Neuburg
Kreative Köpfe in der Altstadt

44. Neuburger Sommerakademie bringt Kunstwerke aller Art zum Vorschein

04.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:17 Uhr

Was sich aus einem Müsli alles machen lässt, zeigt Herbert Blumschein (oben). Das war aber noch lange nicht alles. Neben einem Hundethron (Mitte, l.), einem Raum aus Pappkarton (Mitte, 2. v. l.), versuchen sich andere an einem „hässlichen“ Gemälde (Mitte, r.), an der Spachteltechnik (unten, l.) oder einem Stop-Motion-Film (unten, r.). Fotos: Gigler

Von Nicole Gigler

Neuburg – Bei einem Rundgang durch die 44. Neuburger Sommerakademie entdeckt man sie überall: Die Wiederholungstäter, die es Jahr für Jahr gar nicht abwarten können, ihrer Kreativität in der Oberen Altstadt freien Lauf zu lassen. Noch bis zum 13. August können sie ihre Pinsel, Instrumente und Stimmen schwingen.



Den eigenen Stil verändern

Eine der jüngsten Wiederholungstäterinnen ist die Stuttgarterin Lina Kolb (21). Vergangenes Jahr hat sie sich erfolgreich um das Sommerakademie-Stipendium beworben – der damalige Malerei-Kurs war somit kostenlos. Dieses Mal hat es sie in den Druck verschlagen: „Ich habe damals so gute Impulse bekommen, dass ich nicht streng bei der Malerei bleiben muss.“ Und auch das differenzierte Feedback gefalle ihr sehr.

Ihre Idee: ein kleines Häuschen aus Karton. Gerade baumelt noch ein Fisch aus selbigem Material von der Pappdecke, der aber bald von vielen Drucken abgelöst werden soll.

Mitgebracht hat Kolb nicht nur viele Ideen, sondern auch zwei Freunde, worüber sich Goda Plaum, Künstlerische Leiterin der Sommerakademie, sehr freut: „Das ist ein geplanter Effekt des Stipendiums.“

Im Malerei-Kurs hat sich Lise Waltiger aus Neuburg ein ungewöhnliches Ziel gesetzt: „Ich will ein hässliches Bild malen.“ Doch was sich erst etwas verrückt anhört, ergibt Sinn: Waltiger, die schon zum sechsten Mal teilnimmt, will aus ihren Strukturen ausbrechen: „Ich habe immer Dinge abgebildet und schön gemalt. Ich will wissen, ob sich das, was ich jetzt hier mache, gut anfühlt.“

Ihren Stil mal etwas verändern – das möchte auch Inge Hoffmann aus Oberhausen. Sie will nun weg von der Ölmalerei und probiert sich an Acryl aus. „Ich habe immer die Realität gezeichnet“, sagt sie. Jetzt stehen aber scharfe Kanten auf ihrer To-do-Liste. „Es sieht einfach aus, aber ich habe gemerkt, das ist ganz schön schwer.“

Doch trotz aller Schwierigkeiten, verliebt hat sie sich schon. In ihr gespachteltes Gemälde aus verschiedenen Blautönen. Je nach Winkel sieht man zufällige Motive in den Tiefen des Blaus – ein Schiff und ein Gesicht erkennt Hoffmann.

Hunde und Köpfe in Crossmedia

Bunt allein wäre für das, was in den Räumen des Kurses Crossmedia passiert, die Untertreibung des Jahrhunderts. Höchst unkonventionell trifft es schon eher. Die Künstlerin, die sich „Dogartista“ nennt und aus Augsburg kommt, versucht eine Welt darzustellen, in der – wie es der Name nahelegt – lediglich Hunde leben und regieren. Dazu hat sie unter anderem einen Hundethron gebaut.

Nur einen Platz weiter sitzt Herbert Blumschein aus Eitting. Schon 22-Mal war er in der Sommerakademie dabei. Sein diesjähriges Thema: Köpfe. Dazu hat er jeden Morgen das Frühstücksmüsli seiner Frau fotografiert – mit Hilfe von verschiedenen Obstsorten und Nüssen entstanden auf der Yoghurtbasis dann Gesichter. „Talkrunde“ nennt er das Ganze. Zwischen die Gesichter will er Auszüge aus der Zeitung, Annoncen und selbst gelauschten Gesprächen schreiben.

Einem ernsten Thema nimmt sich Stipendiatin Franka Baumann (23) aus Schwäbisch Gmünd an. Die Lehramtsstudentin will mit einem Stop-Motion-Film das Aussterben der Innenstädte darstellen. Und alle Bilder, die in dem Film zu sehen sind, sind Zeichnungen von Baumann.

„Medienoffen“ ist laut der Kursleiterin Serena Ferrario ein wichtiges Stichwort im Crossmedia-Kurs, was Gabriele Kaps (CSU), Kulturreferentin des Stadtrats, auf eine Idee bringt: „Man könnte doch auch ein Bild in ein Musikstück umwandeln.“ Kaps selbst wird im Kurs „Alte Musik“ an ihrem Gesang feilen.

Sogar die Künstlerische Leiterin, Goda Plaum, hat als Zwölftklässlerin einst an einem Kurs in der Sommerakademie teilgenommen. „Hier habe ich an meiner Bewerbungsmappe für die Akademie gearbeitet“, sagt sie. Das Besondere: Im Fürstengang, in dem der Kurs damals stattfand, hatte sie vor einem Jahr eine eigene Ausstellung. „Das hätte ich damals auch nicht gedacht.“

DK