontänchen auch Fontänen werden können, die ganz leise platschen

14.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:16 Uhr

Bunt und variantenreich: Von hohen bis zu kaum zu sehenden Fontänen, mit lauten und kaum wahrnehmbarem Platschen – so zeigt sich das neu programmierte Wasserspiel am Schrobenhausener Lenbachplatz seit neuestem. Foto: M. Schalk

Von Jürgen Spindler

Schrobenhausen – Je höher das Fontänchen, umso lauter der Platsch? Was hier umgedichtet nach Otto Waalkes „Ssst und Bumms“ klingt, stimmt nicht in der Realität des Wasserspiels am Schrobenhausener Lenbachplatz. Denn die korrekte Regel müsste heißen: Je kürzer der Druckabfall, umso lauter das Platsch. Verfolgen kann das nun jeder an der Südseite des Rathauses, denn die Choreographie des Wasserspiels wurde geändert.

Alles fing im Frühjahr so schön an. Das neue Wasserspiel zeigte jeden Tag zwischen 9 und 22 Uhr in der guten Stube der Stadt, wie hoch und auch niedrig die Wasserstrahlen aus den 24 in den weißen Granit eingelassenen Düsen sein können. Doch kaum hatte sich Stadtmarketingreferent Günther Schalk Ende April in einer Sitzung des Bauausschusses über das laute Platschen des neuen Brunnens beschwert, wurde die Höhe der Wassersäulen händisch in der unterirdischen Technikzentrale auf das Niveau eines Zimmerspringbrunnens herunterreguliert.

Das Wasserspielchen erfreut sich dennoch großer Beliebtheit – vor allem bei Eltern mit kleinen Kindern. Die planschen gerne ausgelassen auf dem benetzten und von schmalen Wasserrinnen umsäumten Steinrechteck herum. Aber auch der eine oder andere Autofahrer ist schon beim Überfahren des Wasserspiels auf dem übrigens autofreien Lenbachplatz beobachtet worden – quasi Unterbodenwäsche auf Steuergroschen.

Und jetzt das: Teilweise schon fast mannshoch schießen die Fontänen plötzlich aus den Düsen empor, die vier Wasserspenderreihen zeigen, was ihnen der Programmierer beigebracht hat. Die Höhen variieren von Reihe zu Reihe, selbst am helllichten Tag werden sie farbig beleuchtet. Und immer wieder platscht es – mal laut, aber zumeist relativ leise.

Auf eine Lärmmessung wurde allerdings verzichtet, wie der städtische Tiefbauer Helmut Rischer launig auf Anfrage antwortet. Da sei das Bauamt jetzt eher nach subjektivem Empfinden vorgegangen. Dennoch hat er sich bei seinen Ideen zur neuen Wasserspielsteuerung einen Spaß erlaubt: Jeden Mittag um 12.30 Uhr gibt es für drei Minuten einen Vollplatscher nach dem anderen – quasi „als Erinnerung für die Mittagspause“. Dabei hängt die Lautstärke des Platschens nicht von der Höhe der aufstrebenden Wassersäulen ab, sondern von der Drehzahl der Pumpen. Je abrupter die gegen Null tendiere, so Rischer, umso lauter erscheine das Platschen.

Doch nicht jeder kann die Steuerung des Brunnens am Lenbachplatz nach eigenem Belieben beeinflussen. Dazu brauche es einen fachkundigen Programmierer. Und der hatte im Terminkalender spontan Zeit, kam jetzt in Schrobenhausen vorbei und schon wurde der zweite Anlauf für den erweiterten Probebetrieb des Brunnens in Gang gesetzt. Denn in der ersten Phase seit Inbetriebnahme machten sich Abnutzungserscheinungen bei den Beobachtern der Fontänchen breit, wie Rischer selber sagt: „Das Programm war auf Dauer ein wenig fad.“

Jeden Tag zwischen Ostern und Ende Oktober – je nachdem, wann im Jahreslauf der Frost kommt und wieder geht – beginnt die neue Choreographie um 9 Uhr mit einem Lichterspiel. Die einzige Ausnahme ist der Donnerstag: An Marktagen startet das Fontänenballett erst um 14 Uhr. Dann drücken vier Pumpen aus dem Wassertank das Volumen von rund 26 Badewannen durch die Düsen. Bis um 22 Uhr der Brunnen am Lenbachplatz und alle anderen städtischen Wasserspeier abgeschaltet werden. Und natürlich werde ans Sparen der kostbaren Ressource Wasser gedacht, denn die vier Kubikmeter leicht gechlortes Nass – abzüglich sämtlicher Verdunstungsverluste – werden in der Brunnentechnik umgewälzt.

Nun hofft Rischer, dass die neue Wasserspieltaktik gut ankommt. Er warte mal die Reaktionen ab, sagt er. Und er hat noch einen Tipp: Wer genau hinschaut, bemerkt vielleicht, wie der Brunnen der Kirchturmuhr Konkurrenz machen könnte...

SZ