Neuburg/Schrobenhausen
Landrat Peter von der Grün hat noch nicht genug

31.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:11 Uhr

Überglücklich zeigt sich Peter von der Grün am Abend der Stichwahl. Da ahnte er noch nicht, was ihn als Landrat alles erwartet. Fotos: Janda, Stark, Budke, Schmitt

Am 3. Februar 2019 hat sich Peter von der Grün (FW) gegen Fridolin Gößl (CSU) in der Stichwahl zur Landratswahl in Neuburg-Schrobenhausen durchgesetzt. Zur Hälfte seiner Amtszeit – er ist bis 2026 gewählt – hat er am Mittwoch Bilanz gezogen und angekündigt, was er alles umsetzen will. Dazu beantwortete er die Frage, ob er noch einmal zur Wahl antreten möchte, deutlich.



Seit dreieinhalb Jahren ist Peter von der Grün Landrat. Und weil er außerhalb des Turnus zum Nachfolger von Roland Weigert gewählt wurde, nachdem dieser in den Landtag gewechselt war, man aber wieder zum normalen Wahl-Rhythmus zurückkehren möchte, bleibt er bis 2026 im Amt. Nun ist also Halbzeit.

„Es ist wahnsinnig viel passiert“

„Es ist wahnsinnig viel passiert“ sagt Peter von der Grün beim Gespräch in seinem Büro am Mittwoch. Corona, Ukraine-Krieg und die drohende Energie-Krise. „Drei Katastrophenfälle fallen in diese Zeit“, erklärt der Landrat. Seine eigene Krise erwähnt er zunächst mit keinem Wort. Dabei blies ihm im vergangenen Jahr durchaus ein heftiger Gegenwind ins Gesicht, als ihm anonym wie offen unter anderem mangelnde Kommunikation vorgeworfen wurde. Gipfel der Eskalation war schließlich der angekündigte Rücktritt seines Stellvertreters Klaus Angermeier (CSU) im Juli 2021. Inzwischen gebe es häufiger als vorher Treffen mit den Fraktionssprechern des Kreistags, sagt von der Grün. „Ich gebe auch viel öfter Zwischenstände bekannt. Der Austausch funktioniert recht gut.“ Und die Zusammenarbeit mit seinen Stellvertreterinnen, der Dritten Landrätin Sabine Schneider (SPD), und Vize -Landrätin Rita Schmidt (CSU), die auf Angermeier folgte, sei vertrauensvoll. „Das ist eine gute Konstellation“, erklärt von der Grün.

Und so könne er sich gut vorstellen, dass – analog zum Bild der Halbzeit – bei der nächsten Kommunalwahl nicht der Schlusspfiff ertönt, sondern, dass es Verlängerung gibt. „Die Frage, ob ich 2026 wieder antrete, kann ich klar mit Ja beantworten“, sagt von der Grün auf Nachfrage. Schließlich gebe es viele Projekte, die er jetzt erst angestoßen habe, die aber nach sieben Jahren nicht vollendet seien. Etwa die weitere Entwicklung des Kreiskrankenhauses in Schrobenhausen, bei dem ein Neubau weiterhin zur Debatte steht. In dem Zusammenhang gab von der Grün auch eine positive Nachricht bekannt, die ihn erst am Mittwoch erreicht hatte: Das Gesundheitsministerium genehmigt die beantragte Aufstockung der Akutgeriatrie von 20 auf 30 Betten.

In einem Überblick sprach der Landrat über die weiteren aus seiner Sicht wichtigen Themen:

Landschaftspflegeverband: Zehn Kommunen des Landkreises haben inzwischen ihre Bereitschaft zum Beitritt in einen Landschaftspflegeverband erklärt – und damit auch die Mehrheit der Kommunen. Am 26. September findet ab 19 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamts in Neuburg die Gründungsversammlung statt. Dazu wird auch der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW) kommen, wie von der Grün erklärte.

