Neuburg/Roßbach
Malen mit dem Mund und ganz viel Gefühl

Künstlerin Zoe Haringer besucht Neuburg – Bilder bei der Smoll Optik zu besichtigen

30.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:15 Uhr

Stolz auf ihre Arbeit: Im Schaufenster von Smoll Optik können seit diesem Sommer die Werke von Zoe Haringer (links) bewundert werden. Fotos: Gigler

Von Nicole Gigler

Neuburg/Roßbach – Zoe Haringer (14) liebt es zu malen. Und zwar auf eine ganz besondere Art und Weise: mit dem Mund. Denn seit einem Autounfall im Jahr 2010 ist die junge Künstlerin querschnittsgelähmt. In diesem Sommer hat sie es zu einer kleinen Ausstellung gebracht.



Bei der Smoll Optik in der Neuburger Rosenstraße C140 sind ihre Werke zuu sehen. . Höchste Zeit für die aus Roßbach (Landkreis Rottal-Inn) stammende Künstlerin, ihre eigene Ausstellung zu besuchen.

Am Freitagabend war es soweit. Zoe Haringer konnte ihre eigenen Werke in einem Schaufenster mitten in der Neuburger Innenstadt betrachten, sichtlich stolz. Noch stolzer war ihre Mama Bettina Haringer, die auch gleich ihr Lieblingsbild im Schaufenster entdeckt: das Abbild einer Frau, das lediglich durch Punkte Form und Farbe annimmt.

Doch Zoes Talent für das Malen ist breit gefächert, sie ist nicht auf ein Motiv fixiert. Auf die Frage, ob sie ein Lieblingsmotiv hat, antwortete sie gar mit einem einfachen „nein“. „Ich male aber gerne mit Aquarell und bunten Farben“, sagte Zoe über ihre Technik. Die Bilder im Schaufenster zeigten eine Libelle, ein Auge, einen Regenbogen – alle mit einem gewissen Etwas und, wie Silvia Smoll findet, mit einer „schönen Farbauswahl“.

Damit diese Bilder entstehen können, haben sich Zoe und ihre Mama etwas einfallen lassen. Ein kleiner Tisch wird an Zoes Rollstuhl befestigt, auf dem dann die Staffelei stehen kann. Die Farben werden ihr dann von ihrer Mama oder eine Krankenschwester gereicht. „Das funktioniert gut“, sagte Zoe. Ihre Mama weiß, warum: „Wir hüpfen ja auch gut“, sagte sie lachend.

Mittlerweile werden Zoes Bilder sogar auf T-Shirts gedruckt. Dass sie mit ihrer Malerei an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat einen besonderen Grund: Zoe wollte einen Offroad-Rollstuhl, mit dem sie auch auf Feldwegen unterwegs sein kann. Kostenpunkt: zirka 37000 Euro. „Wir mussten Geld auftreiben, also haben wir gesagt, ,ziehen wir das Ding groß auf‘,“ erzählte Bettina Haringer. Mittlerweile haben sie das Geld zusammen, doch das Projekt geht weiter.

Schon vier Bilder verkauft



Silvia Smoll erzählte, dass sie schon vier Bilder von Zoe verkauft habe. Darunter das Bild einer Libelle. Passend: Die Käuferin, Gerda Stutz, hat 2012 mit ihrem Werk „Libelle“ den Gedichtwettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte gewonnen.

Doch wer ein Originalbild der jungen Künstlerin haben möchte, geht wohl leer aus. Zoe verkauft lediglich Abdrucke ihrer Werke. Das Original bleibt bei ihr – oder besser gesagt in ihrer Bildergalerie die sich nun zu Hause über ihren ganzen Gang erstreckt.

So schnell wird jedoch kein neues Bild Platz an der Wand finden. Denn momentan hat Zoe, nach eigener Aussage, „kein Bild in Arbeit“. Es stünden jedoch welche rum, die schon seit Längerem darauf warten, fertig gemalt zu werden, sagte Bettina Haringer. Bis so ein Bild vollendet wird, dauert es oft. „Ich lasse es auch mal eine Zeit stehen“ sagte Zoe. „Dann kann man die Bilder auch auf sich wirken lassen“, fand Silvia Smoll.

Dass Smoll und Zoe überhaupt zusammengefunden haben, ist keine Selbstverständlichkeit. Schließlich trennen sie über 160 Kilometer. Doch Zoes Tante lebt in Neuburg und hat das ganze eingefädelt – und hat damit nicht nur Zoe, sondern auch den Innenstadtbesuchern eine große Freude bereitet.

DK