Appell an Kunden
Letztes Wochenende für die „auffüllBar“ in Neuburg

Inhaberin Manuela Breu blickt zurück

04.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:51 Uhr
Petra Benesch

Manuela Breu in ihrer „auffüllBar“: Knapp vier Jahre konnte hier verpackungsfrei eingekauft werden. Nun ist Schluss. Fotos: Benesch

„Ich fühle mich gut, weil es jetzt entschieden ist. Weil das Hoffen und Bangen ein Ende hat“, sagt Manuela Breu, Inhaberin der „auffüllBar“. Nach knapp vier Jahren stand sie am vergangenen Samstag zum letzten Mal in ihrem 53 Quadratmeter großen Geschäft und bediente Kundinnen und Kunden.



„Auffüllen statt Wegwerfen“ lautete die Devise, unter der die gebürtige Neuburgerin im April 2019 den ersten Unverpacktladen für Lebensmittel und Drogerieartikel in der Ottheinrichstadt eröffnet hatte. „Wir legen sehr großen Wert auf eine nachhaltige Lieferkette, welche wir mittels Regionalität und Mehrwegsystemen umsetzen. Viele Lieferanten ziehen dabei mit uns an einem Strang und beliefern uns bereits müllfrei“, war dazu auf der Homepage zu lesen. Wer letztlich aber nicht ausreichend mitgezogen hat, waren die Konsumentinnen und Konsumenten.

Das sagen die Kunden zur Schießung der „auffüllBar“

Dass aber Corona, der Krieg in der Ukraine, die Inflation oder die Energiekrise am fehlenden Umsatz schuld waren, will Manuela Breu nicht hören. „Es gibt immer irgendeinen Grund. Meine Stammkunden haben zum Beispiel auch teilweise Homeoffice gehabt und sind trotzdem in die Stadt gefahren, um hier einzukaufen“, argumentiert die 46-Jährige.

Ihrer Meinung nach geht es bei dem Modell, das ihrer Geschäftsidee zugrunde lag, um eine grundsätzliche Lebenshaltung und Konsumeinstellung: „Meine Kundschaft weiß, dass es für unseren Planeten 5 vor 12 ist.“ Die Klimakrise sei die größte Bedrohung für alle. Da müsse man trotz aller Widrigkeiten etwas dagegen tun. „Es gibt Tausend Baustellen und die Frage: Wo fange ich an, wo höre ich auf? Aber weiter zu machen wie bisher, ist der falsche Weg.“

Demnach sei ein kleiner Schritt besser, als gar keiner. Welche Erfahrungen hat Manuela Breu in den vergangenen Jahren gesammelt? „Ich habe tolle Menschen kennengelernt und hatte eine ganz liebe Stammkundschaft. Es gibt viele, die so ticken wie ich, und sehr traurig sind, dass sie nicht mehr die Möglichkeit haben, hier verpackungsfrei einkaufen zu können“, sagt sie. Dafür müsse man nun nach Eichstätt, Ingolstadt oder Schrobenhausen fahren. „Dorthin, wo es solche Angebote noch gibt. Noch gibt“, betont Breu.

Mit ihrer „auffüllBar“ wollte sie mehr für eine bessere Umwelt tun, als es ihr als Privatperson möglich war. Dennoch: „Der Einzelne darf nicht denken, er wäre nur ein kleines Licht“, sagt sie. „Jeder Einkaufszettel ist ein Stimmzettel. Damit kann ich als Konsument mitbestimmen, wie die Welt von morgen aussieht.“

Und wie wird die Welt für sie persönlich in nächster Zeit aussehen? Weiterhin strukturiert, denn sie ist schon unter Vertrag. Genau heute tritt Manuela Breu ihren ersten Arbeitstag in einem Neuburger Hotel an. „Die Philosophie des Unternehmens entspricht mir sehr und ich freue mich schon richtig auf meine neuen Aufgaben“, meint sie lächelnd. Neuburg geht ein Stück Vielfalt verloren.

DK