Weichering
Misstöne bei der Bürgerversammlung zum Paketzentrum

Vertreter der Post informieren zu geplantem Großprojekt in Weichering – Unmut über fehlende Abschlussrunde

18.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:13 Uhr

Das Thema Lärm interessierte besonders viele Besucherinnen und Besucher der Weicheringer Bürgerversammlung zum Thema Paketzentrum. Generell war das Interesse groß. Fotos: Stark

Von Thorsten Stark

Weichering – Rund 80 Interessierte haben sich am Dienstagabend zum Start der Bauleitplanung über das vorgesehene Paketzentrum in Weichering informiert. Der große Saal des Landgasthofs Vogelsang war voll. Nach einem Vortrag über die Details der Planung, die vergangene Woche auch schon im Gemeinderat vorgestellt worden waren, konnten die Bürgerinnen und Bürger in drei verschiedenen Räumen mehr zu den einzelnen Themen erfahren. Dass es am Ende zu keiner Abschlussrunde mehr kam, missfiel einigen.

„Das ist keine Bürgerversammlung, das ist eine Farce“, beschwerte sich etwa der Weicheringer Markus Omasreiter nach der Versammlung. Und einige der Umstehenden stimmten ihm zu. Zuvor hatte Omasreiter mit Bürgermeister Thomas Mack (CSU) einen Disput ausgetragen, bei dem er diesem vorwarf, am Ende der Versammlung keine Diskussion mehr in großer Runde zugelassen und auch keine weitere Bürgerversammlung zum Paketzentrum ohne DHL-Vertreter vorgesehen zu haben. Mack verwies auf die Gelegenheit, im Rahmen der am Dienstag gestarteten Bauleitplanung für das 170-Millionen-Euro-Projekt eine Stellungnahme abzugeben, die dann auch vom Gemeinderat abgewogen werde.

Auch wenn es – anders als von vielen im Saal erwartet – zu keiner Abschlussdiskussion kam, gab es an dem Abend etliche zum Teil leidenschaftlich geführte Gespräche zwischen Bürgerinnen und Bürgern sowie den vielen Vertretern des Unternehmens aus Bonn in den Kleingruppen.

Die meisten beschäftigten sich mit dem Thema Lärm. So war Daniel Schlösser vom Tüv Rheinland, der das Schallgutachten erstellt hat, der wohl gefragteste Mann des Abends. Der erklärte beispielsweise anhand von mehreren aufgehängten Schaubildern, dass der Lärm bei bis zu 1295 Lastwagen täglich sicher zunehmen werde, aber nur minimal.

Eine Frau aus dem Neuburger Ortsteil Maxweiler merkte dazu allerdings an, dass sie sehr wohl jetzt schon den Lärm wahrnehme, seit sie in ihrem Haus vom Erdgeschoss nach oben gezogen sei. „Ich höre alles.“ Dementsprechend sei ihre Angst vor dem Bau des Paketzentrums groß. Sie sagte, sie verstehe auch nicht, dass man die Brücke zur B16, die ohnehin erneuert werden müsse, nicht weiter östlich baue, wo es keinerlei Wohnbebauung in der Nähe gebe. Doch da machte ihr Alois Rieder vom zuständigen Planungsbüro Weinzierl keine Hoffnungen. Ob ein Anschluss zur B16 versetzt wird, das entscheide das Staatliche Bauamt Ingolstadt – und nicht die Post. Genauso wenig wisse das Unternehmen, ob und wann die Bundesstraße ausgebaut wird. Geplant habe man jedenfalls ohne Ausbau.

Auf die Kritik, dass das Schallgutachten noch einige Details wie das Straßenniveau vermissen lasse, erklärte Rieder, dass man ja noch ganz am Anfang des Verfahrens sei. Es sei wichtig gewesen, mit einem zumindest groben Plan in die erste Auslegung zu gehen, alle Einwände und Vorschläge anzuhören, um diese dann vor der zweiten Auslegung einzuarbeiten.

Mario Holzer aus Weichering monierte, dass bei allen Lärmschutzmaßnahmen der Post keine Rolle spiele, welche zusätzliche Belastung von der B16 ausgehe. Dafür müsse die Gemeinde aufkommen – und dann könnten sich die versprochenen Gewerbesteuereinnahmen schnell minimieren.

Dass zumindest keine Lastwagen durch Weichering durchfahren, versicherten sowohl Thomas Schlickenrieder, Geschäftsbereichsleiter der Post, als auch Bürgermeister Mack. Das würde ein entsprechender städtebaulicher Vertrag regeln.

Viele interessierten sich auch für die berufliche Dimension des Paketzentrums. Vor allem nach dem Grad der Automatisierung hätten die Leute gefragt, sagte Florian Betz, der Sortierzentrumschef des Paketzentrums in Aschheim. Dabei habe er ihnen erklärt, dass man angesichts der Produktpalette die Abläufe nur bedingt automatisieren könne. Entsprechend gäbe es auch im Lager einige Jobs. 400 Arbeitsplätze will die Post insgesamt anbieten, sobald das Werk, das 2025 eröffnet werden könnte, komplett hochgefahren ist.

Auch Wolfgang Vogl aus Maxweiler hörte Betz wie allen anderen Post-Vertretern interessiert zu. „Dass man das Ding nicht mehr verhindern kann, ist klar“, meinte er. „Umso mehr ist jetzt wichtig, dass Maxweiler die größtmögliche Unterstützung kriegt, damit man beim Lärm zumindest das Bestehende verbessert.“ Daher sei er enttäuscht, dass keine Ortssprecherin, kein Bürgermeister, kein Stadtrat aus Neuburg und kein Landkreisvertreter dagewesen sei, um sich selbst ein Bild zu machen.

Für Raunen hatte zu Beginn der Versammlung ein Satz von Michael Gierse, der seit Jahren für die Post den Bau von Paketzentren plant, gesorgt. Er erklärte, dass man im Umfeld der B16-Auffahrt nicht nur die Brücke ertüchtigen, sondern auch die Straßen verbreitern müsse. „Das ist nicht typisch“, sagte er. „Sonst haben wir breitere Straßen.“ Die Kritiker des Standorts fühlten sich dadurch bestätigt: „Genau!“, hörte man einige rufen. Dennoch gab es am Ende der Ausführungen der Planer – wie ganz am Ende der Bürgerversammlung – einigen Applaus aus dem Publikum.

Die Planungsunterlagen liegen bis 1. Juli im Weicheringer Rathaus im Erdgeschoss aus. Geöffnet ist Montag bis Freitag zwischen 7.30 und 18 Uhr.

DK