Donaumoos-Entwicklung: Dass der Freistaat den Moorbodenschutz im Donaumoos mit Geld und Personal finanziert, ist ein „großer Durchbruch“, sagt von der Grün. Mittlerweile hat in Karlshuld ein Team von Experten aus mehreren Ämtern die Arbeit aufgenommen, das bald auch einen Projektsteuerer als Kopf bekommen soll. Erste Projekte sind gestartet, im Herbst sind mehrere Informationsveranstaltungen geplant. Für die Mitarbeiter sei das Thema zum Teil absolutes Neuland, deswegen bitte er um Verständnis, dass am Anfang noch Sand im Getriebe sei.

Energiewende: Seit Juni ist von der Grün Vorsitzender des Planungsverbands der Region 10 und hat damit auch die Aufgabe, nach Vorgabe der Staatsregierung Flächen zu entwickeln, die für Windkraft in Frage kommen. Die Windkraft soll auch Thema einer der nächsten Bürgermeisterdienstbesprechungen werden. Dazu ist Photovoltaik im Donaumoos für den Landrat ein wichtiger Baustein der Entwicklung des Moors. Von der Grün erwähnte auch die Pläne in Karlshuld, aus Sonnenstrom eine grüne Wasserstoffproduktion und ein Nahwärmenetz aufzubauen.

Energiesparen: In welcher Form des Kreishallenbad in diesem Winter geöffnet wird, steht noch zur Diskussion. Aktuell verhandelt der Landkreis noch mit den Neuburger Stadtwerken über eine Kooperation der Angestellten.

Bauprojekte: Rund 60 Millionen Euro in Straßen- und Tiefbauprojekte sowie etwa 100 Millionen Euro – mit Kreiskrankenhaus-Neubau würden es sogar 200 Millionen Euro – will der Landkreis in den kommenden zehn Jahren investieren. Er freue sich besonders, wenn 2024 die neue Außenstelle in Schrobenhausen im Multipark eröffnet, erklärte von der Grün. Etwa 50 Mitarbeiter solle es dort dann geben. Im selben Jahr werde voraussichtlich auch die neue Donaubrücke zwischen Burgheim und Bertoldsheim fertig sein. Gefreut habe ihn die Fertigstellung der neuen Paul-Winter-Realschule in Neuburg im vergangenen Jahr. Als nächstes wird dem Gymnasium in Schrobenhausen zu Leibe gerückt, die Planungen für die Erweiterung des Gymnasiums in Neuburg laufen noch.

Schulen: Der Landkreis möchte Bildungsregion werden. Dabei sollen sich verschiedene Schulen und Partnerinstitutionen vernetzen.

Corona-Pandemie: Rund 1,3 Millionen Euro zur Bekämpfung der Pandemie sind allein an Sachkosten am Landkreis hängengeblieben. Rund 130000 Impfungen wurden seit Januar 2021 verabreicht. Aktuell sei das Interesse abgeflaut, von der Grün hofft auf den angepassten Impfstoff. Sollte der Test- und Impfbedarf wieder steigen, soll es auch in Neuburg wieder ein Zentrum geben. Aktuell ist der Landkreis auf der Suche nach einem Standort.

Ukraine-Krieg: 818 Flüchtlinge aus der Ukraine sind derzeit im Landkreis gemeldet, nur 334 davon wohnen in staatlichen Unterkünften. 60 Prozent der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche.

Gesundheitsversorgung: Die Gesundheitsversorgung im Kreis ist von der Grüns „Leib- und Magenthema“, wie er erklärte. Neben der im Kreistag einstimmig beschlossenen Sanierung des Kreiskrankenhauses und dessen weiterer Ausgestaltung etwa in Zusammenarbeit mit den regionalen Kliniken sieht er noch viele weitere Felder. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird an der FOS/BOS im kommenden Jahr die Fachrichtung Gesundheit eingeführt, was aus der Sicht des Landrats viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Viel verspricht er sich auch vom THI-Studiengang „Gesundheit und Life Sciences“. Angestrebt wird eine Pflegefachschule in Schrobenhausen. Dazu gibt es Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, um etwas am hohen Altersdurchschnitt der Hausärzte im Kreis zu ändern. Und Johannes Donhauser, der Leiter des Gesundheitsamts, arbeitet gerade an einem Förderantrag, um dem Landkreis den Status Gesundheitsregion plus zu verschaffen.

DK