Taktisches Luftwaffengeschwader 74
Letzter Neujahrsempfang des Neuburger Kommodore

26.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:33 Uhr

Kommodore Oberst Gordon Schnitger während seiner Ansprache beim Neujahrsempfang des Luftwaffengeschwaders. Fotos: Tamm

Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 hat am Donnerstagnachmittag zu seinem Neujahrempfang in die Wilhelm-Frankl-Kaserne in Neuburg geladen. Zu diesem Anlass steht in der Regel der Kommodore im Mittelpunkt – diesmal ganz besonders.



Denn was seit einigen Wochen durch die Stadt weht, ist nun ganz offiziell verkündet: Kommodore Gordon Schnitger wird das Neuburger Geschwader noch im Frühjahr verlassen. Er wendet sich neuen Aufgaben in Berlin zu.

„Das Geschwader wird mir fehlen. Es gibt nichts Schöneres, als Kommodore zu sein“, meinte Schnitger im Gespräch mit unserer Zeitung am Rande des Empfangs. Er könne voller Stolz auf drei Jahre zurückblicken und habe in Neuburg tolle Highlights und eine tolle Gastfreundschaft erlebt. Wie seine wahrscheinliche neue Aufgabe in der Bundeshauptstadt aussehen wird? Dazu wollte sich der Kommodore nicht äußern. Sein Nachfolger stehe bereits fest. Doch auch hierzu schwieg Schnitger lieber. Denn noch seien nicht alle administrativen Schritte erfolgt, wie er zuvor in der Ansprache sagte.

Seit Februar 2022 in erhöhter Alarmbereitschaft



Überhaupt, die Ansprache: Der Kommodore gab sich gut gelaunt und doch überlegt. Die zurückliegenden Monate, der Krieg in der Ukraine – das Geschwader war und ist gefordert. „Seit Februar 2022 ist unser Verband in erhöhter Alarmbereitschaft“, sagte Schnitger. Auf gepackten Koffern zu sitzen sei eine besondere Herausforderung für die Familien der Angehörigen. Gerade erst ist ein Kontingent des Luftwaffengeschwaders aus Estland zurück, wo das Geschwader an der Sicherung des Nato-Luftraums beteiligt war.

Mit Blick auf die Ukraine erklärte Schnitger, „wir brauchen gute und umfangreich ausgestattete Streitkräfte“. Es stimme ihn nachdenklich, „dass es eines Krieges bedurfte, diese Erkenntnis in vielen Bereichen der Gesellschaft und Politik wieder zu erwecken“. Das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen, das von der Bundesregierung ausgelobt wurde, sei nach Jahrzehnten des Sparens „nur eine Anschubfinanzierung“. Schnitger bemühte gar das Bild des Tropfens auf dem heißen Stein.

Neuburg essenzieller Standort für Luftwaffe



Neuburg bezeichnete der Kommodore im Gespräch als einen essenziellen Standort der Luftwaffe hierzulande. Nicht weniger bedeutend ist umgekehrt laut Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) das Taktische Luftwaffengeschwader 74 für die Ottheinrichstadt. „Das Geschwader ist für Neuburg unheimlich wichtig, ein großer Wirtschaftsfaktor“, sagte er unserer Zeitung. Auch der Kommodore betonte, man sei integraler Bestandteil der Stadt und der Region.

Die Nachricht, dass Schnitger Neuburg schon bald verlassen wird, war eines der meistdiskutierten Themen während des Empfangs. Stadtrat Florian Herold (FW) etwa zeigte sich davon betroffen. Ein Verlust für das Geschwader, wie er befand. Und auch OB Gmehling schien bisher noch nicht vom baldigen Wechsel des Kommodore nach Berlin gewusst zu haben. Er meinte: „Ich war sehr überrascht, dass Gordon Schnitger das Geschwader verlässt. Aber so ist das bei der Bundeswehr: Nach einigen Jahren ruft ein neuer Posten.“

Schnitger selbst schaut offenbar zuversichtlich in die Zukunft und ist dankbar für die vergangenen Jahre. Für seine Familie und ihn gehe heuer in Neuburg die „wohl spannendste und beruflich forderndste Aufgabe“ zu Ende. Der letzte Empfang in seiner Zeit in Neuburg war dem Kommodore offenbar wichtig. „Wir haben uns gefreut, dass wir nach drei Jahren wieder einen Empfang ausrichten konnten.“ Er halte den persönlichen Austausch für sehr wichtig. Dieser fand im Übrigen bei Getränken, Kuchen und jeder Menge Erbseneintopf statt.