Es muss nicht immer „Dinner for one“ sein. Auch beim Turnier um den Sparkassencup, der inoffiziellen Hallenfußballmeisterschaft des Altlandkreises Schrobenhausen gibt es mittlerweile eine „same procedure as last year“. Beziehungsweise eine „same procedure as every year“. Genauer ausgedrückt unmittelbar nach dem Ende des Endspiels ist das der Fall. Dann nämlich, wenn Franz Xaver Sedlmair zusammen mit seinen Teamkameraden vom TSV Hohenwart zur Siegerehrung stapft. Mittlerweile nutzt der Kultkicker diese wenigen Sekunden fast schon traditionell dazu, um kopfschüttelnd sowie mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht zu vermelden: „So kann ich natürlich nicht aufhören.“
TSV Hohenwart verliert Neunmeterkrimi im Halbfinale
Bei der Turnierauflagen 2022, 2023, 2024 hatte er es das so gemacht – ebenso wie nun am Sonntag. Und 2025 wird es der Defensivkünstler, der in Fußballerkreisen allerorts nur liebevoll „Sexy“ genannt wird, wohl erneut tun – völlig egal, ob er dann mit seinem TSV, dem Rekordpokalgewinner in der Dreifachsporthalle, den Prestigewettbewerb ein weiteres Mal gewonnen hat oder nicht. Jetzt, beim Cupwettbewerb 2025, mussten sich Sedlmair und seine Hohenwarter mit dem dritten Rang begnügen. Nein, so kann sich der inzwischen 55-jährige „Sexy“ natürlich nicht von diesem Event verabschieden. Wobei es an den TSV-Auftritten am Sonntag nichts zu kritisieren gab. Die Paartaler schafften es sogar, komplett ungeschlagen durch die über acht Stunden dauernde Veranstaltung zu kommen – zumindest, wenn man rein die reguläre Spielzeiten hernimmt. Dem späteren Turniergewinner BSV Berg im Gau fügten sie sogar dessen einzige Niederlage an diesem Tag zu – und trotzdem langte es am Ende „nur“ zur dritten Position. Schuld daran: ein Fehlschuss zu viel im Halbfinal-Neunmeterkrimi gegen den FC Gerolsbach. „Aber Spaß gemacht hat es trotzdem, außerdem hat sich Gott sei Dank niemand verletzt. Diese Dinge waren für mich das Wichtigste“, so Hohenwarts Cheftrainer Florian Flicker. Also alles supergut aus seiner Sicht? „Na ja, mit dem Turniermodus war ich nicht so glücklich“, sagt der 34-Jährige: „Ich würde mir wünschen, dass daran im nächsten Jahr wieder etwas geändert wird.“
Und mit dieser Meinung stand Flicker keineswegs allein da. Dadurch, dass heuer gleich 15 Teams an den Start gingen, waren diesmal drei Fünfergruppen gebildet worden, aus denen sich nur der jeweilige Erstplatzierte fix für das Halbfinale qualifizierte. Hinzu kam lediglich der beste Tabellenzweite, während für den Rest des Feldes bereits nach der Vorrunde Schluss war. Also keine Viertelfinalpartien mehr, dafür eine Unmenge an Gruppenspielen, die schließlich bis kurz nach 17.30 Uhr dauerten. Nun gut: Dank einer reibungslos funktionierenden App konnten die Zuschauer stets auf der Höhe des Geschehens bleiben. Aber es soll auch Zeitgenossen geben, die überhaupt kein Handy besitzen . . .
Eine weitere Schwäche des Turniermodus 2025 waren die ungleich besetzten Gruppen. So tummelten sich einer davon gleich Halbfinalisten des Vorjahres (Pokalverteidiger BSV Berg im Gau, TSV Hohenwart, DJK Brunnen) – während in einer anderen gleich drei B-Klassisten zu finden waren (SV Steingriff II, FC Türkenelf Schrobenhausen II, DJK Sandizell). „Wir hatten bewusst darauf verzichtet, irgendwelche Vereine zu setzen“, berichtet Turnier-Mitorganisator Harry Reisner: „Aber dann ist die Auslosung wirklich blöd verlaufen.“
Der Modus führte schließlich dazu, dass die später siegreichen Berg im Gauer um ein Haar schon nach ihrem ersten Auftritt ausgeschieden waren. Jener hatte ihnen eine 2:3-Niederlage gegen den TSV Hohenwart beschert – was für die Mannschaft um Spielertrainer Martin Froncek bedeutete: Mehr als neun Punkte waren für sie in der Vorrunde nicht mehr drin. Und wenn es dann in den beiden anderen Fünferfeldern jemand geschafft hätte, mit zehn Zählern Gruppenzweiter zu werden, wäre der BSV draußen gewesen.
