Die Gnadenstätte
Maria Beinberg ist ein beliebter Wallfahrtsort

09.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:26 Uhr

Die Wallfahrtskirche Maria Beinberg bei Peutenhausen beherbergt unter anderem viele Votivbilder als Dankgabe. Fotos: Landkreisgästeführer

Die Anfänge und die Entstehungsgeschichte der Wallfahrt auf den Beinberg, einer Anhöhe südlich von Peutenhausen, sind bis heute weitgehend im Dunkeln. Wie bei vielen Wallfahrtsorten wird auch dieser von Legenden umrankt, die man sich bis heute erzählt. Wie bei den meisten Legenden dürfte aber auch hier ein wahrer Kern enthalten sein. Die Geschichte von Maria Beinberg beschreibt Landkreisgästeführer Harald Müller (Foto) für unsere Leserinnen und Leser.

Die Legenden berichten von einem Gefecht auf dem Hügel – eine Nachzüglerschlacht – mit den Ungarn um 955. Der Bau einer Kapelle zu dieser Zeit dürfte aber ausgeschlossen werden. Im 15. Jahrhundert ließ der damalige Landpfleger Bernhard Peuscher aus frommer Dankbarkeit für das Überleben der Pestjahre eine Kapelle bauen. Eventuell war es auch die Erfüllung seines Kinderwunsches mit seiner Gemahlin, warum er dort oben die Kirche erbauen ließ. Zeugnisse aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind neben dem Gnadenbild eine große Glocke, eine Kreuzigungsgruppe und eine Darstellung des Marientodes. Die Wallfahrt entwickelte sich in der Folge rasch. Von allen Seiten, aus nah und fern kamen die Pilger. Der vornehmste war 1520 der Neuburger Pfalzgraf Ottheinrich; er kam angeblich mehrere Male alleine und mit seiner Frau Susanna, bis er sich dem Protestantismus zuwandte.

Nach der Renaissance hinterließ das Zeitalter des Barocks nicht unbedeutende Spuren auf dem Beinberg. Die Wallfahrt erlebte eine große Blüte. Das Mirakelbuch, welches 1727 begonnen wurde, weist bis 1787 mehr als 2000 Verlobungen an die Gnadenstätte auf.

Freilich ist von der einstigen kleinen Kapelle nichts mehr übrig. Sie wich einer Steinkirche und wurde als Saalkirche im Barock- und Rokokostil umgestaltet. Durch die Vorhalle betritt man sie. Das Licht, das nur durch drei Deckenfenster einfällt, erhellt das Deckenfresko des Kirchenschiffs, das die Kreuzigung Christi und der beiden Schächer zeigt. Es wurde 1767 von keinem geringeren als dem fürstbischöflichen Hofmaler Ignaz Baldauf geschaffen. Die beiden Seitenaltäre mit frühklassizistischen Aufbauten entstanden um das Jahr 1790, zeigen links Anna und Joachim mit Maria, rechts die Flucht nach Ägypten. Ein Holzrelief zieht den Blick beim linken Seitenaltar auf sich. Das Thema des farblich gefassten Reliefs zeigt den Tod Mariens inmitten der zwölf Apostel.

Ein spitzer, spätgotischer Chorbogen gibt den Blick frei auf Altarraum und Deckenfresko: Maria, Zuflucht der Sünder. Die himmlische Frau wendet sich zum göttlichen Kind, das mit dem Kreuzstab die Schlange besiegt. Der frühbarocke Hochaltar, in schwarzem Grundton gehalten, die Säulen rötlich marmoriert, das Dekor vergoldet, ist das Werk eines Kunstschreiners – wahrscheinlich Matthias Müller – aus der Zeit um 1660/70. Vor zwei jeweils gegenläufig gewundenen Säulen stehen seitlich überlebensgroße Figuren der beiden Heiligen Wolfgang und Leonhard. In der Mittelnische des insgesamt ernst wirkenden Hochaltars hat das Gnadenbild, Maria mit dem Kind auf der Mondsichel stehend, seinen Ehrenplatz. Das Schnitzwerk, um 1520 entstanden, ist seit der Barockzeit mit einem prunkvollen Gewand gekleidet und gekrönt.

Eine besondere Kostbarkeit in dieser Kirche sind neben den vielen Kleinoden die zahlreichen Votivbilder an den Seitenwänden und an der Rückwand. Sie stammen zum Teil aus dem 18. Jahrhundert und sind Zeugnis für die unterschiedlichen Notlagen, in denen die Wallfahrer in der Vergangenheit nach Maria Beinberg pilgerten. Maria Beinberg (Boaberg im Volksmund) ist immer noch ein beliebter Wallfahrtsort, der seine Anziehungskraft bewahren konnte. Wie früher kommen die Wallfahrer vor allem aus der näheren Umgebung.

Von 1947 bis 2014 waren Mariannhiller Missionare mit dem Dienst des Benefiziaten auf Maria Beinberg betraut. Der Wallfahrts-Kurat Pater Waldemar Regele baute die schlichte Holzhütte neben dem Benefiziatenhaus zur Gaststätte als Ort der Begegnung und leiblichen Stärkung um. Im September 2014 wurde Maria Beinberg zur Diözesanwallfahrt des Bistums Augsburg erhoben. Seitdem betreut die Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach die Wallfahrt.

Seit August ist die Kirche jedoch geschlossen. Eine umfangreiche Sanierung des gesamten Komplexes mit der beliebten Wallfahrtskirche, dem Benefiziatenhaus, dem Stüberl und den sanitären Anlagen hat begonnen. Nach aktuellem Bauzeitenplan ist erst im Herbst 2023 mit der Fertigstellung zu rechnen. Dennoch wollten die Landkreisgästeführer nicht auf eine Beschreibung anlässlich des 50. Jubiläums des Landkreises verzichten. Übrigens: Die Mariengrotte, die über den Kreuzweg zu erreichen ist, erfreut sich nach wie vor einer großen Beliebtheit und kann besucht werden.

DK