Das Szenario, das am Nato-Flugplatz im Neuburger Stadtteil Zell am Wochenende durchexerziert wird, trifft hoffentlich niemals ein. Wenn aber doch, will man gerüstet sein. Aus diesem Grund veranstaltet das Geschwader an diesem Samstagvormittag in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, dem BRK und dem Landratsamt ab 9 Uhr eine große Flugunfallübung am Fliegerhorst.
In einem Pressetermin informierten die Beteiligten vorab über den Ablauf. Mit dem Hintergrund, dass die Bevölkerung Bescheid wissen soll. „Um zahlreichen Anrufen von besorgten Bürgern am Tag der Übung zuvorzukommen“, wie es Pressestabsoffizier Max-Joseph Kronenbitter formulierte.
Das Szenario: Ein Eurofighter und ein Hubschrauber kollidieren
Oberstleutnant Frank Ude skizzierte als Projektoffizier der Übung den Ablauf. Ein Eurofighter und ein Bundeswehr-Hubschrauber kollidieren über dem Flugplatz. Der Bell-Hubschrauber kracht in eine Halle des Fliegerhorst, der Eurofighter-Pilot kann sich durch den Schleudersitz retten. Trümmerteile landen auf dem Gelände des Flugplatzes, es gibt Tote und etwa 20 Verletzte. Feuerwehren aus dem Umland mit acht bis zehn Fahrzeugen und 80 bis 100 Einsatzkräften eilen zu Hilfe, um die Fliegerhorstfeuerwehr zu unterstützen, der BRK rückt mit über 30 Personen an. Inmitten des Infernos gilt es, strukturiert vorzugehen, Ruhe zu bewahren und Menschenleben zu retten.
„Klappt das auch in der Praxis so, wie wir es uns vorstellen?“
„Wir wollen rausfinden: Klappt das auch in der Praxis so, wie wir es uns vorstellen?“, fragt Ude, Flugsicherheitsoffizier des Geschwaders. Es gebe kein Richtig oder Falsch, betont er. Wie lange die letzte Übung dieser Art schon her ist, kann er nicht beantworten. „In den vergangenen 25 Jahren jedenfalls hat es keine gegeben“, weiß Markus Fahrmayr, BRK-Bereitschaftsleiter Burgheim des Kreisverbands Neuburg-Schrobenhausen. Er beteiligt sich mit einer schnellen Einsatztruppe an der Großübung.
Bis ins letzte Detail wird die Übung selbstredend nicht durchexerziert. Es wird eine Alarmierung geben, aber keine Sirene ertönen. „Alles spielt sich hier auf dem Gelände ab“, sagt Neuburgs Feuerwehrkommandant Markus Rieß. Zu Verkehrsbehinderungen beispielsweise an der B16, die am Nato-Flugplatz vorbeiführt, wird es also nicht kommen, weil die Einsatzkräfte der diversen Blaulichtorganisationen schon bereitstehen werden. „Wir werden zeitliche Verzögerungen einbauen“, kündigt Ude an.
Ein „gewisser Aha-Effekt“ für Atemschutzgeräteträger
Kleinere Übungen mit der Fliegerhorst-Feuerwehr habe es in der Vergangenheit schon gegeben, sagt Rieß. Bei der großen Flugunfallübung nun gelte es, die Kollegen in Zell zu unterstützen. „Ich erwarte ein interessantes Szenario“, sagt Rieß und verrät, dass die Übung für Atemschutzgeräteträger „einen gewissen Aha-Effekt“ bringen werde. Unterstützt werde die Neuburger Feuerwehr von den Wehren aus Zell, Bruck, Heinrichsheim, Feldkirchen und Marienheim. Die Karlshulder Wehr stelle einen Schlauchwagen.
Das Landratsamt als zuständige Katastrophenschutzbehörde werde parallel zu den Einsatzkräften informiert, berichtet Matthias Hentschel, Sachgebietsleiter für öffentliche Ordnung und Sicherheit an der Behörde. Als örtlicher Einsatzleiter nach dem Katastrophenschutzgesetz wird er eine Führungsgruppe einberufen und die Arbeiten am Fliegerhorst koordinieren, der Krisenstab werde vor Ort sein.
In einem Katastrophenfall dürfe die Bundeswehr Alarm auslösen, erklärt Ulf Börner, Leiter der Fliegerhorstfeuerwehr. Die 17 eigenen Einsatzkräfte – unter ihnen sind übrigens auch zwei Frauen – seien in diesem Fall aber zu wenige. Fernab der Übung sieht es so aus, dass die Kräfte der Fliegerhorstfeuerwehr ehrenamtlich verfügbar sein werden, sollte es während der Übung am Samstagvormittag zu einem realen Einsatz kommen. „Das stärkt uns und tut uns gut“, sagt Rieß. In einem eventuellen Notfall werde man natürlich auch eigene Kräfte abziehen.
Es gehe darum, „Bilder zu kreieren“
Oberstleutnant Swen Jacob, der den abwesenden Kommodore Jürgen Schönhöfer derzeit als Stellvertreter vertritt, verfolgte den Vorab-Pressetermin aufmerksam. Für ihn, so sagt er anschließend, sei es wichtig, „Bilder zu kreieren“. Sollte es wirklich einmal zu einem Ernstfall kommen, könnten die Einsatzkräfte darauf zurückgreifen im Sinne von „das hab’ ich schon mal gesehen“, so Jacob.
Die Alarmrotte, auch QRA-Bereitschaft (Quick Reaction Alert) genannt, wird während der Übung im Übrigen vom Fliegerhorst Lechfeld südlich von Augsburg gestellt, teilt Jacob mit.
DK
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