Ausgerechtet die Berg im Gauer Erzrivalen, die Kicker des DJK Langenmosen, standen dicht davor – wenn es ihnen gelungen wäre, den FC Schrobenhausen zu schlagen. Das schafften am Sonntag übrigens alle von dessen Gegnern – nur nicht die Mannen von Spielertrainer Alexander Langen. Jene mussten sich dem B-Klassisten aufgrund eines unglücklichen Eigentores mit 0:1 geschlagen geben – und verpassten es somit, ihre ansonsten starken Auftritte komplett zu veredeln.
DJK Sandizell „rettet“ den späteren Turniersieger
Die Berg im Gauer Zitterpartie um die Halbfinalteilnahme war damit aber noch nicht vorbei. Stattdessen drohte plötzlich Gefahr vom SC Mühlried: Die Mannen um Chefcoach Tobias Goebel hätten ihr letztes Gruppenspiel gegen die DJK Sandizell „nur“ mit sechs Treffern Unterschied gewinnen müssen. um im Vergleich mit dem dann punktgleichen BSV die bessere Tordifferenz zu besitzen. „Ja, spätestens jetzt wurde für mich die Anspannung zu groß“, verrät Berg im Gaus Spielertrainer Froncek: „Ich konnte diese für uns so wichtige Partie einfach nicht ansehen, flüchtete stattdessen in die Umkleidekabine.“
Dort verpasste er dann aber einen wahrlich heroischen Kampf der eigentlich komplett chancenlosen Sandizeller. Hätten sich die Gelb-Schwarzen irgendwann hängen lassen, wohl niemand hätte ihnen einen Vorwurf gemacht. Sven Rechenauer und seine Mannen dachten jedoch nicht daran. Voller Leidenschaft warfen sie sich in alle Mühlrieder Angriffe – rannten und fighteten so, als ginge es für sie selbst noch um den Halbfinaleinzug. Am Ende stand dann tatsächlich „nur“ eine 0:4-Niederlage für sie zu Buche. Also ein Ergebnis, das auch ganz Berg im Gau jubeln ließ.
Apropos Jubeln: Im Lager des SV Waidhofen hatte man dafür ebenfalls eine Menge Grund. Nicht nur, dass die Mannen von Chefcoach Alexander Eppinger souverän ins Halbfinale einzogen – ihr Offensiv-Ass Lukas Preschl wurde zudem zum besten Spieler des Turniers gewählt und sicherte sich dann auch noch (gemeinsam mit Froncek) die Auszeichnung als bester Torschütze. „Natürlich freue ich mich darüber“, so der 22-Jährige: „Aber ohne unsere starke Mannschaft wäre das nie möglich gewesen. Ganz ehrlich: Dass wir so weit kommen, hätte ich nicht für möglich gehalten.“
Korbinian Reiner, der Fußballchef des FC Gerolsbach, wirkt hingegen ein bisschen traurig – obwohl sein Team nach langer Zeit mal wieder das Finale bei einem Sparkassencup-Turnier erreichte: „Wenn du im Endspiel stehst, willst du das halt auch gerne gewinnen. Aber trotzdem bin ich stolz auf unser Team. Schade, das wir nicht komplett in Bestbesetzung antreten konnten. Ansonsten wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen.“
Bleibt noch das Fazit von Turnier-Mitorganisator Reisner: „Der Wettbewerb ist wieder toll verlaufen, wir hatten wieder tolle Spiele – und die Halle war wieder proppevoll. Aber natürlich ist uns nicht entgangen, dass über den neuen Modus doch einige sehr unglücklich waren. Darüber werden wir uns bis zum Turnier 2026 durchaus unsere Gedanken machen.“
SZ
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Torraumszenen en masse vor vollen Tribünen: Die (inoffizielle) Hallenfußballmeisterschaft des Altlandkreises Schrobenhausen machte auch heuer wieder eine Menge Spaß. Fotos: M. Schalk (5)