Mehr Patienten
Krankenhäuser in Aichach und Friedberg entwickeln sich bei der Belegung gegen den Trend

16.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:02 Uhr

In den Kliniken an der Paar in Friedberg und Aichach steigen die Patientenzahlen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. In den meisten Krankenhäusern in Deutschland ist das anders. Foto: Fotos: Archiv, Bastian Brummer

Eine erfreuliche und überraschende Nachricht hatte Hubert Mayer, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar (Klipa), für die Mitglieder des Krankenhaus-Werkausschusses bei der jüngsten Sitzung dabei: Während die Patientenzahlen in den deutschen Krankenhäusern weiter zurückgehen, gibt es im Landkreis Aichach-Friedberg eine gegenläufige Entwicklung. Dort wurden zuletzt mehr Menschen als vor Corona behandelt.

Während der Pandemie seien die Zahlen nach unten gegangen, erinnerte Mayer. Man sei aber davon ausgegangen, dass man „eine Welle vor sich herschiebt“, die nach Abflauen der Pandemie dann in die Krankenhäuser schwappt. Also etwa nicht dringende Operationen, die aufgeschoben werden konnten.

Nun müsse man feststellen, dass es offenbar keine Welle gegeben hat und die Patientenzahlen in Deutschland weiter zurückgehen. Mayer sprach von einem Minus von zuletzt 15 Prozent gegenüber der Vor-Corona-Zeit. Aichach-Friedberg hat sich davon aber abgekoppelt. „Das ist sehr positiv“, wertet Mayer diese Entwicklung.

Landrat Klaus Metzger (CSU) brachte die erfreuliche Tendenz in einem Gespräch mit der Heimatzeitung unter anderem in Zusammenhang mit der Neustrukturierung der Notaufnahmen an den Klipa. Die seien nun eine eigenständige Organisationseinheit mit einem Chefarzt und müssten seltener als früher abgemeldet werden. „Da sind wir nun besser aufgestellt“, sagte Metzger.

Viele Menschen bevorzugen kleiner Kliniken



Einen anderen Grund sieht er in der Krankenhaus-Landschaft in Augsburg und der Tatsache, dass viele Menschen inzwischen lieber in eine kleinere Klinik kämen. Bei der positiven Entwicklung der Patientenzahlen spielt aber auch mit, dass das Vergleichsjahr 2019 an den Klipa ein ausgesprochen schlechtes Jahr gewesen ist. Von einem niedrigen Niveau aus sind Zuwächse natürlich schneller erreicht.

Wirtschaftlich lief es im vergangenen Jahr an den Kliniken relativ gut, zumindest werde man nicht schlechter als geplant abschneiden, sagte Mayer. Der Jahresabschluss soll demnächst vorgelegt werden. Die Zahlen im laufenden Jahr seien derzeit sogar besser kalkuliert.

Allerdings müssen die Kliniken mit stark steigenden Lohnkosten rechnen (siehe Kasten). Ein finanzieller Risikofaktor ist zudem die immer noch nicht abschließend geklärte Frage, ob die Kliniken Corona-Hilfe in Höhe von etwa 2,5 Millionen Euro zurückzahlen müssen. Wie mehrfach berichtet, steht die Rückzahlung von Geldern für die Jahre 2021 und 2022 im Raum, weil das Referenzjahr für die Hilfen für die Klipa besonders ungünstig gewählt wurde. Trotz mehrere Vorstöße bei den Gesundheitsministerien in München und Berlin gebe es da wenig Bewegung, berichteten Metzger und Mayer unisono. Letztendlich entscheiden muss das Ministerium in Berlin, auf den Bescheid von dort wartet man in Aichach aber weiter.

Das Personal in den Kliniken-Paar kommt im Übrigen auch in den Genuss des sogenannten „Job-Tickets“, sozusagen einer Variante des 49-Euro-Tickets. Durch Zuschüsse der Kliniken und des Freistaats reduziert sich der Preis auf 34,30 Euro im Monat. Voraussetzung: Man muss es aktiv beantragen und das Ticket wegen des hohen Verwaltungsaufwands für mindestens ein halbes Jahr buchen.

Im Krankenhaus-Alltag kaum noch eine Rolle spielt dagegen Corona. Zwar gebe es immer wieder Schübe mit relativ vielen positiv getesteten Patienten, die aber nicht wegen Corona behandelt würden. Aus Sicht von Mayer spiegele das die allgemeine Infektionslage wider. Er ist sicher, dass es hohe Infektzahlen gebe, die aber nicht auffielen, weil kaum noch getestet werde. „Die Menschen werden aber zum Glück nicht mehr schwer krank.“

Steigende Personalkosten



Die bereits beendeten Tarifverhandlungen für das Pflegepersonal beziehungsweise die noch laufenden für die Ärztinnen und Ärzte lassen die Personalkosten deutlich nach oben gehen. Über das gesamte Personal gerechnet sind es durchschnittlich elf Prozent mehr. Vor allem im kommenden Jahr werden sich Tariferhöhungen deutlich bemerkbar machen und die Personalkosten voraussichtlich von 44 und 49 Millionen Euro ansteigen lassen. „Wir sehen besorgt auf 2024“, sagte der Geschäftsführer.
Ob mehr Lohn auch zu mehr Personal in den Krankenhäusern führt, wie es beispielsweise Grünen-Fraktionsvorsitzende Marion Brülls hofft, ist dabei die Frage. Denn es gebe einen allgemeinen Fachkräftemangel, der auch zu einem Verdrängungswettbewerb führe. Darauf verwies Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann (SPD), der prognostizierte, dass man mit dem Mangel werde leben müssen.

SZ